Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Hand, warf einen Blick auf die Holzpuppe und setzte sofort die Gläser ab. Sie klirrten, so hart stellte er sie auf den Tisch.
    »Wo, wo hast du das denn her?« fragte er. Er nahm alle Kraft zusammen, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. »Wo hast du das gekauft?!«
    »Ich habe es gefunden.«
    »Gefunden? Wo?«
    »Auf dem Schiff. In meinem Bett.«
    »In deinem Bett!« Er starrte sie erschrocken, ja entsetzt an. »Wem hast du die Figur gezeigt?«
    »Keinem! Nicht mal dem netten Kapitän Fratelli. Die Figur muß ein Gast, der vor mir die Kabine bewohnt hatte, vergessen haben. Nimm sie mit, dachte ich mir. Sie sieht so lustig aus.«
    »Ja, sie sieht lustig aus.« Birot starrte noch einmal auf den Fetisch, auf das Beil im roten Herzen, und entschuldigte sich bei Petra für einen Augenblick.
    Er ging hinüber in seine Bibliothek, riß das Telefon an sich und wählte eine Nummer.
    »Ja, hier René Birot«, sagte er hastig und leise. »Bitte Kommissar Coulbet.«
    Er wartete ungeduldig, schnippte mit den Fingern und atmete auf, als sich Coulbet meldete.
    »Was ist los, René? Wo brennt's? Wollen deine Arbeiter auch demonstrieren wie die in der Ananasplantage von Pierre Laturne?«
    »Komm her, Robert, komm sofort her«, sagte Birot heiser vor Erregung. »Jemand hat Petra einen Todesfetisch ins Bett gelegt.«
    »Ich komme sofort.« Coulbet war sehr ernst geworden. »Beruhige Madame … ich bin gleich da.«
    »Sie weiß gar nicht, was es bedeutet, Robert!«
    »Um so besser. Halt bloß den Mund, René! Wir kriegen das schon hin.«
    Birot legte auf. Wir kriegen das schon hin, dachte er. Mein lieber Robert … wir haben den Voodoo noch nie besiegt.

3
    In knapp einer halben Stunde war Kommissar Coulbet bei René Birot.
    Petra bemerkte seine Ankunft nicht. Sie schwamm im Pool, und das neue, ganz für sie allein zuständige Hausmädchen, die Kreolin Rosette, wartete am Rande des Beckens mit einem Badetuch, daß Madame aus dem Wasser kam. Ein schwarzer Butler hatte auf der Terrasse zum hinteren Park hin einen Tisch mit herrlichen Früchten, Fruchtsäften und weißem Rum gedeckt.
    Rum gehörte hier zum täglichen Leben, zum Bestehen überhaupt. Ohne Rum kein Leben, das war eine Wahrheit von Martinique.
    Kommissar Robert Coulbet, auf Martinique in Marigot an der Atlantikküste geboren und mit seinen 48 Jahren schon ergraut, umarmte René bei der Begrüßung, eilte dann in die Bibliothek und starrte auf die Holzpuppe auf dem Schreibtisch von Birot.
    »Das ist ja ein dicker Hund!« sagte er gepreßt. »Das hat man ihr ins Bett gelegt?«
    »Ja, auf dem Schiff.«
    »Das ist eine eindeutige Todesdrohung!«
    »Darüber gibt es gar keinen Zweifel. Robert, wir sind doch hier geboren. Wir wissen doch, was Voodoo ist! Mein Gott, wer kann Petra so hassen, daß er ihr den Tod herbeizaubert? Niemand kennt doch Petra!«
    »Josephine«, sagte Coulbet sofort.
    »Das glaube ich nicht, Robert.«
    »Aber ich! Josephines Onkel, Jules Tsologou Totagan ist ein Voodoo-Houngan! Wir kennen uns fast zwei Jahrzehnte. Er hat mir einmal mit seinem Voodoo-Zauber sehr geholfen. Mit seinen Hinweisen konnte ich einen dreifachen Kindermörder überführen.«
    »Onkel Jules? Unmöglich.« René schüttelte den Kopf. »Wie sollte er denn auf das Schiff von San Juan kommen?«
    »Das haben wir schnell festgestellt.« Coulbet betrachtete den Fetisch von allen Seiten. Das Beil im Herzen gab keine Rätsel auf. »Auf jedem Schiff gibt es eine Passagierliste! Außerdem wird man wissen, ob Onkel Jules eine längere Zeit nicht in seinem Haus war. Ich werde den Alten morgen besuchen und mich in der Nachbarschaft bei den Leuten umhören. In den Bergen wird man mehr wissen, als wir ahnen.« Er trat vom Tisch zurück und steckte sich eine der höllisch starken, schwarzen Zigarren an. »Wo ist Josephine jetzt?«
    »Sie hat das Haus verlassen.«
    »Wann?«
    »Schon vor einer Woche.« René ging zu einem Wandschrank und klappte ihn auf. Eine kleine Bar fuhr heraus. Mit unruhigen Händen mixte er sich aus weißem Rum und Limonensaft und etwas Wodka einen Drink. »Du auch einen?«
    »Ein halbes Glas. Ich kenne deine Cocktails!«
    »Josephine wohnt jetzt wieder in ihrem Häuschen hinter der Fabrik.« René gab Coulbet das Glas. »Da wo sie offiziell immer wohnte.«
    »Es war ein Fehler, sich Josephine auf die Matratze zu holen.« Coulbet trank einen Schluck, verdrehte die Augen und hüstelte. »Die Leber jubelt! – Josephine – so ein Mädchen verabschiedet man nicht mit einem

Weitere Kostenlose Bücher