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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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sie in die Arme. Sie zitterte, klammerte sich an ihn und weinte tonlos weiter. Ein schwacher, säuerlicher Geruch ging von ihr aus, und er fragte sich, ob Schmerz und Angst so rochen.
    Endlich ließ sie ihn los, drehte sich um, taumelte zur tiefen Koje und ließ sich schwer darauf fallen. Vornüber gebeugt mit dem Kopf zwischen den Knien blieb sie sitzen. Ein paar Sekunden später richtete sie sich mit einem scheuen Lächeln auf. »Es tut mir leid. Ich wäre fast ohnmächtig geworden. Das passiert mir nie.« Sie verzog das Gesicht. »Es war wohl zu viel für mich. Sie -hat mir so wehgetan.«
    Er setzte sich neben sie auf das Bett und sah sie halb von der Seite an. »Es war meine Schuld.«
    »Nein«, widersprach sie tonlos. »Meine. Ich wollte schlau sein. Ich mußte alle Tricks versuchen. Ich habe geglaubt, ich könnte sie reinlegen. Nie hätte ich gedacht, daß sie mir wirklich - etwas antun würde. Als mir klar wurde, daß sie keine Hemmungen kannte, wollte ich schrecklich tapfer sein. Johanna auf dem Scheiterhaufen. Aber schon nach schändlich kurzer Zeit habe ich gebettelt und alles ausgeplaudert und alle verraten. Es tut mir leid, Kirby. Ich schäme mich so. Ich habe ihnen erzählt, wo sie Wilma und Sie finden können. Verzeihen Sie mir.«
    »Sie hätten es sagen sollen, bevor sie Ihnen wehgetan hat.«
    »Beim nächste Mal mache ich es auch. Dabei ist es so primitiv. Sie verwendet einfach eine elektrische Abmagerungsmaschine, befestigt die Kissen dort, wo man sie am wenigsten haben will, und jagt den Strom durch, bis man glaubt, daß einen die eigenen Muskeln zerreißen. Nachher ist nichts zu sehen. Sie ist ein Monster, Kirby. Wie sind Sie hergekommen? Wo sind die beiden?«
    »Leise, Betsy. Sie sind in der Kapitänskabine am anderen Ende des Korridors. Alles wird gut werden.«
    »Wilma hatte keine Ahnung. Sie ist furchtbar eingebildet und entsetzlich loyal, Kirby. Ihrer Meinung nach gibt es nichts, auf das es die beiden abgesehen haben könnten, es sei denn, sie hat es und weiß es nicht. Wo ist sie?«
    »Für den Augenblick in Sicherheit. Sie war eine Zeitlang in der Gewalt von zwei Männern, die zur Mannschaft gehören, René und Raoul.«
    »Ich kenne René. Raoul ist neu, glaube ich. René ist hart, schnell und kräftig und Charla total ergeben. Es hat mir nie gefallen, wie er mich angesehen hat.«
    »Wir waren beide in ihrer Gewalt, in dem Haus, in dem Wilma war, aber wir - sind ihnen entkommen.«
    Betsy sah ihn verblüfft an. »Sie sind ihnen entkommen und - sind an Bord und in diese Kabine gelangt? Das ist toll, Kirby! Vielleicht habe ich Sie unterschätzt.«
    »Joseph und Charla wissen noch nicht, daß ich entkommen bin. Sie wollten mich und Wilma heute abend in Packkisten an Bord bringen.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie ihnen nicht die halbe Arbeit abgenommen haben?«
    »Ziemlich. Ich glaube, daß alles gut wird. Ich habe -nämlich gefunden, worauf sie es abgesehen haben.«
    »Wirklich?«
    »Ich weiß zwar noch nicht, wie ich diesen verdammten Schwierigkeiten mit dem Gesetz beikommen werde, aber ich glaube, daß ich Sie von Bord bringen kann.«
    »Was ist es? Ein Geck, mit dem man Gedanken manipuliert? Oder schmilzt es einfach große Löcher in Schiffswände?«
    »Das klingt schon wieder wie die alte Betsy.«
    »Ich bin aber trotzdem noch skeptisch. Zeigen Sie es mir.«
    »Es hat - seine Grenzen. Ich weiß auch nicht, wie es funktioniert und vielleicht weiß ich auch noch nicht, was man alles damit anstellen kann. Aber ich werde es Ihnen zeigen. Vielleicht werden Sie Angst bekommen, Betsy, große Angst sogar, weil es jeder Logik widerspricht. Sie werden nicht hysterisch werden, wenn Sie sich fürchten?«
    »Diesen Luxus kann ich mir nicht leisten, Kirby Winter.«
    »Alles was zählt, sind die konkreten Ergebnisse.«
    »Es hat also etwas mit der alten ...«
    Er hielt den Lauf der Zeit an. Vielleicht sollte er sie lieber kleinweise daran gewöhnen? Aber dann hielt er sie für geistig stark genug, um damit fertigzuwerden. Er zog ihren steifen Körper langsam aus der Koje, schob ihn zu einem Stuhl, lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihre Schenkel und drückte sie hinunter. Dann stellte er sich neben die Tür und ließ die Zeit wieder dort weiterlaufen, wo er sie angehalten hatte.
    »... Uhr zu tun?« Sie zuckte überrascht zusammen, wurde totenbleich, schloß die Augen und öffnete sie wieder. »Ich hatte keine Ahnung, was kommen würde, ich schwöre es, aber das ist ...« Sie runzelte die Stirn. »War

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