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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Klosterbibliothek eine Handvoll staubiger medizinischer Bücher ausgeborgt und ihren Inhalt verschlungen.
    »Irgendwann fiel es meiner Mutter auf«, sagte sie. »Mein Stiefvater fand, es sei eine durchaus achtenswerte Verbindung, und als Jacopo erwähnte, dass er nach Mantua umsiedeln wolle, waren die Weichen gestellt. Meine Mutter stürzte sich sofort in die Aufgabe, mich vor seiner Abreise mit ihm zu verkuppeln, weil ihr das die Möglichkeit eröffnete, auch Arcangela aus dem Haus zu kriegen. Die hatte nämlich geschworen, sich umzubringen, wenn ich ohne sie fortzöge. Also schlug ich vor, dass wir beide mit Jacopo nach Mantua gehen würden.« Sie lachte leise. »Der Ärmste wusste da überhaupt noch nichts von seinem Glück. Mutter störte sich nicht daran. Sie wurde einfach von heute auf morgen chronisch krank, sie litt wochenlang unter rätselhaften Bauchschmerzen, nur damit Jacopo ständig nach ihr sehen musste. Für mein künftiges Glück nahm sie es sogar auf sich, mehrfach zur Ader gelassen zu werden, während ich keine Gelegenheit ausließ, mich vor Jacopo im besten Licht darzustellen. Schließlich blieb es ihm nicht länger verborgen. Er nahm mich zur Seite – wir gingen in unseren kleinen Garten hinaus –, um unter vier Augen mit mir zu sprechen. Er ergriff meine Hand und sagte, er habe wohl bemerkt, dass ich mich in eine gewisse jugendliche Schwärmerei hineingesteigert habe. Allein, ich müsse begreifen, dass er ein betagter Mann sei, mehr als doppelt so alt wie ich, und dass er keinesfalls daran denke, mir das Leben zu ruinieren, indem er ein so junges Geschöpf wie mich an sich binde.«
    Damals hatte sie angefangen zu weinen, weil Jacopo so ernst ausgesehen hatte bei diesen Worten, es hatte ihr fast das Herz zerrissen. Sie hatte ihn angeschrien, was er sich denn einbilde, wie er so anmaßend sein könne, ihr tiefe und echte Gefühle abzusprechen. Ob er sie wirklich für so hohlköpfig und oberflächlich halte, mit achtzehn Jahren nicht zwischen kindlichem Schmachten und richtiger Liebe unterscheiden zu können?
    Sie hatte sich leidenschaftlich ereifert, während er weiter ihre Hand festhielt, und da hatte sie auf einmal gemerkt, dass er zitterte, dass seine ganze Ruhe und Selbstsicherheit nur gespielt waren. Dass er keineswegs das dumme Kind in ihr sah, wie er sie glauben machen wollte, sondern dass er sie begehrte, wie ein Mann eine Frau begehrt. Und da hatte sie einfach den ersten Schritt getan. Sie hatte ihm die Arme um den Hals geworfen und ihn geküsst, direkt unter dem blühenden Flieder im Garten ihres Elternhauses. Zuerst hatte Jacopo starr dagestanden, aber dann hatte ihr Überschwang ihn mitgerissen, er hatte den Kuss erwidert und vertieft und sie so fest an sich gedrückt, dass ihr die Luft weggeblieben war. Und dann hatte er sie auf Armeslänge von sich weggehalten, ihr in die Augen geblickt und gesagt: »Es ist nicht einfach, die Frau eines Arztes zu sein. Ich werde dir nicht viel bieten können.«
    Celestina hielt mit ihrer Erzählung inne, sie atmete tief durch, bevor sie weitersprach. »Ich sah ihn an und erwiderte: Was immer du mir gibst, es ist mir mehr als genug. Und so war es auch. Wir waren alles füreinander. Bis er dann gehen musste.«
    Sie spürte, wie Timoteos Herz unter ihrer Hand pochte, ruhig und beständig. Mit der Kraft seiner Jugend behielt es immer denselben Rhythmus bei, Takt um Takt. Es bestand keine Gefahr, dass es aus heiterem Himmel, von einem Augenblick auf den anderen, seinen Dienst versagte und einfach aufhörte zu schlagen.
    Er hatte ihren Bauch die ganze Zeit gestreichelt, doch nun blieben seine Finger liegen, dicht auf der leichten Wölbung unter ihrem Nabel. »Das Kind …«, sagte er. »Erzähl mir auch von dem Kind.«
    Sie gab einen unterdrückten Laut von sich, irgendetwas zwischen Lachen und Weinen. »Was soll ich dazu sagen? Es starb doch schon vor der Geburt!«
    »Aber es war ein Teil von dir«, sagte er einfach. »Du hast es geliebt, oder?«
    »Mehr als alles. Ich hätte meine Seele dafür gegeben, es retten zu können. Hätte es nur leben dürfen – ich wäre mit Freuden dafür gestorben.«
    Seine Hand spreizte sich und übte leichten Druck auf ihren Bauch aus. »Wir werden ein Kind haben. Und ich werde dafür sorgen, dass es lebt.« Er sagte es mit großer Bestimmtheit, als wolle er von vornherein klarstellen, dass er keinen Widerspruch duldete.
    »Ist das die Lösung, die du dir ausgedacht hast?«, fragte sie überrascht. »Soll ich

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