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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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Trommeln, von denen jede einzelne so groß sein mochte wie Tayas Wohnung im Horst.
    Cristof und Taya standen ganz oben in dem hohlen Berg. Aber selbst hier, an der engsten Stelle des Gewölbes, konnte Taya nicht mehr erkennen, wo die Brücke, auf der sie standen, an der gegenüberliegenden Bergwand verlief. Diese Höhle war groß, zu groß. Atemberaubend groß – und erst die Große Maschine!
    Taya hätte nicht sagen können, wie lange sie dort mit weit offenem Munde gestanden hatte, ehe sie es schaffte, das Geländer loszulassen und sich nach Cristof umzusehen.
    Den schien der Anblick, der sich vor und unter ihnen auftat, ebenso zu faszinieren wie sie. Er hatte die Hand mit der Nadelpistole sinken lassen und ließ den Blick begeistert über das Gewirr an Kabeln und beweglichen Riesenteilen wandern. Taya hatte Angst, er könne die Pistole fallen lassen, und griff danach. Das riss Cristof aus der Erstarrung. Kopfschüttelnd schloss er die Hand um seine Waffe.
    „Das Licht ist weißglühender Kohlefaden“, sagte er und musste die Stimme erheben, um sich über den Krach der Dampfmaschinen hinweg Gehör zu verschaffen. „Das habe ich außerhalb von Technologieausstellungen bisher noch nie gesehen. Sieh – die Dampfmaschinen erzeugen es. Kein Rauch!“
    „Kommt doch näher und seht euch alles genauer an!“ Taya winkte ihn zu sich ans Geländer, aber er schüttelte hektisch den Kopf.
    „Ich sehe von hier aus genug.“
    „Ihr habt immer noch Höhenangst? Nachdem Ihr den ganzen Weg bis zur Spitze Ondiniums geflogen seid?“
    „In diesem Leben überwinde ich meine Höhenangst bestimmt nicht mehr.“ Cristof verrenkte den Hals, um einen Blick durch das offene Geländer werfen zu können. „Hast du jemanden gesehen?“
    „Nein, aber es geht auch noch ziemlich weit nach unten.“ Sie streckte die Hand aus. „Kommt, seht es Euch an. Ich halte Euch schon fest.“
    Cristof musste die Zähne zusammenbeißen, schaffte es aber, seine Angst in den Griff zu bekommen. Ganz vorsichtig schob er sich näher heran, wobei er Tayas Hand standhaft ignorierte und sich schräg zum Geländer stellte.
    „Dickschädel!“ Sie schob die rechte Hand unter einen Gurt an seinem Geschirr. „Ich lasse Euch schon nicht fallen.“
    Cristof umklammerte mit der freien Hand das Geländer und wagte einen Blick in die Tiefe, ganz verkrampft und auf dem Sprung. Prompt schreckte er auch schon wieder zurück, wobei er sich hektisch die Brille auf der Nase zurechtrückte, als hätte er Angst, sie zu verlieren.
    „Unmöglich, da unten etwas zu erkennen“, beklagte er sich. „Es ist viel zu diesig.“
    „Höchstwahrscheinlich der Dampf der Maschinen oder die Schmiere von den Zahnrädern. Irgendwie müssen sie ja dafür sorgen, dass die Maschine geölt bleibt.“ Taya beugte sich weit übers Geländer, ohne weiter darauf zu achten, dass Cristof hinter ihr vernehmlich nach Luft schnappte. „Der Raum hier ist so groß, ich wette, er hat ein eigenes Wetter. Ich kann einen Aufwind spüren.“ Begeistert ließ sie Cristofs Geschirr los, um sich so weit es irgend ging über das Geländer zu beugen, die Hand mit der Handfläche nach unten flach über dem Abgrund. Richtig: warme Luft drückte von unten dagegen.
    „Sei vorsichtig!“
    „Entspannt Euch. Hier ist genug Platz zum Fliegen. Nicht nur um die Maschine herum, auch zwischen den Zahnrädern und Wellen. Ich wette, ein Flug durch die Maschine ist auch nicht gefährlicher als einer durch die Drähte Tertius ’ .“ Nachdenklich musterte sie die gewaltige Anlage zu ihren Füßen. „Obwohl ich natürlich nicht möchte, dass eine von meinen Federn in diesen Zahnrädern hängenbleibt.“
    „Es gibt doch sicher auch eine Treppe.“ Cristof hatte das Geländer losgelassen und sich in Sicherheit gebracht. „Lass sie uns suchen. Wir müssen herausfinden, wo man die Lochkarten in die Maschine füttert.“
    „Der direkte Weg nach unten wäre schneller.“ Taya schätzte die Entfernung ab und begann, ihre Sicherheitsleine abzuwickeln. „Es wäre genau wie vorhin der Sprung auf den Balkon. Nur leichter. Der nächste Laufsteg liegt nur sechs oder zehn Meter unter uns.“
    Cristof schloss seufzend die Augen.
    „Ich höre mich ungern wie der letzte Feigling an, Taya, und es gibt auch ehrlich nicht viele Dinge auf der Welt, vor denen ich Angst habe. Aber Höhen mag ich nicht und ich würde sie gern meiden, wenn es irgend geht.“
    „Ist schon in Ordnung.“ Taya warf ihm einen teilnahmsvollen Blick zu. „Ich

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