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Das Maedchen und der Magier

Das Maedchen und der Magier

Titel: Das Maedchen und der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bretton
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schon vor dem Bett und beobachtete sie. Mit Augen, die alles sahen, aber nichts verrieten.
    Was hatte Mavis gesagt? Dass man eine solche Chance nicht oft im Le ben bekam? Die Worte stimmten Jenna nachdenklich. Sie hatte sechsundzwanzig Jahre auf das Glück gewartet ... Konnte dies ihre erste und einzige echte Chance sein?
    Chase war ein Fremder ... und ihr Ehemann. Sie hatten dreimal geheiratet, und doch wusste sie mehr über ihre Reinmachefrau als über den Mann, dessen Ring sie an der linken Hand trug.
    Aber so war eine Ehe nicht. Nicht einmal Mavis konnte das behaup ten. Jenna hatte sich nie träumen lassen, dass sie ihre Hochzeitsnacht allein verbringen würde.
    Vielleicht war dies die einzige Hochzeitsnacht, die sie je haben würde, und der Mann, der auf ihrer Couch schlief, der einzige Ehemann. In zehn oder zwanzig Jahren würde sie vielleicht zurückblicken und sich fragen, warum sie sich in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen hatte.
    Wie in Trance stand Jenna auf und öffnete die Tür. Sie hörte das leise Ticken der Kaminuhr, als sie das Wohn/immer betrat. Sie wusste nicht, was sie zu Chase sagen sollte. Sie wusste nur, dass sie das Alleinsein nicht mehr ertrug und nicht mehr warten wollte.
    Chase stand am Fenster und sah auf die stille Straße hinaus. Die Autos und Fahrräder in den Einfahrten glänzten im Mondschein. Hätte man ihn vor ein paar Jahren gefragt, wo er heute abend sein würde, so hätte er Paris oder Rom oder wenigstens auf der Bühne des Paradise Hotels gesagt. Auf das kleine Haus in der Sagebrush Lane wäre er nie gekommen.
    Aber genau dort befand er sich, als verhe irateter Mann mit nicht mehr als einer unterschriebenen Urkunde und einem tiefen Gefühl der Ent täuschung.
    „Worüber bist du denn enttäuscht?" fragte er sich laut. Um enttäuscht zu sein, musste man Hoffnungen gehabt haben. Und seit dem Moment, in dem der Fluch ihn in der alten Tucker Mine festgehalten hatte, gab es nur eins, was er sich erhoffte. Sein altes Leben.
    Aber jetzt war alles anders. Er verfluchte die Mächte, die ihn an diesen Ort gebracht hatten.
    Er wusste, was für eine Frau Jenna war. Sie wollte Dinge, an die er noch keinen Gedanken verschwendet hatte. Ein Zuhause, eine Familie, Liebe. Die hübsche Jenna mit dem messerscharfen Verstand und dem Körper eines Showgirls und dem viel zu weichen Herzen.
    Er würde sie nie für eine andere verlassen. Aber sie hatte ihn nicht nah genug an sich herangelassen, um seinen Charakter kennenzulernen. Vielleicht war es für sie beide das Beste.
    „Chase."
    Ihre Stimme war so weich wie in den Träumen, gegen die er sich wehrte, seit er ihr Gesicht zum ersten Mal gesehen hatte. Langsam drehte er sich um, als wollte er das Unausweichliche hinauszögern. Und unaus weichlich war es, so unausweichlich wie sein nächster Atemzug, wie die Tatsache, dass er Jenna so brauchte wie andere Männer Freiheit und Macht.
    Sie trug ein langes Nachthemd. Das Haar war mit einem blauen Band zusammengebunden.
    Ohne Make-up sah sie jünger und verletzlicher aus, aber ihre Schönheit ließ ihn den Atem anhalten.
    „Du solltest schlafen", sagte er schließlich.
    „Ich habe es versucht." Sie lächelte. „Es ging nicht."
    „Mach dir ein Glas warme Milch", schlug er vor und wollte den Blick von ihr wenden, doch er schaffte es nicht.
    „Hast du den Rat von deiner Mutter?"
    „Von meiner Mutter habe ich nie einen Rat bekommen."
    Sie kam auf ihn zu, und er fragte sich, ob sie wusste, was ihre Nähe in ihm auslöste. „Nein?
    Mütter decken ihre Kinder immer mit guten Ratschlägen ein."
    „Meine ging, als ich fünf Jahre alt war."
    „Sie ging?" Jenna legte eine Hand auf seine Schulter. „Du meinst, sie ist gestorben?"
    „Ich meine, sie ging." Der Schmerz lag dichter an der Oberfläche, als er erwartet hätte.
    „Eines Tages packte sie eine Tasche, strich mir über den Kopf und verschwand auf Nimmerwiedersehen."
    Jennas Augen glitzerten im Halbdunkel am Fenster. „Das tut mir leid. Es muss sehr schwer für dich gewesen sein."
    Er wollte es bestreiten, doch die Lüge blieb ihm in der Kehle stecken, bevor er sie aussprechen konnte. „Ja, es war schwer."
    „Ich weiß", flüsterte sie.
    „Das kannst du nicht wissen. Du warst immer ein glücklicher Mensch." Er musste glauben, dass sie niemals Trauer erfahren hatte.
    „Glücklich?" Ihr leises Lachen ging ihm ans Herz. „Meine Eltern starben, als ich dreizehn war."
    „Du hattest andere Angehörige."
    Sie schüttelte den Kopf.

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