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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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wollte. Andrea hatte im Moment nicht den Nerv, sie davon abzuhalten. Und solange sie tatsächlich Dr. Meinhardt, mit oder ohne Lenas Zutun, näherkam, sollte es ihr genau genommen egal sein, was Lena wieder ausheckte. Fest stand nur, diese Kreuzfahrt würde noch äußerst interessant werden.

    Andrea schlotterten die Knie, als sie am nächsten Morgen in aller Früh zur Krankenstation ging. Um diese Uhrzeit war auf der Sea Love noch nicht allzu viel los, aber sie begegnete einigen Sportversessenen, die an Deck joggten oder Tennis spielten. Wäre wohl nicht allzu schlecht, wenn sie sich einem von ihnen beizeiten anschloss. Andrea wischte den Gedanken gleich wieder fort. Sie war zwar alles andere als zufrieden mit ihrer Figur, dafür aber auch ein echter Sportmuffel.
    Inzwischen hatte sich ihr Magen beruhigt und ihr Körper sich an den Seegang gewöhnt. Die Tropfen vertrug sie gut. Heute erschien ihr das Wetter besonders mild, und die Sea Love schaukelte kaum merklich. Umso unangenehmer war es, dem Doktor direkt ins Gesicht zu lügen, ihm eine Seekrankheit vorzuspielen, die gar nicht mehr da war.
    Und wofür das Ganze? Damit er sie noch einmal untersuchte? Zugegeben, sie sehnte sich nach seiner Aufmerksamkeit, nach seinen Berührungen, auch wenn diese nur Untersuchungszwecken dienten. Aber für den Augenblick würde ihr das genügen. Wäre da nicht das schlechte Gewissen, das unentwegt an ihr nagte. Sie war eben keine Lena Gruber, die schon mal falschspielte, um an ihr Ziel zu kommen.
    Je näher Andrea Lautenthal der Krankenstation kam, desto langsamer wurden ihre Schritte. Gab es denn keine andere Möglichkeit, in Kontakt mit Dr. Thomas Meinhardt zu kommen? Sollte nicht an diesem Abend eine Gala stattfinden, mit Live-Gesang und allem Pipapo? Gewiss würde auch die Crew zu diesem Anlass erscheinen, aber ob der Doktor dann überhaupt die Zeit hatte, sich mit ihr zu unterhalten. Sie war ja auch nicht die einzige Single-Frau an Bord. Und dass der Schiffsarzt auffällig attraktiv war, war gewiss nicht nur ihr aufgefallen.
    Nein, es gab nur diesen einen Weg für sie. Sie musste einfach ihre Skrupel beiseiteschieben und den Plan durchziehen. Immerhin stammte er von Lena, und deren Pläne gingen in der Regel auf. Endlich erreichte sie die Krankenstation, aber Andrea schaffte es dennoch nicht zur Anmeldung. Sie fühlte sich einfach schäbig. Hatte sie solche Tricks wirklich nötig?
    Als eine Schwester auf sie zukam und besorgt fragte, wie es ihr ginge, behauptete Andrea, sie hätte sich nur verlaufen, und verließ die Station wieder. Es war nicht richtig, den Doktor anzulügen. Das war nicht ihr Stil.
    Nun lief sie gedankenversunken über das Deck, beobachtete abermals all die fitten Menschen mit ihren Traumfiguren um sich herum, von denen sich zusehends mehr im Sportbereich sammelten.
    Andrea wäre gern eine dieser athletischen Frauen gewesen, die kein Gramm zu viel auf den Rippen hatten, die gesund und attraktiv aussahen, aber es war ihr nicht vergönnt. Schon während der Pubertät hatte sie vergeblich gegen die überschüssigen Pfunde angekämpft. Keine Diät hatte ihr geholfen, im Gegenteil, viele hatten sogar den gefürchteten Jo-Jo-Effekt bewirkt, auf den sie gut und gern verzichten konnte.
    »Kann ich Sie zu einer Runde Jogging überreden?«, fragte plötzlich ein Mann hinter ihr. Andrea fühlte sich im ersten Moment gar nicht angesprochen. Erst als sie merkte, dass niemand sonst im näheren Umkreis stand, der hätte gemeint sein können, drehte sie sich um und erstarrte, als sie in Dr. Meinhardts strahlende Augen blickte. Sie waren tiefgründig, dunkel, und doch glaubte sie in diesem schwarzen Abgrund etwas aufflammen zu sehen. Etwas, was ihr die Kehle trocken werden und ihr Herz schneller schlagen ließ. Doch wahrscheinlich war dieses Etwas nur Einbildung. Wunschdenken.
    »Sie haben mich erschreckt«, sagte sie ehrlich. Wurde er denn nicht auf der Station gebraucht? Natürlich gab es auch noch einen zweiten Arzt an Bord. Vermutlich hatte Dr. Meinhardts Schicht einfach noch nicht begonnen.
    »Das tut mir aufrichtig leid. Wie ich sehe, wirken meine Tropfen. Das freut mich sehr.«
    »Ja, es geht mir viel besser.« Andrea versuchte sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.
    »Also, was halten Sie von meiner Idee? Eine Morgenrunde zu zweit?«
    »Ich … weiß nicht recht.« Ausdauersport war noch nie etwas für sie gewesen. »Ich habe nicht die passenden Sachen dabei«, rechtfertigte sie sich rasch.
    Dr. Meinhardt

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