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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Glas beiseite und rückte noch näher zu ihm. Sie ergriff seine Hand und hob sie an die Lippen. Er wurde verlegen und kam sich komisch vor. Sie sah ihn liebevoll und ernst an. »Sie haben es geschafft, daß ich Sie mag - vielleicht zu sehr. Wir hätten einander zu einem anderen Zeitpunkt kennenlernen sollen. Als ich Ihnen keinen Job anzubieten hatte und keine Sorgen Sie quälten und Sie nicht enttäuscht waren. Dann hätten wir beide ehrlich sein können.«
    »Was meinen Sie?«
    »Nichts. Frauengeplapper.« Jemand klopfte an die Tür, und sie bat Kirby, Joseph hereinzulassen. Charla erzählte Joseph begeistert, daß Kirby einverstanden sei, mit ihnen eine Kreuzfahrt auf der Glorianna zu unternehmen; dann wolle er den Job annehmen, den sie ihm angeboten hatten. Kirby schüttelte Joseph die Hand und nahm seine überschwenglichen Glückwünsche entgegen. Die Dinge entwickelten sich zu schnell. Er suchte immer wieder nach einer Gelegenheit, Joseph zu erklären, daß alles noch nicht endgültig entschieden war. Plötzlich bemerkte er, daß sie ihn anwiesen, aus seinem Hotel auszuziehen und hierher ins Hotel Elise zu übersiedeln.
    »Aber ... ich ...«
    Joseph legte Kirby väterlich die Hand auf die Schulter. Charla stand an Kirbys anderer Seite. Sie schlang einen Arm um seine Mitte und drängte sich an ihn. In den arktischen Regionen seines Verstandes purzelten ganze Eisberge ins Meer.
    »Unsinn, mein Junge«, sagte Joseph. »Das Hotel ist nicht voll. Ich besitze zufällig einige Anteile. Wenn Sie mit dem Gepäck zurückkommen, sind Ihre Zimmer bereits gebucht. Ich muß mich oft um verschiedene Kleinigkeiten kümmern, und dann fühlt sich Charla einsam. Wir wären Ihnen beide dankbar. Sie würden uns einen Gefallen tun.«
    »Nun ja, ich könnte ...«
    »Wunderbar!« riefen beide gleichzeitig und Charla umarmte ihn herzhaft - ein betäubendes Vergnügen. Sie hob ihm ihr leuchtendes Gesicht entgegen, und in ihren Augen lag ein warmes Versprechen. Joseph hatte ein goldenes Zigarettenetui aus der Tasche gezogen. Es glitt ihm aus der Hand. Beide Männer bückten sich gleichzeitig und krachten mit den Schädeln zusammen. Kirby richtete sich auf, verlor das Gleichgewicht und war halb blind vor Schreck und Schmerz. Er riß den Arm in die Höhe, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, und traf Charla mit dem Ellbogen unter dem Kinn. Ihre Zähne klappten geräuschvoll aufeinander, die Augen wurden glasig, und sie schwankte einen Augenblick.
    Sie warf ihm einen fürchterlichen Blick zu, machte eine seltsame Geste und sprach in einer fremden Sprache. Es klang wie eine Beschwörung und mitten drinnen glaubte er ›Omar Krepps‹ zu verstehen.
    »Halt den Mund!« befahl ihr Joseph scharf und preßte die Handfläche auf die Stirn.
    »Es tut mir leid«, sagte Kirby unglücklich. »Ich mache offenbar immer ...«
    »Es war ein Versehen«, unterbrach ihn Charla. »Haben Sie sich wehgetan, Kirby?«
    »Ich ... ich glaube, ich gehe jetzt besser.«

Kapitel 3
    Als Kirby die Tür zum Fond des Taxis öffnete und einsteigen wollte, schlüpfte ein Mädchen an ihm vorbei und schnappte ihm das Taxi weg.
    »He!« rief er verärgert.
    Betsy Alden sah ihn böse an. »Halten Sie den Mund und steigen Sie endlich ein, Sie Blödmann!«
    Er zögerte, setzte sich dann neben sie und begann: »Aber wohin ...?«
    »Fahren Sie bitte die Collins Avenue nach Norden! Ich werde Ihnen sagen, bis wohin.«
    »Aber ich will nach ...«
    »Halten Sie endlich den Mund!«
    Sie fuhren eine ganze Weile, ohne ein Wort zu sprechen. Er betrachtete ihr unbewegliches Profil. Sie könnte ein recht hübsches Mädchen sein, wenn sie nicht ständig zornig wäre, dachte er. Das Taxi mußte an einer Ampel anhalten. »Hier müssen wir raus«, rief sie, reichte dem Fahrer rasch das Geld und stieg aus. Als Kirby sie einholte, ging sie nach Süden und ließ dabei den entgegenkommenden Verkehr nicht aus den Augen.
    »Wollen Sie mir freundlicherweise sagen ...?«
    »Hier ist es, glaube ich«, sagte sie, packte ihn am Arm und zog ihn mit sich auf einen schmalen Fußweg, der zum Seiteneingang eines kleinen Strandhotels führte. In der Hotelhalle sah sie sich suchend um, dann ging sie auf die kurze Treppe zum Zwischengeschoß zu. Er folgte ihr die Treppe hinauf. Sie trug einen grünen Rock und eine weiße Bluse und hatte ihre Tasche gegen eine kleinere vertauscht. Ihre karamelfarbenen Haare sahen jetzt ordentlicher aus. Er stieg hinter ihr die Treppe hoch und staunte dabei darüber, wie ungemein

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