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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Will hörte die leidenschaftliche Ungeduld in ihrer Stimme. »Das ist der alles entscheidende Punkt, dieser Unter  schied zwischen Kindern und Erwachsenen! Darin liegt der Schlüssel zum Geheimnis des Staubes! Deshalb muss ich das Kind finden. Die Hexen haben einen Namen für Lyra – ich hatte ihn schon fast, von einer Hexe persönlich, doch sie starb zu schnell. Ich muss das Kind finden, es hat offenbar die Antwort, und die muss ich haben …«
    »Das wirst du auch. Das Instrument wird deine Tochter zu mir bringen – keine Sorge. Und sobald sie mir gegeben hat, was ich will, kannst du sie haben. Aber erzähle mir von deiner merkwürdigen Leibwache, Marisa. Solche Soldaten habe ich noch nie gesehen. Was sind das für Leute?«
    »Ganz gewöhnliche Männer, nur dass sie … abgetrennt wurden. Sie haben keine Dæmonen mehr, deshalb haben sie weder Angst noch Phantasie noch freien Willen, und sie kämpfen, bis sie in Stücke gerissen werden.«
    »Keine Dæmonen … das ist wirklich sehr interessant. Ich möchte dir ein kleines Experiment vorschlagen, wenn du einen von ihnen übrig hast. Ich hätte gern gewusst, ob die Gespenster sich für sie interessieren. Wenn nicht, können wir vielleicht doch nach Cittàgazze fahren.«
    »Was für Gespenster denn?«
    »Das erkläre ich dir später, meine Liebe. Sie sind der Grund, warum Erwachsene diese Welt nicht betreten können. Staub – Kinder – Gespenster – abgeschnittene Dæmonen … ja, es könnte gehen. Trink noch ein Glas.«
    »Ich möchte alles wissen«, sagte sie, während erneut Wein eingegossen wurde. »Und ich werde dich an dein Versprechen erinnern. Aber jetzt sage mir: Was machst du in dieser Welt? Warst du immer hier, wenn wir dachten, du seist in Brasilien oder Indien?«
    »Ich habe diese Welt schon vor langer Zeit entdeckt, und es war ein so gutes Geheimnis, dass ich es niemandem verraten habe, nicht einmal dir, Marisa. Wie du siehst, habe ich mich hier recht schön eingerichtet. Dass ich zu Hause Mitglied des Staatsrates bin, erleichterte mir herauszufinden, wie die Macht in dieser Welt verteilt war. Ich wurde Spion, auch wenn ich meinen Auftraggebern nie alles sagte, was ich wusste. Die Geheimdienste dieser Welt haben sich jahrelang fast ausschließlich mit der Sowjetunion beschäftigt – mit unserem Moskowiterreich. Und obwohl das Moskowiterreich keine Bedrohung mehr darstellt, gibt es immer noch viele der früheren Horchposten und Lauscheinrichtungen, und ich stehe mit den Leitern der Spionage noch in Kontakt.
    Vor kurzem erfuhr ich nun von einer schweren Störung des irdischen Magnetfelds. Die Geheimdienste sind alarmiert. Je  des Land, das physikalische Grundlagenforschung betreibt – dasselbe, was wir experimentelle Theologie nennen –, hat seine Wissenschaftler aufgefordert herauszufinden, was hier passiert. Denn dass etwas passiert, ist allen klar, und man hat den Verdacht, dass es mit anderen Welten zu tun hat. Man hat sogar einige Anhaltspunkte, um was es geht. So forscht man am Staub. Ja, er ist auch hier bekannt, es gibt sogar in dieser Stadt ein Gruppe von Wissenschaftlern, die daran forscht. Und etwas anderes: Vor zehn oder zwölf Jahren verschwand im Norden ein Mann, und die Leute vom Geheimdienst meinen, er habe etwas gewusst, das sie unbedingt auch wissen müssen – insbesondere die genaue Lage eines Durchgangs zwischen den Welten ähnlich dem, durch den du heute gekommen bist. Der Durchgang, den dieser Mann gefunden hat, ist der einzige, von dem sie wissen; du kannst dir denken, dass ich ihnen nicht gesagt habe, was ich weiß. Als diese neuen Störungen begannen, fingen sie an nach diesem Mann zu suchen. Und natürlich bin ich selbst auch neugierig, Marisa. Ich bin immer daran interessiert, mein Wissen zu erweitern.«
    Will saß wie erstarrt da, und sein Herz klopfte so laut, dass er fürchtete, die beiden Erwachsenen könnten es hören. Sir Charles sprach von seinem Vater! Also das suchten die Männer, die bei ihm zu Hause gewesen waren, und sie gehörten zum Geheimdienst!
    Will hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass außer Sir Charles und der Frau noch jemand im Zimmer war. Ein Schatten bewegte sich über den Boden oder zumindest den Teil des Bodens, den er an der Ecke des Sofas und den Beinen des acht  eckigen Tischchens vorbei sehen konnte. Doch sowohl Sir Charles als auch die Frau saßen ganz still. Der Schatten bewegte sich ruckartig hin und her und beunruhigte Will zu  nehmend. Die einzige Lichtquelle im Zimmer war eine

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