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Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen aus Bernau: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Söhne aus den alten rheinischen Kaufmannsfamilien hier ansiedeln und Berlin zur Größe verhelfen. Emporkömmlinge mit Brandenburger Sand an den Händen würde er mit Freuden zum Teufel jagen.«
    »Aber warum hat er mir dann geholfen?«, fragte Utz aller Fassung beraubt.
    »Hat er das? Ich wüsste nicht wie. Wenn du mich fragst, hat er sich geärgert, weil du ihm damals diese Fuhre Weizen wegschnappen wolltest. So etwas kann er nicht leiden, und es hat ihm gewiss auch nicht geschmeckt, wie du ständig um mich herumscharwenzelt bist. Er war der Meinung, dafür dürfe er sich einen Spaß mit dir leisten, mehr war es nicht, denke ich.«
    Utz taumelte gegen die Wand der Bude. »Weißt du, was ich geopfert habe?«, brach es aus ihm heraus. »Für unseren Traum habe ich alles geopfert, was ich besaß, und jetzt sagst du mir, das Ganze war nicht mehr als ein Spaß? Ich hatte verloren, noch ehe ich anfing, sagst du, und jetzt soll ich mich trollen und wieder an der Würzepfanne schwitzen?«
    »Das hat auch mein Herz belastet«, gab Fronica zu. »Dieses Opfer, das du gebracht hast. Aber wenn man es recht betrachtet, hat es doch gar kein Opfer gegeben. Berlin ist ein hübscher Flecken, und solange du hier Haus und Grund besitzt, verbietet dir kein Mensch das Brauen. Du kannst dein Geschäft neu aufbauen, größer sogar als in Bernau.«
    »Und du?«, fragte er, obgleich er die Antwort nicht hören wollte. »Wenn dein Mann, wie du ihn jetzt nennst, begraben und betrauert ist, wirst du dann zu mir kommen und mit mir im Haus eines Handwerkers leben?«
    Ganz leicht und mit einem Lächeln schüttelte Fronica den Kopf. Dann zog sie ihr Gebände über den Kopf und schloss mit Sorgfalt die Bänder. »Ich kann das nicht, Herzliebster. Ich bin keine Afra von Quitzow, die sogar noch geweint haben soll, als ihr Buhle für die Süße der Liebe mit bitterer Prügel bezahlte. So etwas ist recht reizend, wenn uns die Sänger davon ein trauriges Liedchen schmieden. Aber es ist alles andere als reizend, wenn man wahrhaftig aus seinem Leben herausgerissen und in eines gesteckt wird, in das man nicht gehört. Hätte Gott mich zur Frau eines Bierbrauers bestimmt, hätte er mich dazu gemacht. Ich aber bekomme schon vom Geruch von Bier Kopfweh, mein Schatz.«
    Er ließ sie los und sah ihr durch das Dunkel zu, wie sie sich jedes Fältchen ihrer Kleidung zurechtrückte und jede Locke unter die Haube schob. Dann wandte er sich ab. Er hätte ihr Geleit bieten müssen, zumindest bis in den lichteren Teil der Stadt, wo die Nachtwache für ein wenig Schutz sorgte, doch er hätte keinen weiteren Augenblick in ihrer Gegenwart ertragen.

17
    Sie hatten keine Würzepfanne mehr, kein Fass, keinen Kessel, noch nicht einmal Kellen und Rührstäbe. Aber sie hatten ihr uraltes, geheimes Wissen über die Zubereitung von gutem Bier. Als Magda bis auf die Haut durchnässt mit Diether ins Haus zurückgekehrt war und verkündet hatte, dass die Familie Harzer wieder brauen würde, hatte der Großvater aufgeblickt. »Dann könnt ihr mich auch wieder brauchen, was, was?«
    »Wir hätten dich die ganze Zeit über brauchen können«, erwiderte Magda ungnädig. Ihr Herz aber gestattete sich einen winzigen Sprung: Vielleicht kam es nun ja wirklich nicht mehr schlimmer. Vielleicht wurde es endlich wieder besser?
    Sie hoffte, schlafen zu können, doch kaum lag sie auf ihrem unbequemen Lager, überfiel sie von Neuem die Angst vor dem Traum. Was, wenn er sie gerade heute heimsuchte, wo sie einen Streifen Licht am Ende des Dunkels zu erkennen glaubte? Was wenn er ihr jetzt, wo sie noch einmal die Hoffnung hegte, ihre Familie zusammenzuhalten, einen von ihnen raubte? Sie schlief noch schlechter als in den Nächten zuvor, und am Morgen türmte sich die Arbeit vor ihr wie ein Berg.
    Sie musste das Getreide sichten. Vor allem aber musste sie sich den Kopf darüber zerbrechen, wie Geld für die schlichteste Ausrüstung aufzutreiben war. Als sie im Kontor vor den aufgereihten Säcken stand, ließ eine Bewegung sie herumfahren. Beinahe lautlos war Diether hinter sie getreten.
    »Ich weiß, wir dürfen sie nicht offen verkaufen«, sagte er. »Aber wenn ich nun jemanden wüsste, der uns unter der Hand ein paar davon abnimmt? Nicht wie Bechtolt, der Betrüger, sondern zu einem sauberen Preis, sodass wir eine Würzepfanne kaufen und die Braustube ausstatten können?«
    »Und wer soll das sein?«
    »Ich weiß, für euch alle tauge ich nichts …«
    »Beim Herrgott, hör endlich auf mit diesem

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