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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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dachte. Sie wollte das Gefühl, dass dieser Tag ein Neubeginn für sie beide war, nicht zerstören und sagte ebenfalls während der ganzen Fahrt kein Wort. Um das unerträgliche Dröhnen des Schweigens zu übertönen, stellte sie das Radio lauter.
     
    Seán erwachte an seinem ersten Morgen zu Hause. Er war froh, wieder hier zu sein, trotz der eher lauwarmen Begrüßung durch Tess. Hexe, dachte er. Wenn sie wüsste, dass ihr der Hof gehört, dann würde sie mich wahrscheinlich zum Teufel jagen. Selbst Ben, den er wirklich vermisst hatte, schien sich nicht für ihn zu interessieren und stieß ihn beiseite, wenn er mit ihm spielen wollte. Nur Kate machte den Eindruck, als freute sie sich vorbehaltlos, dass er wieder da war. Dermot hatte er noch nicht gesehen, da er heute erst später kommen wollte. Er fürchtete sich vor dieser Begegnung und hatte eine entschiedene Abneigung gegen diesen durch und durch rechtschaffenen Mann entwickelt, der nie etwas trank, obwohl seine Tante und sein Onkel einen eigenen Pub besaßen. Idiot, dachte er auf dem Weg in die Küche.
    Nach dem Frühstück ging er hinaus in die Scheune, wo Dermot wieder einmal versuchte, den alten Traktor instand zu setzen. Eigentlich musste dringend ein neuer angeschafft werden, aber die Bank würde ihnen, wie Kate wusste, niemals den nötigen Kredit bewilligen. Der Hof hatte in den letzten Jahren nur sehr magere Erträge abgeworfen. Kate hörte die beiden Männer miteinander reden und sah, wie Dermot sich abwandte
und Seán die restlichen provisorischen Reparaturen überließ. Sie überlegte, wie sie Seán am besten von ihrer Beziehung zu Dermot erzählen sollte, aber wie sie es auch drehte und wendete, es kam ihr kindisch vor. Es war wohl am besten abzuwarten, bis Seán sich wieder richtig eingelebt hatte.
    Tess, die bereits seit drei Tagen antriebslos im Haus umher strich, lief hinter Dermot her auf die Weide.
    »Dermot, ich möchte es mit dem Praktikum noch mal versuchen, aber Kate glaubt, das ist zu schwierig für mich, und ich sollte lieber hier bei ihr bleiben.«
    Dermot musste vorsichtig sein. Er musterte die bekümmerte Tess, die ihm, seit sie wieder den ganzen Tag auf dem Hof herumlungerte, vorkam wie ein Fisch auf dem Trockenen. Außerdem schien sie Seán bewusst aus dem Weg zu gehen. Wahrscheinlich hing das mit dieser Sache mit ihrem Vater zusammen, aber er hatte Kate nie danach gefragt. Er steckte seine Nase nicht gerne in fremde Angelegenheiten.
    »Du bist dort ziemlich ausgerastet, Tess. Kate macht sich eben Sorgen um dich, das ist alles.«
    »Ich weiß, aber als jemand was von mir wollte, was ich nicht verstanden hab, hab ich nicht in Ruhe nachgedacht, wie Deirdre mir geraten hat. Ich habe nicht die Selbstbeachtung bewahrt, wie du gesagt hast.«
    Dermot lachte. »Selbstachtung, Tess!«
    »Ja, Selbstachtung.«
    »Und du möchtest wirklich noch einmal in dieser Galerie arbeiten, Tess? Hältst du das für eine gute Idee?«
    »Ich muss etwas lernen, Dermot. Die Bilder an der Wand haben mir gefallen und das Haus auch. Ich muss nur noch lernen, die Leute besser zu verstehen.«
    Dermot musste laut lachen. »Wenn das so einfach wäre, Tess. Die Menschen sind kompliziert und nicht leicht zu verstehen.
Du musst vor allem lernen, nicht die Geduld zu verlieren und nachzufragen. Höfliche Fragen, meine ich, und keine distanzlosen, verstehst du?«
    Tess nickte.
    »Ich weiß nicht, Tess. Wenn dann noch mal das Gleiche passiert, Kate würde mich umbringen.«
    »Nein, das würde sie nicht, Dermot. Sie hat gesagt, dass sie dich mag … sogar mehr als Noel Moore!«
    Dermot betrachtete das seltsame Mädchen. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sie schlauer war, als sie vorgab, und dass sie ihn manipulierte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kate so etwas gesagt haben sollte, auch wenn nicht zu übersehen war, dass sie sich immer näher kamen.
    »Das hat sie gesagt? Ist das wirklich wahr, Tess?«
    »Ja, Dermot. Ich lüge doch nicht.«
    Dermot schüttelte den Kopf und machte sich lachend wieder an seine Arbeit.
    »Okay, Tess, ich rede mit Kate, aber du musst mir helfen, wenn sie mit dem Besen hinter mir her ist!«
    Tess lachte und rannte ins Haus zurück. Sie hatte verstanden, dass Dermot einen Witz gemacht hatte.
     
    Dermot wusste nicht, wie er es anstellen sollte, mit Kate ein Gespräch zu führen, ohne dass Seán um sie herumschlich. Während Seáns Aufenthalt im Krankenhaus hatte er sich an seine Rolle als Mann im Haus gewöhnt, und er

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