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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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dem Gedanken an die Existenz solcher Artefakte schneller schlug.
    Maureen ging neben Sinclair und hörte ihm aufmerksam zu. Peter war nicht sicher, ob es Maureen die Journalistin und Autorin war, die an Sinclairs Lippen hing, oder Maureen die Frau. Aber sie war sichtlich fasziniert von dem charismatischen Schotten.
    Als sie auf der Kuppe eines kleinen Hügels um die Ecke bogen, ragte unvermittelt eine Art Burgturm aus dem Hang. Er war mehrere Stockwerke hoch, stand allein und schien irgendwie nicht in die Felslandschaft zu passen.
    »Der sieht aus wie Saunières Turm!«, rief Maureen.
    »Wir nennen ihn ›Sinclairs Torheit‹. Mein Urgroßvater hat ihn errichtet. Und ja, er ist nach dem Vorbild von Saunières Turm gebaut. Die Aussicht hier ist allerdings nicht so dramatisch wie die von Rennes-le-Château, da wir tiefer liegen, aber sie ist trotzdem recht nett. Wollen Sie mal sehen?«
    Maureen blickte zu dem in Gedanken versunkenen Peter, um zu sehen, ob er den Turm erkunden wollte. Er schüttelte den Kopf. »Ich bleibe unten. Geh du nur rauf.«
    Sinclair holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Tür des Turms. Er ging voraus und führte Maureen eine steile Wendeltreppe hinauf. Oben angekommen, öffnete er die Tür zur Turmplattform und winkte Maureen vorauszugehen.
    Die Aussicht über das Katharerland und die Ruinen der Châteaus hinweg war einfach fantastisch. Einen kurzen Moment genoss Maureen den Anblick; dann fragte sie Sinclair: »Warum hat er ihn gebaut?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem Saunière seinen Turm gebaut hat. Wegen der Vogelperspektive. Sie haben beide geglaubt, von so weit oben viele Geheimnisse sehen zu können.«
    Maureen lehnte sich auf die Zinnen und stöhnte frustriert. »Warum ist alles immer nur ein Rätsel? Sie haben mir Antworten versprochen, aber bis jetzt habe ich nur neue Fragen von Ihnen bekommen.«
    »Warum fragen Sie nicht die Stimmen in Ihrem Kopf? Oderbesser noch: die Frau in Ihren Visionen? Sie ist schließlich diejenige, die Sie hierhergebracht hat.«
    Maureen verschlug es fast die Sprache. »Woher … Woher wissen Sie von ihr?«
    Sinclair lächelte wissend, aber nicht selbstgefällig.
    »Sie sind eine Frau vom Blut der Paschal. Das war zu erwarten. Kennen Sie den Ursprung Ihres Familiennamens?«
    »Paschal? Mein Vater ist in Louisiana als Nachfahre französischer Einwanderer geboren worden, wie alle im Bayou.«
    »Ein Cajun?«
    Maureen nickte. »Soweit ich es mitbekommen habe. Als er gestorben ist, war ich noch sehr jung. Ich kann mich nicht an viel von ihm erinnern.«
    »Wissen Sie, woher das Wort ›Cajun‹ stammt? Arcadien. Die Franzosen, die sich in Louisiana niedergelassen haben, nannte man Arkadier. Im dortigen Dialekt ist dann Cajun daraus geworden. Sagen Sie mir: Haben Sie je das Wort ›Paschal‹ in einem englischen Wörterbuch nachgeschlagen?«
    Maureen schaute ihn aufmerksam an, neugierig, aber auch immer vorsichtiger. »Nein, hab ich nicht.«
    »Es überrascht mich, dass jemand mit Ihrer Neugier und Intelligenz sich nicht für den eigenen Familiennamen interessiert hat.«
    Maureen wandte sich von ihm ab; es gefiel ihr nicht, dass er von ihrer Vergangenheit sprach. »Als mein Vater gestorben ist, hat meine Mutter mich zu ihrer Familie nach Irland gebracht. Danach hatte ich keinerlei Kontakt mehr zur Familie meines Vaters.«
    »Trotzdem, einer Ihrer Elternteile muss doch eine Vorahnung gehabt haben, was Ihr Schicksal betrifft.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Ihr Name. Maureen. Wissen Sie, was er bedeutet?«
    Der warme Wind frischte wieder auf und zerzauste Maureens rotes Haar. »Natürlich. Das ist Irisch für ›kleine Maria‹. Peter nennt mich ständig so.«
    Sinclair zuckte mit den Schultern, als sei nun alles klar, undblickte in das Languedoc hinaus. Maureen folgte seinem Blick zu einer Reihe massiver Felsen, die auf einer grasbewachsenen Ebene verstreut lagen.
    Die Sommersonne traf auf irgendetwas in der Ferne. Die Reflektion ließ Maureen noch einmal genauer hinsehen. War da draußen auf dem Feld etwas?
    Sinclair schien stark daran interessiert zu sein, was Maureen sah. »Was ist da?«
    »Nichts.« Maureen schüttelte den Kopf. »Nur … die Sonne in meinen Augen.«
    Aber Sinclair ließ nicht locker. »Sind Sie sicher?«
    Maureen zögerte einen Augenblick lang, während sie wieder auf das Feld blickte. Sie nickte, bevor sie fragte, was ihr auf der Seele lag: »All dieses Gerede über meinen Familiennamen … Wann werden Sie mir den Brief

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