Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
Plötzlich brauchten sie sie nicht mehr. Ist das so furchtbar?«
»Nur, wenn sie keinen anderen Job findet.«
»Sie meint, daß es nicht so leicht wäre. Sie hat mich verwünscht und sich sehr laut und gewöhnlich benommen. Früher einmal war sie ein so liebes Kind; es ist kaum zu glauben.«
»Ist sie abgereist?«
»Nein. Sie muß hierbleiben. Denn jetzt muß sie mich bitten, den fürchterlichen Schaden, den ich ihrer Meinung nach angerichtet habe, wieder gutzumachen. Wenn sie wieder lieb zu mir ist, werde ich meinen Freund anrufen, und dann wird man sie für diese idiotischen Fernsehsachen wieder brauchen. Das arme Kind scheint daran zu hängen.«
»Zuerst hat sie geglaubt, daß ich für Sie arbeite. Dann hat sie mich plötzlich für etwas anderes gehalten, aber das war auch falsch.«
Charlas Lächeln wurde unfreundlich. »Das hat sie also erwähnt. Obwohl es nicht zutrifft, hätte es doch leicht sein können, finden Sie nicht?«
»Vermutlich.«
»Sie sind heute so ernst, Kirby. Fast ein wenig steif, wenn ich das so sagen darf. Freitag abend haben Sie so viel erzählt und waren so bezaubernd und verletzt.«
»Ich muß Sie ziemlich genervt haben. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, daß ich mich hier ausschlafen konnte. Jetzt muß ich wirklich gehen.«
»Auf keinen Fall bevor Joseph kommt und wir Ihnen unsere Idee unterbreiten.«
»Idee?«
»Ach kommen Sie, mein Lieber. Wir wissen, daß Sie keine festen Pläne haben. Das haben Sie uns erzählt.«
»Tatsächlich? Ich muß etwas finden ...«
»Vielleicht haben Sie es bereits gefunden, Kirby. Sie haben bestimmte Eigenschaften, die für Joseph und mich nützlich sein könnten. Sie machen einen guten Eindruck, sehen anständig, ernst, verläßlich und vertrauenswürdig aus. Viele Leute sehen so aus, aber bei denen ist es nur Fassade. Sie sind so, wie Sie aussehen, mein Lieber.«
»Verzeihung, aber wie war das?«
»Und Sie sind ungemein loyal. Ich bin überzeugt, daß Ihr Onkel Omar mit Ihnen zufrieden war und Sie wunderbar eingesetzt hat. Er hat Sie ausgebildet. Heutzutage ist es äußerst schwierig, wirklich gute Leute zu finden. Sie sind in so vielen Ländern zu Hause. Wir haben kleine Probleme, bei deren Lösung Sie uns helfen könnten.«
»Was für Probleme?«
Sie zuckte die Achseln. »Zum Beispiel folgendes. Wir besitzen ein hübsches kleines Schiff, die Princess Markopoulod; es ist in Panama registriert. Wir glauben, daß der Kapitän und der Agent sich gegen uns verbündet haben. Die Gewinne sind äußerst klein. Sie könnten als mein Sonderbeauftragter an Bord gehen und herausfinden, was läuft. Es gibt immer Probleme. Wir möchten aber unsere Lebensweise nicht aufgeben, um Probleme zu lösen. Das wäre langweilig. Sie hätten etwas zu tun, es wäre interessant, und wir würden Sie gut bezahlen. Zwischen zwei Aufträgen könnten Sie uns Gesellschaft leisten. Wir würden Ihnen doppelt so viel bezahlen wie Ihr Onkel Omar.«
»Wissen Sie denn, was er mir bezahlt hat?«
»Sie haben es uns gesagt, mein Lieber. Sie haben sich wahrhaftig ein Vermögen erspart! Achttausend Dollar. Damit würde ich vielleicht einen Monat auskommen, mein lieber Kirby. Sie müssen Arbeit finden.«
»Ich muß sehr viel geredet haben.«
»Sie haben uns erzählt, was Sie von Ihrem toten Onkel geerbt haben: eine Taschenuhr und einen Brief.«
»Dabei bekomme ich den Brief erst in einem Jahr«, fügte er hinzu, während er den kleinen Rest des Champagners aufteilte.
Sie rückte näher an ihn heran, stieß mit ihrem Glas an das seine und blickte ihm in die Augen. »Warum also nicht ein amüsantes Leben führen? Es ist ein Glück für uns alle, daß wir einander neulich kennengelernt haben. Wir sind doch sehr gute Freunde, oder nicht? Wir werden folgendes machen, Kirby Winter. Sie regeln, was Sie hier noch zu regeln haben. Inzwischen wird die Glorianna eintreffen, und wir werden eine Kreuzfahrt machen.«
»Die Glorianna? «
»Meine kleine Lieblingsyacht, Liebster. In Holland gebaut. Wunderschöne Kabinen, mit einer fünfköpfigen Mannschaft. Wir haben immer bezaubernde Gäste an Bord. Viel Spaß, viel Wein, vielleicht ein wenig Sex. Die Mannschaft bringt sie jetzt von den Bermudas herunter. Es gibt das beste Essen der Welt. Seien Sie einen Monat lang unser Gast, und dann entscheiden wir über Ihre Zukunft. Warum sehen Sie so besorgt aus?«
Er zuckte die Achseln. »Vielleicht Aberglaube. Solche Dinge fallen mir nicht in den Schoß, Charla.«
Sie stellte das leere
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