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Das Mädchen.

Das Mädchen.

Titel: Das Mädchen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schließlich schon fast zehn und groß für ihr Alter.
    Ich weiß nicht, warum wir ausbaden müssen, was ihr beiden falsch gemacht habt! Das waren die letzten Worte gewesen, die sie Pete hatte sagen hören, und Trisha glaubte jetzt, die Antwort zu wissen. Es war eine schlimme Antwort, aber vermutlich eine wahre: einfach darum. Und wem das nicht paßte, der konnte eine Nummer ziehen und sich hinten anstellen.
    Trisha vermutete, sie sei jetzt in vieler Beziehung älter als Pete.
    Sie sah bachabwärts und stellte fest, daß etwa vierzig Meter von dem Platz entfernt, an dem sie saß, ein weiterer Bach in ihren Wildbach mündete; er ergoß sich in einem sprühenden kleinen Wasserfall über sein Ufer. Gut, gut. So sollte die Sache funktionieren. Dieser zweite Bach, den sie gefunden hatte, würde größer und größer werden, dieser würde sie zu Menschen führen. Er ...
    Ihr Blick glitt wieder hinüber zu der kleinen Lichtung jenseits des Bachs, und sie sah dort drei Leute stehen, die sie beobachteten. Zumindest nahm Trisha an, sie würde von ihnen beobachtet; ihre Gesichter konnte sie nicht sehen. Auch ihre Füße nicht. Sie trugen lange Gewänder wie Priester in diesen Filmen über Geschichten aus alten Zeiten. (»In days of old when knights were bald and ladies showed their fan - nies«, sang Pepsi Robichaud manchmal beim Seilspringen). Die Säume ihrer langen Gewänder warfen Falten auf dem Nadelteppich der Lichtung. Ihre hochgeschlagenen Kapuzen verbargen die Gesichter darunter. Tri-sha blickte über den Bach zu ihnen hinüber: leicht überrascht, aber nicht wirklich ängstlich, noch nicht. Zwei der Gewänder waren weiß. Das der Gestalt in der Mitte war schwarz.
    »Wer seid ihr?« fragte Trisha. Sie wollte sich etwas gerader hinsetzen und merkte, daß sie das nicht konnte. Ihr Bauch war einfach zu voll. Zum erstenmal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, nicht schlaftrunken, sondern essenstrunken zu sein. »Könnt ihr mir helfen? Ich habe mich verirrt. Schon seit ... « Sie wußte es nicht mehr. Waren es zwei oder drei Tage? »... langer Zeit. Helft ihr mir bitte?« Sie gaben keine Antwort, sondern standen nur da und sahen sie an (jedenfalls vermutete sie, daß die drei sie ansahen), und nun bekam es Trisha mit der Angst zu tun. Sie hielten ihre Arme vor der Brust verschränkt, so daß nicht einmal ihre Hände zu sehen waren, weil sie unter den langen Ärmeln ihrer Gewänder verschwanden.
    »Wer seid ihr? Sagt mir, wer ihr seid!«
    Die linke Gestalt trat vor, und als sie nach ihrer Kapuze griff, fielen die weißen Ärmel zurück und ließen lange weiße Finger sehen. Unter der Kapuze kam ein intelligentes (wenn auch ziemlich pferdeähnliches) Gesicht mit einem fliehenden Kinn zum Vorschein. Der Mann sah wie Mr. Bork aus, der an der Sanford Elementary School Naturkunde unterrichtete und mit ihnen die im Norden New Englands heimischen Tiere und Pflanzen durchgenommen hatte ... darunter natürlich auch die weltberühmte Buchecker. Die meisten Jungs und einige der Mädchen (zum Beispiel Pepsi Ro-bichaud) nannten ihn »Bork vom Ork«. Er blickte sie über den Bach hinweg durch seine kleine goldgeränderte Brille an.
    »Ich komme von dem Gott Tom Gordons«, sagte er. »Von dem, zu dem er hinaufzeigt, wenn er das Spiel gewinnt.«
    »Ja?« fragte Trisha höflich. Sie wußte nicht sicher, ob sie diesem Kerl traute. Hätte er behauptet, er sei der Gott Tom Gordons, hätte sie ihm nicht getraut, das wußte sie verdammt genau. Sie konnte vieles glauben, aber bestimmt nicht, daß Gott wie ihr Naturkundelehrer in der vierten Klasse aussah. »Das ist ... sehr interessant.« 
    »Er kann dir nicht helfen«, sagte Bork vom Ork. »Heute ist viel los. Zum Beispiel hat's in Japan ein Erdbeben gegeben, ein schlimmes. Im allgemeinen mischt er sich ohnehin nicht in die Belange der Menschen ein, obwohl ich zugeben muß, daß er ein Sportfan ist. Allerdings nicht unbedingt ein Fan der Red Sox.«
    Er trat zurück und schlug seine Kapuze wieder hoch. Einen Augenblick später trat rechts außen der zweite Weißgewan-dete vor ... wie Trisha vorausgesehen hatte. Schließlich liefen solche Dinge nach bestimmten Regeln ab - drei Wünsche, drei Feen, drei Schwestern, drei Chancen, den Namen des bösen Männleins zu erraten. Ganz zu schweigen von drei Hirschen, die im Wald Bucheckern fraßen. Träume ich? fragte sie sich selbst und hob eine Hand, um den Wespenstich auf ihrem linken Wangenknochen zu berühren. Er war da, und obwohl die Schwellung

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