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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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dazu zu feige warst, spätestens nach dem Waffenstillstand im Westen hättest du hier auftauchen müssen. Kriegsgefangenenlager! Vergessen aufzulösen! Ich lach mich tot.«
    »Sie sollten mir besser mitteilen, was Sie mir vorwerfen. Wodka trinken im Adlon. Ist das inzwischen eine Straftat?«
    »Sie Schlaumeier.« Lohmeier stand auf, ging um den Schreibtisch herum und näherte sich Zacharias von der Seite. Zacharias roch seinen stinkenden Atem. »Halt mich nicht für blöd«, zischte Lohmeier. Er trat ein Stück zurück und schlug Zacharias ansatzlos ins Gesicht.
    Der Schlag überraschte Zacharias nicht, es brannte an der Schläfe. Etwas in ihm sagte: Bleib sitzen! Nicht zurückschlagen. Keine Reaktion zeigen. Beim letzten Mal hast du dich auch nicht provozieren lassen.
    Es fielen ihm die Menschen ein, die er verfolgt und geschlagen hatte. Aber das war etwas anderes, oder nicht? Es war eine Klassenfrage. Wenn ein Bolschewik einen Feind schlug, mochte es richtig sein. Wenn ein Bolschewik geschlagen wurde, dann war es falsch. Bist du für die Revolution, oder bist du gegen Revolution? Das war nicht gleichwertig, sondern der Unterschied zwischen Mensch und Abschaum. Menschen darf man nicht schlagen, Abschaum muss man vernichten. Richtig ist, was dem Proletariat nutzt, falsch ist, was ihm schadet.
    »Was hast du mit diesem Bolschewistenanführer im Adlon besprochen?«
    »Seit wann duzen wir uns?«
    Lohmeier lachte. »Seit wann legt ihr Wert auf Manieren? Ihr seid Dreck. Solltet froh sein, dass überhaupt ein anständiger Deutscher mit euch redet. Auch wenn es nur im Verhör ist.«
    »Sie haben gar keine Angst?« fragte Zacharias.
    Die Frage überraschte Lohmeier. Er sagte nichts, schaute Zacharias böse an.
    »Stellen Sie sich vor, die Bolschewisten kommen an die Macht. Wenn ich wäre, was Sie glauben, dann hätten Sie nicht mehr lange zu leben.«
    »Willst du mir drohen?«
    »Nein, ich bin ja kein Bolschewist.«
    »Du bist ein dreckiger Lügner.«
    »Sie beleidigen einen Kriegsteilnehmer. Wo waren Sie denn, als das Vaterland rief?« Zacharias fühlte sich nun sicherer. Dieser Kommissar war zu aggressiv, er begann die Kontrolle über das Verhör zu verlieren. Gegen einen Tschekisten kommst du nicht an.
    Der Kommissar lehnte sich zurück auf seinem Stuhl. »Sie waren bei Retzlaw und nun bei Radek-Sobelsohn, diesem Stück Mist aus der jüdischen Jauchegrube.«
    »Dass ich nicht bei diesem Rutzlow war, sagte ich Ihnen bereits. Es lässt sich sogar beweisen, wenn Sie sich denn die Mühe machten. Und was den Herrn im Adlon betrifft, er hat nicht unangenehm gerochen. Und über Religion konnten wir nicht sprechen. Sie haben uns ja unterbrochen, Herr Kommissar. Wie hieß dieser Herr noch?«
    »Diese Dame in Ihrer Begleitung hat es längst zugegeben.«
    »Was?«
    »Die Wahrheit.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte Zacharias. »Dann kann ich ja gehen.« Er tat so, als wollte er aufstehen.
    »Sitzenbleiben!« brüllte Lohmeier. »Die Dame hat gestanden, dass Radek und Sie ein Komplott planen gegen die deutsche Regierung.«
    Zacharias überlegte. Er spürte, wie er immer ruhiger wurde. Dieser Wicht konnte ihn nicht beeindrucken. »Gegen die Reichsregierung? Gegen die ganze Welt, mindestens, mit Kleinigkeiten beschäftige ich mich gar nicht erst.«
    Lohmeier schaute ihn wütend an. »Sie wollen mich wohl verarschen!«
    »Jetzt habe ich ein Geständnis abgelegt, und es ist Ihnen auch nicht recht. Sagen Sie, was Sie hören wollen.«
    Die Tür ging auf. Ein großer, hagerer Mann trat ein. Lohmeier sprang auf. »Herr Kriminalpolizeirat!«
    »Machen Sie weiter!« sagte der Mann. Er nahm sich einen der Stühle, die an der Wand standen, und setzte sich an die Seite von Lohmeiers Schreibtisch, so dass er beide im Auge hatte.
    »Sie sollten jetzt gestehen, dass Sie sich mit diesem Radek-Sobelsohn gegen die Reichsregierung verschworen haben. Das ist Hochverrat! Alle Beweise sprechen gegen Sie!«
    Es war eine erbärmliche Inszenierung. »Würden Sie mir wohl freundlicherweise nur einen Ihrer Beweise nennen.« Zacharias mühte sich, höflich zu sein.
    »Ich habe Sie in flagranti mit dem weltweit bekannten Bolschewistenführer Radek-Sobelsohn ertappt. Sie hatten sich in einem Besprechungszimmer des Adlon versteckt, um ungestört Ihre hochverräterischen Pläne zu schmieden.«
    Es klang lächerlich. Zacharias ahnte, Lohmeier setzte sich weniger mit ihm auseinander als mit dem Kriminalpolizeirat, der auf seinem Stuhl saß und sie beobachtete, ohne eine

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