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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Handtasche, die auf dem Tisch stand, und hing sie Trisha über die Schulter. Schon wollte sie sich abwenden, als er sie zurückhielt.
    »Dein Los«, sagte er. »Vergiss dein Los nicht.«
    »Ach ja!« Trisha schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, nahm den Umschlag mit dem alten Stück Papier an sich und stopfte ihn in ihre Handtasche.
    »Hey, vorsichtig, Madame!«, rief Chad und kam ihr zu Hilfe. »Wenn man dem Mönch glauben will, ist das vielleicht unsere Fahrkarte in den Milliardärsklub.«
    Trisha rülpste leise und lachte erschrocken auf. »Sorry«, nuschelte sie und fügte an: »Definitiv zu viel Wein.«

30
    B ERLIN , 1763
    Rechtzeitig zum Beginn der Ziehung schob sich die Sonne hinter den Wolken hervor und blickte als neugierige Zuschauerin hinab auf das wilde Treiben in der Wilhelmer Straße. Vor dem Eingang des Lotterieamtes hatten die Zimmerleute in Calzabigis Auftrag eine riesige hölzerne Rampe errichtet. Auf ihr war seit dem Morgen das Glücksrad präsentiert worden, eine drehbare Trommel von der Größe eines Wagenrades.
    Gerade war Hofrat Hainchelin erschienen und hatte unter dem Gejohle der vielen Schaulustigen mit hochwichtiger Miene neunzig identische Kapseln in die Trommel hineingegeben.
    Calzabigi hatte die hölzernen Hülsen den ganzen Morgen über mit den auf Velinstreifen gedruckten Glückszahlen befüllt. Nun stand er als stiller Beobachter am äußersten Rand der Bühne und beobachtete das Spektakel. Nur kurz war er der Verlockung erlegen, selbst eine tragende Rolle bei der Ziehung zu übernehmen. Dann hatte er sich besonnen und den anderen das Rampenlicht überlassen.
    Nach der »alchemistischen Vorführung« anlässlich des Castelletos hatte er wohl mitbekommen, dass ihm in den Straßen Berlins etwas Magisches angedichtet worden war. Marie hatte ihm eines Abends berichtet, dass man überall in der Stadt mit großer Ehrfurcht von ihm als »dem Lotto-Graf«, sprach. Seit dem Beginn seines Aufenthalts in Berlin hatte er viel gelernt. Dazu gehörte auch, dass in der Kochkunst und Alchemie die wichtigsten Zutaten stets diejenigen waren, die in kleiner Dosierung verwendet wurden. Und so hatte er beschlossen, sich rar zu machen.
    Plötzlich zupfte ihn jemand am Ärmel. Als er sich umdrehte, stand der Unternehmer Gotzkowsky mit grauem Gesicht vor ihm. Nachdem er bei ihm ausgezogen war, hatte er ihn lange nicht mehr gesehen. Aber Hainchelin hatte ihm, nicht ohne Schadenfreude, verraten, dass Gotzkowskys Bankrott nun nicht mehr abzuwenden war. Der König habe dem Unternehmer ein Angebot unterbreitet, dessen Porzellanmanufaktur zum Spottpreis zu erwerben. Gotzkowsky schien noch zu zögern. Calzabigis frühere Bewunderung für diesen ehemals so stolzen Kaufmann war in Mitleid umgeschlagen. Daher hatte Calzabigi ihn zum ersten Schöffen der Lotterieziehung ernannt.
    Nun zog er Calzabigi näher zu sich heran.
    »Ich habe selbst gesetzt!«, raunte er. »Auf eine Quaterne!«
    »Als Schöffe ist Euch das verboten!«, gab Calzabigi empört zurück. Er war sich sicher, dass Hainchelin irgendwo eine Vorschrift erlassen hatte, wonach Schöffen vom Spiel ausgeschlossen waren.
    Gotzkowsky verstärkte seinen Griff.
    »Meine letzte Hoffnung!«, sagte er mit verzweifelter Stimme.
    Calzabigi zögerte. Die Aussichten auf eine Quaterne waren so gering, dass er sich ohnehin nicht mit der Frage würde beschäftigen müssen, ob Gotzkowsky der Gewinn ausgezahlt werden könnte oder nicht. »Dann wünsche ich Euch viel Glück, mein Freund«, sagte Calzabigi und löste Gotzkowskys Griff. »Nun nehmt aber Euren Platz ein!«
    »Ich danke Euch!«, hauchte Gotzkowsky ergriffen und verschwand auf die Bühne.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Rampe erschien Marie mit dem kleinen Charles. Die Contouche , die sie trug, betonte ihre schmale Taille, die er mit beiden Händen hätte umfassen können. Das Oberteil lag eng an ihrem üppigen Busen, der in der Sonne glänzte.
    In den vergangenen Wochen war sein Verlangen nach seiner jungen Gemahlin stetig gestiegen, umso härter hatte ihre Abweisung ihn getroffen. »Ihr zahlt mich, damit ich Eure Gemahlin spiele, nicht Eure Kurtisane«, hatte sie ihm weinend, fast flehentlich, entgegengeworfen und ihn weggestoßen, nachdem er es in einem schwachen Moment gewagt hatte, ihren Hals zu küssen. Jedoch war es mehr als ein körperliches Verlangen, das er verspürte. In den Monaten, in denen sie nun in seinem Haus wohnte, hatte er in ihre Seele geblickt. Niemals zuvor hatte er ein

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