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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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bekommt Ihr dazu noch Gelegenheit«, sagte die Nonne. »Zunächst seid herzlich bedankt für Eure Mühen. Ihr seid ein Pflanzenkundler nach meinem Herzen.«
    Diesmal war Lodovicos Reaktion nicht zu übersehen. Er warf sich vor Stolz in die Brust.
    Celestina zog sich blitzartig zurück und drückte möglichst geräuschlos die Tür zu, als er Anstalten machte, sich von der Nonne zu verabschieden. Sie hörte seine Schritte, als er den Gang entlangkam und zur Pforte strebte, während in der entgegengesetzten Richtung eine zufallende Tür davon kündete, dass auch die Nonne den Schauplatz verlassen hatte.
    Zögernd trat Celestina auf den Gang hinaus. Vor Schreck fuhr sie zusammen, als sich die Tür, durch welche Deodata eben verschwunden war, wieder öffnete. Doch nicht die Nonne erschien, sondern Frater Silvano. Erleichtert atmete Celestina auf.
    Er näherte sich mit fragenden Blicken. »Alles in Ordnung? Ihr seht so besorgt aus!«
    »Ich wäre um ein Haar erwischt worden.« Sie rang kurz mit sich und überlegte, ob es Verrat der Familie gegenüber sei, wenn sie den Vorfall schilderte, doch dann fand sie, es sei angebracht, sich in diesem Punkt Klarheit zu verschaffen. Folglich berichtete sie von dem merkwürdigen Treffen, das sie beobachtet hatte.
    »Es war schon das zweite Mal«, fügte sie hinzu, nur um zu verdeutlichen, dass es sich nicht um Zufall handeln konnte.
    »Ah, dafür gibt es eine einfache Erklärung«, sagte der Mönch. »Kein Grund, sich zu sorgen! Euer Onkel ist ein geschätztes Mitglied des Verwaltungsrates. Wie Ihr vielleicht wisst, obliegt die Verwaltung des Spitals einer mildtätigen Stiftung, welche einerseits aus Klostermitteln, andererseits aus Zuschüssen der Gemeinde und schließlich auch aus Spenden wohlhabender Bürger getragen wird. Einige dieser Bürger nehmen auch persönliche Aufgaben in der Stiftungsverwaltung wahr, unter anderem Euer Onkel.«
    »Worin bestehen diese Aufgaben?«
    »Nun, vornehmlich im Auftreiben von Geld. Daneben kommt er gelegentlich her und bringt getrocknete Heilkräuter für die Kranken.«
    »Jede Woche?«
    »Nein, so oft nicht, sondern höchstens alle paar Wochen einmal.« Frater Silvano runzelte die Stirn. »So früh am Tage habe ich ihn allerdings noch nie angetroffen.«
    »Vielleicht kommt er ja öfter, als Ihr denkt.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Gerade das hoffte ich von Euch zu erfahren.«
    »Nun, ich denke nicht, dass es damit eine besondere Bewandtnis hat, außer jener, dass er seine Kräutersammlung zur Verfügung stellen will.«
    »Warum übergibt er seine Kräuter dann heimlich einer Nonne in einem abgeschiedenen Gang des Spitals?«
    Abermals runzelte Frater Silvano die Stirn. »Vielleicht will er einfach kein großes Aufhebens davon machen. Das Spital hat etliche Gönner, die ihre Bereitschaft, Gutes zu tun, lieber im Stillen pflegen.«
    Celestina dachte nach, dann nickte sie. »Onkel Lodovico hat tatsächlich eine Art an sich, die darauf schließen lässt, dass er mit seinen botanischen Neigungen lieber für sich allein ist. Dennoch kommt es mir … geheimniskrämerisch vor.«
    »Ich könnte Schwester Deodata befragen. Ganz beiläufig.«
    »Das ist sicher ein guter Gedanke.« Die Glocken läuteten zur halben Stunde, und Celestina erkannte, dass die Zeit, die sie an diesem Morgen eigentlich durch früheres Aufstehen hatte gewinnen wollen, längst verstrichen war. Es sollte sie nicht verwundern, wenn Timoteo Caliari bereits mit drohender Miene im Innenhof des Palazzo Bo auf sie wartete. Seufzend verabschiedete sie sich von dem Mönch und machte sich auf den Weg zur Universität.
    Timoteo Caliari wartete tatsächlich im Innenhof der Universität, doch er stand inmitten eines Pulks von Studenten, was Celestina der Sorge enthob, sich mit ihm auseinandersetzen zu müssen. Als ihre Blicke sich trafen, bedachte sie ihn lediglich mit einem kurzen Nicken.
    An diesem Morgen stand eine Lehrstunde der Botanik auf dem Stundenplan. Diese sollte im Botanischen Garten stattfinden, was auch der Grund dafür war, dass die Studenten sich abmarschbereit versammelt hatten. Celestina blieb am Rand der Gruppe stehen, sie winkte lediglich rasch zu Galeazzo und William hinüber, die ebenfalls anwesend waren.
    Nach kurzer Zeit stieß der Dozent Zirelli zu der Gruppe, und man machte sich auf den Weg. Einge der Scholaren wirkten noch recht müde; mehr oder weniger teilnahmslos trotteten sie den übrigen hinterher. Andere, die schon am frühen Morgen Anzeichen übermütiger

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