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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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überrascht, dass er keine Worte fand, sondern lediglich ein paar Mal nickte. Es hielt ihn kaum noch auf seinem Stuhl. In Gedanken bekreuzigte er sich. Irgendjemand meinte es gut mit ihm. Der König machte seinem Ruf als weiser Mann alle Ehre. Diese monatlichen Zuwendungen würde ihm mehr Wohlstand garantieren, als er in seinem Leben bisher gehabt hatte.
    »Die erste Ziehung soll bereits im Sommer stattfinden«, verkündete Hainchelin. »Denkt Ihr, dass Ihr bis dahin diese Lotterie aufbauen könnt?«
    Calzabigi nickte erneut und spürte, wie der Tatendrang sich in ihm ausbreitete. »Es gibt viel zu tun. Wir werden das Lottospiel dem Volk erklären müssen, Lotteriekontore im gesamten Reich aufbauen, die Finanzen ordnen – aber ich werde es schaffen!« Er spürte ein Jucken am rechten Nasenflügel, traute sich jedoch nicht, sich dort zu kratzen. Bis zum Sommer war nicht mehr viel Zeit, und er wusste aus Erfahrung, wie aufwendig der Aufbau einer Lotterie war.
    »Ich warne Euch davor, den König zu enttäuschen. Kaum etwas hasst er mehr als Unpünktlichkeit und Verzögerungen«, sagte Hainchelin mit scharfem Ton und nahm seinerseits einen Schluck Kaffee. Die Art und Weise, wie er die Tasse zwischen Zeigefinger und Daumen, mit weit abgespreiztem kleinem Finger hielt und zu seinen gespitzten Lippen führte, erinnerte Calzabigi an einen Vogel an der Tränke.
    »Das wichtigste Instrument zur Absicherung der Lotterie«, erklärte Hainchelin, »bin jedoch ich!«
    Er machte eine Pause, um Calzabigis Reaktion abzuwarten, und registrierte zufrieden dessen Verwunderung.
    »Der König hat mich mit der Gegenrechnungsführung beauftragt und mit sofortiger Wirkung zum Commissario der Lotterie ernannt«, teilte Hainchelin mit. »In dieser Funktion tue ich nichts anderes, als Euch zu kontrollieren.« Er schien entschlossen, mit dieser Aufgabe sofort anzufangen, und beobachtete sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen.
    Calzabigi griff nach der Kaffeetasse, aber sie war leer. Ihm war klar, dass er sich den Wünschen des Königs würde beugen müssen. Es hatte keinen Zweck, sich gegen dessen Anordnung zu sträuben. Wenn es die Lotterie nur mit diesem preußischen Wachhund geben sollte, musste er dies akzeptieren.
    »Es ist mir eine Ehre, Euch zum Kontrolleur zu haben«, sagte er daher und setzte sein freundlichstes Lächeln auf.
    Dies brachte Hainchelin sichtlich aus dem Konzept. »Ich habe gute Augen!«, entgegnete dieser nach einer kurzen Pause, als gelte es, eine Drohung zu verschärfen. Dann beugte er sich vor und senkte seine Stimme. »Ab sofort bin ich Euer Schatten. Was Ihr einnehmt, werde ich nachzählen. Was Ihr ausgebt, werde ich genehmigen müssen. Wenn Ihr das Herz der Lotterie seid, bin ich der Kopf!«
    Wohl eher die Hämorrhoiden, dachte Calzabigi, der sich weit in seinem Sessel zurückgelehnt hatte, um dem faulen Atem Hainchelins zu entgehen. Auch jetzt hielt er es für besser, nichts zu sagen. Damit war er in diesem Haus bisher gut gefahren.
    »Die große Sorge des Königs, dass die Lotterie Verlust erleiden könnte, ist auch die meine«, betonte Hainchelin. »In Eurem Plan schreibt Ihr, dies sei unmöglich, und zwar dank einer Erfindung, die Ihr gemacht habt. Castelado nennt Ihr sie.«
    »Ihr meint das Castelleto!«, korrigierte Calzabigi ihn sogleich. »In der Tat ist diese meine Erfindung einzigartig und garantiert, dass Verluste nicht entstehen können.«
    Hainchelin wiegte den Kopf hin und her. »Ich muss gestehen, ich habe dieses Institut in Eurem Plan nicht ganz verstanden. Nicht weil es mir an Klugheit fehlt, sondern weil ich Eure Erklärung nicht eindeutig fand …«
    Calzabigi tat, als habe er den neuerlichen Affront überhört. »So erlaubt mir, dass ich es Euch noch einmal erläutere, in einfacheren, eingängigeren Worten. Meine Schwester in London hat sechs Kinder, und so bin ich es gewohnt, Dinge in wenig komplizierten Sätzen zu erklären.«
    Hainchelin verzog die Augenbrauen, schien sich jedoch unschlüssig, ob die Worte des Italieners als Beleidigung gedacht waren oder nicht.
    »Die Gefahr bei der Lotterie besteht für denjenigen, der sie ausrichtet, allein darin, dass die Höhe der Gewinne die Höhe der Einnahmen übertrifft«, stellte Calzabigi fest. »In diesem Fall wird ein Verlust eintreten. Nach strengen mathematischen Berechnungen, die ich in den vergangenen Monaten angestellt habe, werde ich höchstpersönlich vor der Ziehung die Gesamthöhe der Einsätze auf die verschiedenen Einsatzarten

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