Das Maerchen der 1001. Nacht
weigern, ihn zu heiraten.
Der Gedanke, Beth zu verlieren, quälte ihn so sehr, dass er den Stil der Rose viel zu fest umfasste, was er besser nicht getan hätte. Das wurde ihm allerdings erst bewusst, als er die Dornen spürte. Er wollte Beth unbedingt heiraten und ging davon aus, dass sich seine leidenschaftlichen Gefühle nach den Flitterwochen abkühlten, sodass er sich wieder in Ruhe auf seine eigentlichen Aufgaben würde konzentrieren können.
Plötzlich hörte er das Klappern von Absätzen und ärgerte sich über die Erleichterung, die ihn überkam. Seine Gefühle wurden trotz seiner Anstrengungen, sie zu verdrängen, offenbar immer stärker. Er entschloss sich, noch mehr zu arbeiten als bisher. Sein Vater hatte ihm beigebracht, dass sich jedes Problem durch harte Arbeit lösen ließ.
Malik stellte sich vor den Eingang zum Harem und wartete. „Beth …“, begrüßte er sie, während sie näher kam.
„Königliche Hoheit.“ Sie nickte höflich.
Er zog die Augenbrauen zusammen. So förmlich sprach sie ihn sonst nur an, wenn sie ihn necken wollte, und dann klang es ziemlich ironisch. Doch jetzt war es kein Spiel. Die Frau, die vor ihm stand, wirkte kühl und reserviert.
„Warum so förmlich? Habe ich dich irgendwie unabsichtlich beleidigt?“, fragte er.
Sie sah ihn so bestürzt an, als fühlte sie sich ertappt. „Nein, natürlich nicht … Malik.“
So, wie sie seinen Namen aussprach, hätte man glauben können, sie fühle sich dabei unbehaglich. Von der Leidenschaft in ihrer Stimme, als er sie geküsst hatte, war nichts mehr zu spüren. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Hier.“ Er reichte ihr die Rose. „Die habe ich dir mitgebracht.“
„Danke.“ Lächelnd nahm sie die Blume entgegen. „Das ist nett von dir.“
„Ich bin eben ein netter Mensch.“ Er wartete darauf, dass sie ihm ironisch vorhielt, arrogant und unbescheiden zu sein.
„Ja, das bist du“, stimmte sie ihm zu. Dabei wirkte ihr Lächeln förmlich und erreichte ihre Augen nicht.
„Ich habe mir erlaubt, das Abendessen für uns im Salon des Harems servieren zu lassen“, erklärte er.
„Wie du möchtest“, erwiderte sie.
Zu seiner Enttäuschung nahm sie es widerspruchslos hin. Irritiert öffnete er die Tür und ließ ihr den Vortritt. Normalerweise ließ sie keine Gelegenheit aus, ihn zu provozieren. Doch heute Abend dachte sie offenbar gar nicht daran. Und dann blickte sie sich auch noch so interessiert um, als hätte sie das alles noch nie zuvor gesehen.
„Sieh nur, Malik, der Marmorfußboden reflektiert die Farben der bunten Fenster.“
„Es ist alles noch genauso wie bei unserem ersten Besuch.“
„Ich bin … immer noch sehr beeindruckt.“
Während er sie nachdenklich beobachtete, wurde er das Gefühl nicht los, dass sie sich sehr verändert hatte. Schließlich führte er sie in den Salon mit dem für zwei Personen gedeckten Tisch. Wie von ihm beabsichtigt, sorgten das gedämpfte Licht, das der Kronleuchter verbreitete, und der mit wunderschönen Blumen geschmückte Tisch für eine romantische Atmosphäre. Er nahm die geöffnete Flasche Champagner aus dem silbernen Kübel und schenkte zwei Sektkelche ein.
„Auf uns“, sagte er.
„Auf uns und auf ein langes und glückliches Leben.“
„Hast du wirklich nichts dagegen, dass wir heute hier essen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Sie trank einen Schluck.
Kein spöttischer Kommentar, keine spitze Bemerkung über die Konkubinen der Herrscher. Malik konnte kaum glauben, dass dies noch dieselbe Frau war. Er musterte sie nachdenklich. Er hatte sie so oft beobachtet, im Sonnen-, im Mondschein und bei vielen anderen Gelegenheiten, deshalb kannte er ihr Gesicht, ihre Mimik und ihre Gestik sehr genau. Diese Frau vor ihm hatte dasselbe Gesicht wie Beth, dasselbe wunderschöne Haar, und doch gab es sehr subtile Unterschiede. Ihre Gesichtszüge wirkten nicht ganz so weich, und sie hob das Kinn nicht so eigensinnig wie Beth. Ihre Augen hatten dieselbe goldbraune Farbe, doch es lag darin keine Wärme, sie leuchteten nicht humorvoll oder mutwillig und unternehmungslustig auf.
Lag es etwa an dem Make-up? Malik wusste, welche Effekte Frauen mit dem Auftragen von Lidschatten und dergleichen erzielen konnten.
„Du bist so still, so kenne ich dich gar nicht“, stellte er fest.
„Das tut mir leid. Möchtest du über etwas Bestimmtes reden?“
Du liebe Zeit, was war mit ihr los? Immer noch betrachtete er sie aufmerksam und ließ den Blick über ihr Haar gleiten.
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