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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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ausdrucksvoll sie sich bewegte. Sogar das Spiel ihrer schmalen Hüften unter dem schwingenden Rock drückte aus, daß sie etwas Verstohlenes tat und unwillig war.
    »Setzen Sie sich dort drüben hin!« befahl sie und deutete auf die Imitation einer viktorianischen Couch aus glänzendem Plastik. Über der Couch hing an einer Wand aus imitiertem Treibholz eine Utrillo-Kopie. Er setzte sich wie befohlen. Sie blieb am Geländer stehen und blickte lange in die Hotelhalle hinunter. Dann zuckte sie die Achseln, kam leise zu ihm und setzte sich auf die Couch.
    »Ich werde Ihnen jetzt etwas sagen, Winter, und das merken Sie sich: Sie können nicht vorsichtig genug sein!« Sie sah ihn mit ihren grünen Augen eindringlich an.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Wie reagieren Sie auf meine liebe Tante Charla? Wie ist Ihr Puls?«
    »Ich habe das Gefühl, Miss Alden, daß wir aneinander vorbeireden.«
    »Wenn Sie wirklich entschlossen ist, sich einen Mann zu angeln, dann sieht die Miss Universum neben ihr wie ein Bauerntrampel aus. Sie sind ihr auf den Leim gegangen, Winter.«
    »Sie ist eine ungewöhnliche Frau.«
    »Sie geht kein Risiko ein. Sie bestand auf meiner Anwesenheit, für den Fall, daß Sie eine Frau bevorzugen, die jünger, größer und nicht ganz so feist ist. Aber ich habe ihr schon vor langer Zeit gesagt, daß ich nicht mehr mitspiele. Sie soll sich selbst um ihre Gimpel kümmern, ich helfe ihr nicht. Ich war zwanzig, als ich absprang, habe mich aber damals schon sehr alt gefühlt. Charla wäre in Ordnung - sie könnte sogar unterhaltsam sein - wenn sie nicht so verdammt gierig wäre.«
    »Wie war das mit dem Gimpel zu verstehen?«
    »Was glauben Sie denn, was Sie sind? Glauben Sie etwa, sie war von Ihrem Charme hingerissen?«
    »Ein paar Mal war es der Fall.«
    »Was?«
    »Jetzt einmal ganz ehrlich, Miss Alden. Wovon reden wir eigentlich?«
    Sie sah ihn finster an. Eine sonnengoldene Haarsträhne fiel ihr über die Stirn, und sie schob sie zurück. »Ich habe in den Zeitungen nachgesehen. Omar Krepps war Ihr Onkel. Davon reden wir.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Als ich fünfzehn Jahre alt war, nahm sie mich einfach aus der Schule in der Schweiz heraus und schleppte mich von da an mit sich durch die Weltgeschichte. Sie und Joseph sind Spekulanten. Kanadisches Gold, afrikanisches Öl, indisches Opium, brasilianische Mädchen, die Liste läßt sich beliebig fortsetzen. Sie kaufen und verkaufen. Sie sind nicht die Größten und nicht die Gerissensten, aber sie werden immer reicher, und es geht ihnen nie schnell genug. Sie schließen sich mit Leuten ihres Schlages zu Kartell- und Syndikatgeschäften zusammen und trennen sich genauso schnell wieder; am glücklichsten sind sie, wenn sie einander betrügen können. Ich war erst fünfzehn, aber mir wurde bald klar, daß der Name Omar Krepps ihre Kreise in panischen Schrecken versetzte, der schon an Aberglauben grenzte. Krepps tauchte zu oft plötzlich auf, sahnte bei einem Geschäft ab und machte sich mit dem Geld davon. Ich glaube, daß sie und ihre Freunde ihn sogar umbringen lassen wollten, aber es gelang nicht.«
    »Onkel Omar umbringen?«
    »Halten Sie den Mund und hören Sie zu. Und glauben Sie mir. Der kleine, fette alte Mann konnte offenbar an neun verschiedenen Orten gleichzeitig sein. Einmal zog er ihnen richtig das Fell über die Ohren. Er fing Geld ab, das auf dem Weg auf ein Nummernkonto in Zürich war, und steckte es einfach ein; sie konnten nichts dagegen unternehmen, denn Joseph, Charla und ein paar ihrer diebischen Genossen hatten es ebenfalls gestohlen. Damals trug Charla einen Ring, der sich öffnen ließ. Ich glaube es war ein Giftring mit einem Smaragd. Eines Tages öffnete sie ihn nur so zum Zeitvertreib und fand darin ein Papierknäuel. Sie entfaltete das Papier und darauf stand: ›Danke! O. Krepps.‹ Als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, bekam sie den wüstesten hysterischen Anfall, den Sie je erlebt haben. Sie mußte für eine Woche ins Krankenhaus. Sie hatte den Ring noch vor dem Verschwinden des Geldes zum letzten Mal vom Finger genommen.«
    »Ich kann kaum glauben, daß Onkel Omar ...«
    »Lassen Sie mich zu Ende erzählen. Krepps ist vergangenen Mittwoch gestorben. Sie waren in Bermuda und flogen am Morgen des Donnerstag hierher. Sie, Winter, trafen Freitag früh ein, und Samstag früh lagen Sie im Bett in Charlas Suite. Was soll daran Zufall sein?«
    »Ich habe geglaubt, daß ich sie zufällig kennenlernte.«
    »Die beiden freunden sich

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