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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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dachte er, nahm die Flasche und die Gläser und kam sich unvergleichlich weltgewandt vor, als er sich auf die Suche nach Charla O'Rourke machte. Zuerst kam er in ein leeres Schlafzimmer ohne Sonnenbalkon, danach in ein zweites, viel größeres Schlafzimmer mit nach Osten hin geöffneten Balkontüren. Er suchte nach einer gewandten Begrüßung und trat lächelnd mit zusammengekniffenen Augen in den gleißenden Sonnenschein hinaus. Charla lag auf dem Rücken ausgestreckt auf einer breiten Sonnenliege aus Aluminium mit weißer Plastikbespannung und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ihr goldfarbener Körper glänzte vor Sonnenöl und Schweiß und war von der Sonne gerötet. Kirby Winter blieb stehen und starrte sie an; seine höflichen Floskeln waren alle vergessen. Fast hätte er die Champagnerflasche fallengelassen. Charla schien zu schlafen, zumindest atmete sie tief und gleichmäßig. Sie trug drei Dinge: eine lächerliche Andeutung von einem Tanga, weiße Plastikschalen auf den Augen und ein blaues Handtuch, das turbanartig um ihren Kopf geschlungen war. Er schwieg einfältig; von tief unten drang das Tosen der Brandung an sein Ohr, auf der Collins Avenue dröhnte der Verkehr und von irgendwoher kam leise Musik. Keineswegs mollig, dachte er. Wie kam ich darauf? Stämmig wie ein Akrobat, die Kurven etwas ausladender als erwartet. Einfach unvorstellbar!
    Sie nahm die Plastikschalen von den Augen, setzte sich auf und lächelte ihn an. »Sie Ärmster, Sie müssen erschöpft gewesen sein!«
    »Äähh«, antworte er mit dünner Stimme.
    »Sie haben den Champagner gebracht, wie lieb von Ihnen! Stimmt etwas nicht? Ach natürlich, das Puritaner-Syndrom.« Sie griff nach einer kurzen weißen Frotteejacke und zog sie ohne Eile an. Er wünschte, daß sie die Jacke zuknöpfte und wünschte es gleichzeitig nicht. Sie ließ es bleiben. »Wir verbringen so viel Zeit in Cannes, daß ich eure seltsamen Tabus vergesse. Sie können aufhören, mich so anzustarren, mein Junge. Glauben Sie, daß ich genug gehabt habe?«
    »Äähh?«
    Sie preßte einen Daumen auf die rundliche Oberseite ihres honig-rosafarbenen Oberschenkels, und beide sahen zu, wie der weiße Fleck langsam verging. Sie beobachteten den Vorgang aufmerksam. »Ich würde sagen, es war genug«, meinte sie schließlich. »Für manche Leute ist sonnengebräunte Haut attraktiv, aber es verändert die Hautbeschaffenheit. Die Haut wird ziemlich derb.« Sie erhob sich geschmeidig, ging an ihm vorbei und verschwand im Dämmerlicht des großen Schlafzimmers. »Kommen Sie herein, Liebster!« Er folgte ihr; die Flasche und Gläser hielt er immer noch in den Händen, und er war unfähig, einen Gedanken zu fassen.
    Er sah nicht, daß sie nach drei Schritten unvermittelt stehenblieb. Seine Augen hatten sich noch nicht an das Dämmerlicht gewöhnt, und er rannte in sie hinein. Plötzlich spürte er ihre Wärme, roch ihren Duft nach Öl und Parfum und ließ durch den Zusammenstoß die Flasche auf seinen Fuß fallen. Charla stolperte einen Schritt zurück. Mit der Hand, die die Flasche gehalten hatte, griff er nach ihr, schätzte dabei die Entfernung falsch ein und versetzte ihr einen ziemlich heftigen Schlag auf die Schulter. Sie stieß gegen einen Fußschemel, fiel hin und schlug heftig auf. Sie sagte etwas in einer Sprache, die er nicht verstand, aber irgendwie war er froh darüber.
    Sie kroch auf die unversehrte Flasche zu, ergriff sie und stand auf. »Wenn Sie endlich aufhören, auf einem Fuß zu hüpfen, Mr. Winter, können Sie mir ein Glas Champagner einschenken.«
    »Es tut mir leid.«
    »Zum Glück haben Sie mit Ihren Spielchen nicht bereits auf dem Balkon begonnen, Kirby.«
    »Charla, ich habe nur ...«
    »Ich weiß, mein Lieber.« Sie lockerte den Draht und ließ geschickt den Korken knallen. Nach seinem Sturz schäumte der Champagner heftig, als sie die beiden Gläser füllte. Sie setzte die Flasche ab, nahm ihm ein Glas aus der Hand und sah ihn abwägend an, während sie trank. »Statt Parfum bringen Sie mir Heilsalbe, Liebster, statt Juwelen, Verbandstoff. Jetzt füllen Sie mein Glas noch einmal und gedulden Sie sich. Ich steige in die Wanne und wasche das Öl ab. Kann ich Ihnen trauen und Sie meinen Rücken schrubben lassen?«
    »Ähh.«
    »Nein, wir wollen es lieber nicht riskieren. Sicher ist sicher, Kirby. Der Champagner tropft Ihnen vom Kinn. Warten Sie bitte nebenan auf mich.«
    Er trug die Flasche und sein Glas in den großen Salon der Suite, und seine Knie

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