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Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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seine gewesen wie Diethers. »Ich hätte mich um Diether ja auch mehr kümmern wollen. Dass er Arbeit hätte brauchen können, hat man ja gesehen, aber mir bläst das Leben zurzeit auch nicht eben Zucker in den Hintern, und so hab ich eben meine Gosch nicht aufbekommen.«
    »Ihr habt uns damals die Säcke mit dem Roggen abgekauft, das war Hilfe genug«, beruhigte ihn Magda. »Ohne Euch hätten wir heute nichts, von dem wir leben können.«
    Petter Tietz strahlte. »Es war mir ein Vergnügen, Gnädigste. Und hinter Eurem Bierchen aus Bernau, da kann sich doch das Bayrische verstecken. Wir müssen das nur ein bisschen bekannter machen, vielleicht über meine Backstube, wenn erst Diether wieder ein freier Mann ist …« Gleich verfiel er wieder in die gewohnte Prahlerei und schmiedete hochfliegende Pläne für die Zukunft, während es Magda mit jeder Meile, die vorüberrauschte, beklommener wurde.
    »Das da ist die Burg der Quitzows«, erklärte Petter und wies mit der Peitsche auf einen Hügel zur Linken, von dem der Turm einer Feste aufragte. »Wenn’s in unserem Ländchen Raubritter gibt, die diesen Namen verdienen, dann hocken sie da drüben hinter ihrem Fallgatter. Benehmen sich, als gehörte ihnen ganz Brandenburg, aber Hochmut kommt vor dem Fall, oder etwa nicht? Die Spandauer da drüben, die haben ja auch mal die Nase hochgetragen, glaubten, sie wären größer und bedeutender als wir, und was ist jetzt? Jetzt packt ein jeder, der bei denen was auf sich hält, sein Säckchen und zieht nach Berlin.
    Magda konnte ihm kaum noch zuhören, und nachdem sie den Burgwall und das Tor der Stadt Spandau passiert hatten, verstummte schließlich auch Petter. Vorbei an Fischerhütten, an denen Kähne und Reusen lehnten, führte eine verschlammte, ungepflasterte Straße ins Herz der Stadt. Die Pferde mühten sich, als ginge es durch den Sumpf, doch nach der ersten Biegung änderte sich jäh das Bild. An den Rändern befestigter Gassen reihten sich nun schmucke Fachwerkhäuser, zwischen denen hier und da ein in Backstein gemauertes Gebäude seine verzierten Giebel in den Himmel reckte. Vor der Einfahrt in eine Straße, deren Häuser an die Vornehmheit von Bechtolts Palast erinnerten, zügelte Petter die Pferde. »Das ist die Breite Straße. Steigen wir ab und fragen, wo wir Euren Bekannten finden?«
    »Ich muss allein gehen«, erwiderte Magda, auch wenn sie viel darum gegeben hätte, den fidelen Petter mitnehmen zu dürfen. »Macht Euch nicht die Mühe, auf mich zu warten. Dass Ihr mich bis hierher gefahren habt, ist mehr als genug.«
    »Und ob ich warte«, widersprach er. »Von mir aus bis zum Sankt Nimmerleinstag – das Schwesterchen von meinem Freund Diether wäre mir noch ganz anderes wert.«
    Schwesterchen, das war der Name, bei dem alleine Diether sie nannte. Trotz regte sich in ihr: Niemals würde sie Diether verloren geben, ihre verrückte, geliebte, wundervolle Landplage von Bruder musste leben! Entschlossen sprang Magda vom Wagen und stapfte mit festen Schritten in die Straße.
    Vor dem ersten Haus holte sie eine Magd ein, die versuchte, an ihrem Tragjoch vier scheppernde Milchkannen zugleich zu schleppen. »Heda, lass mich dir helfen!«, rief Magda und machte sich schon daran, eine der Kannen von der Kette zu lösen, ehe durch das Geschepper alle Milch verschüttet wurde.
    »Was bist du, eine Milchdiebin?« Die Magd versuchte, nach ihr zu treten.
    »Ich bin Magda Harzer aus Bernau«, sagte sie und ließ die Kanne los. »Ich dachte mir, wenn ich dir behilflich bin, könntest du vielleicht für mich dasselbe tun?«
    »Und wobei würdest du wohl Hilfe brauchen?«, fragte die Magd schnodderig zurück.
    »Ich suche eine Adresse«, erwiderte Magda. »Clewin Alvensleben, neben der Kirche Sankt Matthäus soll er wohnen.«
    »Also meinetwegen, fass mit an, Krautkopf aus Bernau«, brummte die Magd. »Da, wo der Herr Clewin wohnt, da wohn ich auch, und da muss die Milch hin. Ich bin die Clara und steh in seinen Diensten.«
    Am Ende der Gasse, unter zwei Linden, duckte sich eine Kirche aus einfachem Feldstein. Daneben erhob sich in einem Gegensatz, wie er krasser nicht vorstellbar war, ein Bürgerhaus, das Bechtolts Stadtpalast in einen traurigen Schatten stellte. Drei Stockwerke besaß der Prachtbau, hohe Fenster aus glitzerndem Glas und ein Portal mit Zierpfeilern wie vor städtischen Gebäuden. Als Magda, beladen mit zwei der Kannen, darauf zustreben wollte, rief Clara sie im scharfen Ton zurück. »Was denkst du dir denn?

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