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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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betrachtet, als Austausch des geheiligten Atems. Beim Küssen verschmolzen zwei Menschen und vereinten ihre Lebenskräfte. Ein Kuss durfte nur mit der wahren Liebe getauscht werden. »Ja, das glaube ich auch.«
    »Das ist aber doch eine Qual für eine Frau, die mit einem Mann wie Lorenzo verheiratet ist, selbst für diese römische Medea.«
    »Eigentlich ist sie gar nicht so schlimm, weißt du.« Lucrezia verspürte Mitleid mit Clarice, die auf ihre Art ebenso Opfer der Umstände war wie sie oder Lorenzo. »Unter ihrer römischen Reserviertheit ist sie im Grunde ganz nett. Ich glaube übrigens nicht, dass es ihr so viel ausmacht, mit wem Lorenzo schläft, solange er diskret ist und für seine Familie sorgt. Und beides macht er sehr gut. Lorenzo sagt, Clarice sei am glücklichsten, wenn er sie in Ruhe lässt, und ihm passt das auch am besten.«
    »Was hältst du eigentlich davon, dass sie so schnell wieder schwanger ist? Du musst schon zugeben, Il Magnifico ist erschreckend fruchtbar – mit seiner Frau .« Costanza blickte Colombina vorwurfsvoll an. Während ihrer langen Affäre mit Lorenzo war sie kein einziges Mal schwanger geworden. Aber Costanza wusste ja auch nicht, dass der Apotheker auch für Colombina eine sehr starke Tinktur herstellte, die sie schon viele Male eingenommen hatte, um ihre Blutung zu erzwingen. Es war der gleiche Trank, den die begehrten Kurtisanen Venedigs benutzten, die sich keine geschäftsschädigende Schwangerschaft erlauben konnten. Ihre Klientel, hochrangige Aristokraten und mehr als eine Handvoll Kardinäle, zahlten nur deshalb so großzügig, weil ihre Gespielinnen schön und unbeschädigt blieben. Colombina gab sich alle Mühe, sich nicht mit jenen Frauen zu vergleichen. Auch sie wurdeja von vielen Florentinern als Lorenzos persönliche Kurtisane betrachtet, wenn auch als eine sehr privilegierte. Niemand sprach laut darüber, aus Angst vor dem Zorn des Medici, aber Colombina war nicht dumm. Sie wusste, was die Gegner und Neider der Medici über sie munkelten. Dennoch gab sie diesen Überlegungen nicht zu viel Raum. Sie hatte gelobt, Lorenzo für alle Ewigkeit zu gehören; alles andere fiel dagegen kaum ins Gewicht. Sollten die eifersüchtigen, gehässigen Florentiner sich doch die Mäuler zerreißen!
    Und dennoch – an manchen Morgen, wenn der Nebel über dem Arno schwebte und Florenz in friedlicher Stille dalag, ging Colombina am Fluss spazieren und vergoss ein paar Tränen bei dem Gedanken an die Ungerechtigkeit ihres Lebens.
    Und jedes Mal, wenn sie blutete, betete sie zu Maria Magdalena um Vergebung, weil sie die Gesetze des Ordens verletzt hatte. Und sie weinte über den Verlust eines Kindes, für dessen Geburt sie alles gegeben hätte.

    Niccolò war von einer seiner Fahrten zurückgekehrt, was für Colombina jedes Mal eine schwere Zeit bedeutete.
    War ihr Ehemann fort, war sie uneingeschränkte Herrin ihres Schicksals und verbrachte die meiste Zeit mit Ginevra, Simonetta und dem Meister, sofern er in der Stadt weilte, um Angelegenheiten des Ordens zu regeln. Und ihre süßesten, geheimen Momente waren die, wenn Lorenzo für einige Stunden in der Antica Torre Zeit hatte. Dort lebten sie in ihrer eigenen Welt als vertrauteste Freunde und glühende Liebende. Es war der Himmel auf Erden.
    Doch wenn Niccolò von seinen abenteuerlichen Seefahrten heimkehrte, musste Colombina ihn im Haus erwarten, wie es sich für eine anständige Ehefrau geziemte, so schrecklich es auch war.
    An diesem Abend hatte Colombina geglaubt, Zeit für ein Stelldichein mit Lorenzo zu haben, da Niccolò in die Taverne gehen wollte, um seine Freunde mit neuesten Geschichten über Piraten und verlorene Schätze sowie derbe Schilderungen über Sklavinnen und Dirnen in Konstantinopel zu unterhalten. Nichts davon interessierte oder störte Colombina, solange Niccolò nicht ihre körperliche oder seelische Aufmerksamkeit verlangte. Wenn er seine ehelichen Rechte einforderte, war die Sache meist rasch vorbei, wofür Colombina dankbar war. Andererseits grämte sie sich über ihre Schwestern auf der ganzen Welt, die niemals erfahren würden, wie es war, wenn ein Mann eine Frau von ganzem Herzen und ganzer Seele und mit seinem Körper liebte. Viele Frauen kannten nur die arrangierten Ehen mit den Niccolòs dieser Welt, denen anstelle einer Frau aus Fleisch und Blut ein Loch im Bett genügt hätte.
    Darüber sann Colombina nach, als sie sich auf dem Heimweg von dem allzu kurzen Stelldichein mit Lorenzo befand: Wie

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