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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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verstehen als das Alethiometer.
    Doch hier kam das Tor von St. John’s College, über das sie und Roger einmal nach Einbruch der Dunkelheit geklettert waren, um Feuerwerkskörper in die Blumenbeete zu stecken. Und der abgenutzte Stein an der Ecke von Catte Street – er trug sogar die Initialen S P, die Simon Parsley hineingekratzt hatte, genau dieselben! Sie hatte ihm dabei zugesehen! Jemand aus dieser Welt mit denselben Initialen musste hier stehen geblieben sein und genau dasselbe getan haben.
    Vielleicht gab es in dieser Welt auch einen Simon Parsley. Vielleicht gab es auch eine Lyra.
    Ein Frösteln lief ihr über den Rücken, und Pantalaimon in Gestalt einer Maus zitterte in ihrer Tasche. Sie schüttelte den Gedanken ab. Es gab genug Geheimnisse, ohne dass man noch welche dazu erfand.
    Und in noch einer Hinsicht unterschied sich dieses Oxford von ihrem: Gewaltige Ströme von Menschen schoben sich über die Gehwege und in die Gebäude hinein und wieder heraus, Menschen aller Art, Frauen, die wie Männer gekleidet waren, Afrikaner, sogar eine Gruppe von Tataren, die demütig hinter ihrem Führer her trotteten, alle adrett gekleidet und mit kleinen, schwarzen Kästchen behängt. Lyra starrte all diese Menschen zuerst entsetzt an, weil sie keine Dæmonen hatten und damit in ihrer Welt böse Geister oder Schlimmeres gewesen wären.
    Dabei sahen diese Wesen – was das Seltsamste war – alle ganz lebendig aus. Sie gingen eifrig hierhin und dorthin, als ob sie Menschen wären, was sie, wie Lyra zugeben musste, wahrscheinlich auch waren, nur dass sie ihre Dæmonen in sich trugen wie Will.
    Als sie etwa eine Stunde herumgelaufen und das falsche Oxford erkundet hatte, bekam sie Hunger und kaufte von dem 20-Pfund-Schein eine Tafel Chocolatl. Der Verkäufer sah sie seltsam an, aber er kam aus Indonesien und verstand vielleicht ihre Aussprache nicht, obwohl sie sehr deutlich fragte. Vom Geld, das sie herausbekam, kaufte sie einen Apfel in der Markthalle, die schon viel eher an das richtige Oxford erinnerte, und ging zum Park weiter. Dort kam sie an ein mächtiges Gebäude, das wie ein Gebäude aus dem echten Oxford aussah; zwar existierte es in ihrer Welt nicht, aber es hätte dort hingepasst. Sie setzte sich auf den davorliegenden Rasen, um zu essen, und betrachtete das Gebäude wohlwollend.
    Sie entdeckte, dass es sich um ein Museum handelte. Die Tür war offen, und drinnen standen ausgestopfte Tiere, versteinerte Skelette und Glasschränke mit Mineralien, genau wie im Royal Geological Museum, das sie mit Mrs. Coulter in ihrem London besucht hatte. Am hinteren Ende des großen Saals aus Stahl und Glas befand sich der Eingang in einen an  deren Teil des Museums, und weil dort fast niemand war, ging sie hinein und sah sich um. Das Befragen des Alethiometers war immer noch die dringendste Sache, die sie erledigen musste, aber in diesem zweiten Raum sah sie sich plötzlich von ganz vertrauten Dingen umringt: Hier standen Vitrinen mit Kleidern aus der Arktis, die genauso aussahen wie ihre Pelze, ferner Vitrinen mit Schlitten, geschnitzten Walrosszähnen, Harpunen für die Seehundjagd und einem bunten Durcheinander verschiedener Trophäen und Relikte und magischer Objekte und Werkzeuge und Waffen, nicht nur aus der Arktis, wie sie jetzt sah, sondern aus allen Teilen dieser Welt.
    Es war wirklich seltsam. Die Karibupelze sahen wirklich genauso aus wie ihre, aber die Zugriemen bei diesem Schlitten waren vollkommen falsch befestigt. Und hier hing ein Photogramm einiger samojedischer Jäger, die denen, die Lyra geschnappt und nach Bolvangar verkauft hatten, zum Verwechseln ähnlich sahen. Tatsächlich! Es waren dieselben Männer! Und dieses Seil war sogar an genau derselben Stelle gerissen und wieder zusammengeknotet worden. Wie gut sie es kannte, war sie doch auf genau diesem Schlitten einige qualvolle stundenlang damit gefesselt gewesen … Was waren das für Geheimnisse? Gab es doch nur eine Welt, die von anderen Welten träumte?
    Und dann sah sie etwas, das sie wieder an das Alethiometer denken ließ. In einer alten Vitrine mit einem schwarz angemalten, hölzernen Rahmen befanden sich eine Reihe menschlicher Schädel, und einige von ihnen hatten vorne, seitlich oder oben Löcher. Der Schädel in der Mitte hatte sogar zwei. Es handelte sich hier, so besagte eine krakelige Schrift auf einem Schild, um sogenannte Trepanationen. Auf dem Schild stand auch, dass alle Löcher zu Lebzeiten der Besitzer in die Schädel gebohrt worden

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