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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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die Krankheit der Jugend? Bist du nicht etwas zu alt für so etwas, Kirby?«
    »Bei mir hat sich die Jugend verzögert, Mrs. O'Rourke. Aber Sie können sich davon überzeugen, wenn Sie mir nicht glauben. Brennen Sie ein Loch in die Tür. Sobald sie durchstoßen, fange ich damit an, die Uhr zu zerschmettern.«
    Keine Antwort, nicht einmal das leise Zischen war zu hören, das immer vor der Stimme durch den Lautsprecher gezittert war.
    »Sie ist verunsichert«, flüsterte Betsy.
    »Sie hat allen Grund dazu«, sagte Kirby laut. »Ich meine es ernst. Ich kann nicht hinaus, okay. Dann wird niemand die Uhr verwenden.«
    Charla begann von Neuem. »Ich wäre schrecklich böse, Kirby.« In ihrer Stimme lag sanftes Bedauern. »Ihr beide müßtet unter unvorstellbaren Qualen sterben. Betsy müßte nämlich Ihr Heldentum teilen. Ebenso Miss Farnham, und Miss Beaumont. Sie tragen also eine schwere Verantwortung, lieber Kirby. Ich weiß, daß Sie das beunruhigen wird.«
    Als das Zischen aufhörte, fragte Betsy mit dünner, zitternder Stimme. »Was geschieht, wenn er sie dir gibt, Charla?«
    »Dann seid ihr frei, meine Liebe. Und bekommt ein großzügiges Geldgeschenk. Ich werde nicht kleinlich sein.«
    Er flüsterte Betsy zu. »Sie wird nicht wollen, daß jemand weiß, was sie besitzt und es erzählen kann.« Betsy saß ganz still, dann nickte sie, als sie das Entsetzliche begriff.
    Charla lachte leise. »Wenn ihr findet, daß das zu schön ist, um wahr zu sein, kann ich euch zumindest etwas Schnelles, Schmerzloses versprechen, daß ihr nicht einmal wißt, wie euch geschieht. Wir haben viel Zeit; denkt darüber nach, meine Lieben. Solang wir nicht um Zollabfertigung ansuchen, kommt niemand an Bord. Besprecht es also.«
    »Charla?« rief Betsy. »Charla!«
    Der Lautsprecher blieb stumm.

Kapitel 12
    Betsy Alden lag in der Koje auf dem Rücken und starrte ausdruckslos vor sich hin, während Kirby Winter die Kabine durchstöberte. Sie war fünf Meter lang und dreieinhalb Meter breit. Eine Schiebetür trennte einen Alkoven ab, in dem eine Toilette, ein kleines Waschbecken aus rostfreiem Stahl und ein Arzneischränkchen untergebracht waren. Er prüfte die beiden geschlossenen Luken, doch sie waren als Fluchtweg zu klein, selbst wenn er etwas gefunden hätte, um das dicke Glas zu zertrümmern. Er entdeckte die Klimaanlage und die Entlüftung. Zweimal versetzte er sich in die rote Welt, in der die Zeit stillstand.
    Eine Idee begann, Gestalt anzunehmen. Er setzte sich auf die Koje und meinte: »Ich glaube, ich habe etwas.«
    »Es ist alles sinnlos«, antwortete Betsy teilnahmslos.
    »Hören Sie zu.«
    »Wir sind endgültig erledigt, Kirby.«
    Er riß sie hoch und gab ihr eine Ohrfeige. »Verdammt noch mal, Betsy. Hören Sie wenigstens zu!«
    Sie hörte zu. Sie hielt den Plan für verrückt, konnte aber mit nichts Besserem aufwarten, und sobald sie ihn akzeptiert hatte, half sie tatkräftig mit. Sie tauchten Decken in Wasser, bis sie triefend naß waren, und breiteten sie in einer Ecke aus. Sie half ihm, die restlichen Decken und Kissen sowie alles Brennbare vor der Tür aufzustapeln. Das Feuer ließ sich nur zögernd entfachen, doch als sie sicher waren, daß es wirklich brannte, krochen sie unter die tropfnassen Decken und hielten nasse Handtücher für die Gesichter bereit. Bald war die Kabine von dickem Rauch erfüllt.
    Plötzlich tönte Charlas zornige Stimme durch den Lautsprecher. »Sehr klug, meine Lieben, aber es nützt euch nichts. Habt ihr den Abzug verstopft?«
    Kaum war das Zischen verklungen, begann Kirby zu husten und tat so, als würde er verzweifelt nach Luft ringen. Die Möbel knackten, und er hoffte, daß sie es hörte. Er spürte die Hitze im Gesicht, und auf sein Zeichen stieß Betsy einen so überzeugend schmerzerfüllten Schrei aus, daß er einen Augenblick lang glaubte, das Feuer habe sie tatsächlich erreicht. »Hilfe!« schrie sie. »Helft mir! Laßt mich raus!« Sie schrie noch einmal und dann erstickte ihr Schrei abrupt in einem gurgelnden Geräusch.
    Jetzt wurde es im Korridor unruhig. Kirby wußte, was als nächstes geschehen würde: Sie würden die Stahltür befühlen und die Hitze durchspüren. Die Decken dampften bereits. Laute Rufe waren zu hören, es wurde gehämmert, und dann sprang die Tür, die er bereits entriegelt hatte, auf. Als er die Zeit anhielt, sah er durch den Qualm gerade noch, daß etwas auf ihn gerichtet war und hörte einen scharfen Knall. Die Flammen hielten inne. Der Dampf bewegte sich

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