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Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Jecklin wär noch unbeweibt, und wer weiß, wenn der mal hin und wieder einen Kuss bekäme, säh er die ganze Welt vielleicht nicht mehr so höllenschwarz.«
    Darüber wollte Diether sich vor Lachen ausschütten, und als der zweite Schlauch leer war, waren sie sich einig, dass Jecklin und Magda füreinander bestimmt waren. In ihre Betten schafften sie es nicht mehr, sondern schliefen so, wie sie waren, zwischen den Wäschesäcken ein.
    Diether erwachte von dem erbarmungslosesten Kopfschmerz seines Lebens. Hinter seinen Schläfen hockten zwei Trommler, die mit eisernen Schlegeln Löcher in seinen Schädel hackten, und in seinem Mund lag keine Zunge mehr, sondern ein pelziges, totes Tier. Grelles Tageslicht quoll durch die Dachritzen, brannte ihm in den Augen, und es dauerte eine Ewigkeit, bis ihm klar wurde, wo er sich befand. Hans war längst fort. Er musste am Vormittag für den Bader arbeiten und wollte erst später zum Neuen Markt nachkommen. Er aber, Diether, wurde dort seit dem Morgengrauen erwartet!
    Erschrocken sprang er auf, plumpste jedoch augenblicklich auf den Wäschesack zurück. Wimmernd hielt er sich die Schläfen, so teuflisch wütete der Schmerz in seinem Kopf. Zudem musste ihm das Ungeziefer in seinem Mund, ehe es verreckt war, sämtliche Flüssigkeit aus dem Leib gesaugt haben, denn einen Durst wie diesen hatte er nie verspürt. Langsam, ganz langsam tastete er sich in die Höhe, um nicht sofort wieder niederzufallen. Schwankend stützte er sich an der Wand ab. Das Stehen fiel ihm schwer, aber immerhin war er in der Lage, sich in kleinen Schritten vorwärtszubewegen.
    Wie es um sein Äußeres bestellt war, wollte er lieber nicht wissen. Die Kleider zerdrückt, das Haar zerrauft, die Augen rot gerändert wie bei Kaninchen – und so wollte er seiner Gretlin unter die Augen treten? Er hatte mit Hans ausgemacht, dass er die Schwestern abholen würde, damit sie den berühmten Propst zu sehen bekamen. Siedend heiß fielen ihm Einzelheiten des gestrigen Abends wieder ein: Wegen der dummen Streiterei mit Magda hatte er die Miete nicht bezahlt, und jetzt würde Caspar ihn zur Rede stellen. Sollte er also besser gleich zur Kirche laufen, ohne Gretlin und Ursel in der Rippe abzuholen? Er wollte jedoch auf keinen Fall, dass Gretlin das Spektakel versäumte. Sie sollte dabei sein, wenn ihr Liebster endlich aller Welt zeigte, zu was er imstande war.
    Die Straßen der Stadt wirkten geradezu gespenstisch leer. Um die vereinzelten Karren und Stände auf dem sonst so belebten Olden Markt tummelte sich höchstens eine Handvoll Kunden. Aus der Ferne sah Diether seine Schwester, die hinter ihrem Scharren Bier ausschenkte, und nahm die Beine in die Hand, ehe ihr Blick ihn erhaschte.
    Selbst in der Rippe war nur ein einziger Tisch besetzt. »Was für ein Totentanz wird denn hier gefeiert?«, platzte Diether heraus.
    »Siehste doch«, erwiderte Caspar, der müde hinter dem Schanktisch seine Einnahmen zählte. »Ganz Berlin ist ins Marienviertel gerannt, um diesen Propst zu begaffen. Es ist der Tag der Entscheidung, posaunen sie überall herum – jeder Mann, der sich heute auf die Seite des Papstes stellt, stellt sich gegen Brandenburg. Wäre ich der Herr Propst, dann würde ich machen, dass ich zurück in mein Bernau käme, denn die Tracht Prügel, die dem hier blüht, die wünsch ich meinem ärgsten Zechpreller nicht.«
    »Den Satan kannst du mit harmlosen Zechprellern nicht vergleichen«, beeilte Diether sich einzuwerfen. Er hatte Caspar um einen Schluck Schnaps oder wenigstens einen Becher Wasser gegen den brennenden Durst bitten wollen, ließ es jetzt aber wohlweislich bleiben. »Ich hole dann mal Gretlin und Ursel, damit wir nicht zu spät zur Messe kommen.«
    »Das werdet ihr eh«, bemerkte Caspar trocken. »Außerdem kriegt ihr gar keine Plätze mehr bei den Massen, die’s da hingetrieben hat. Und da wir von deinen zwei niedlichen Schwestern sprechen, du König der Kaufleute – wo ist eigentlich mein Mietzins?« Ohne Scham hielt er Diether die offene Hand hin.
    Im Grunde war dieser Caspar ein herzloser Geizhals. Dass er nicht mit auf den Neuen Markt kam, sondern lieber in seiner Kneipe Pfennige zählte, sprach für sich. »Ich hab mein Geld nicht bei mir«, murmelte Diether hastig. »War mir zu gefährlich – in dem Gewimmel da draußen treiben sich jede Menge Beutelschneider rum.«
    »Und der größte von denen bist du selber, was?« Caspar schlug die Schatulle mit seinen gehorteten Reichtümern zu. »Na, mir

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