Das mechanische Herz
funktioniere nicht und gebe komische quietschende Geräusche von sich. Der Dekan der Technikerhochschule kam höchstpersönlich, um sich die Sache anzusehen.“
„Wir saßen gerade in einer Vorlesung, aber anscheinend lief die Sache so: Der Dekan hat die Verkleidung abgeschraubt, einen Blick in die Maschine geworfen und den Rektor streng gefragt, wann er das letzte Mal seine Mäuse gefüttert hätte!“ Isobel konnte sich vor Gelächter kaum halten. „Der Rektor fing an zu stammeln, vom Mäusefüttern hätte ihm nie jemand etwas gesagt, dafür sei bestimmt sein Sekretär zuständig.“
„Ist man euch je auf die Schliche gekommen?“, wollte Taya wissen, nachdem sich alle die Lachtränen aus dem Gesicht gewischt hatten.
„Nein. Der Dekan hat die Mäuse als Haustiere behalten.“
„Ohne Izzy hätten wir das nie hingekriegt“, meinte Lars mit einem liebevollen Blick auf seine Kollegin. „Das hättest du sehen sollen: Sie ist an der Wand des Büros hochgeklettert, als stünde dort eine Leiter.“
„Bleibst also nur noch du, Lars.“ Victor lehnte sich zurück. „Was sind deine dunklen Geheimnisse?“
„Ich habe keine“, versicherte der stämmige Mann. Als Victor und Isobel daraufhin bedeutungsvolle Blicke tauschten, begann er sofort, sich zu verteidigen. „Was denn? Das mechanische Herz war defekt! Das wisst ihr doch.“
Victor zuckte die Achseln. „Hey, ist mir doch egal, mit wem du schläfst.“
„Mir nicht!“
„Meine Mutter hat mir früher mal erzählt, die Jäger in Demikus hatten Jagdgefährten“, sagte Isobel, ohne Lars direkt anzusehen. „In der Regel tat sich ein Mann mit einem Mann zusammen, eine Frau mit einer Frau. Das Paar musste sich gut leiden können, immerhin ging es darum, wochenlang unter riskanten Bedingungen zusammen in der Wildnis auszuharren. Meist teilte so ein Paar nur auf der Jagd die Felle, aber manche Gefährten verbrachten das ganze Leben miteinander.“
„Wie schön für die Demikaner!“
Danach schwiegen alle, Lars mit mürrisch vor der Brust verschränkten Armen. Taya fragte sich, warum ihn die Sache so sehr aufregte. Ihre Kaste stand ja in dem Ruf, dass ihre Mitglieder ebenso freizügig von einem Bett ins nächste wechselten wie von einem Sektor der Stadt in den anderen, ein Ruf, der gewiss Nachteile mit sich brachte. Aber wenigstens machte niemand einen Aufstand darum, mit wem eine Ikarierin schlief.
Laute Stimmen aus dem Büro des Hauptmanns kündigten die Rückkehr der Offiziere an.
„Wir wissen eure Hilfe zu schätzen.“ Scarios sah von einem Programmierer zum anderen. „Ihr könnt jetzt gehen. Wir sagen Bescheid, wenn wir Miss Wilkes oder Mr. Deuse gefunden haben.“
„Wir würden lieber warten!“, wandte Isobel ein. „Zumindest, bis der Erhabene Forlore zurückkommt.“
„Wir stehen auch niemandem im Weg!“, fügte Victor hinzu, denn der Hauptmann schüttelte bereits verneinend den Kopf.
„Wir können euch ausführlicher über die Maschine informieren!“ Verzweifelt suchte Victor nach Argumenten, um Scarios umzustimmen. „Eure Leute können doch eine zerlegte analytische Maschine nicht von einer Kiste voll kaputter Chronometer unterscheiden. Ihr braucht einen von uns, um euch zu sagen, ob ihr die richtigen Kisten gefunden habt.“
„Ich glaube, wir schaffen es ganz gut ...“ Scarios konnte seinen Satz nicht beenden, denn Cassi kam durch die Tür gestürzt, die Taschen ihres Fliegeranzugs schwer beladen. Sie eilte zum Tisch und fing an, schmale Lochkartenschachteln auszupacken.
„Pyke? Der Erhabene kommt zu Fuß die Trisent herunter und hat einen ganzen Sack voller Karten dabei!“ Pyke verließ schweigend den Raum, woraufhin sich Cassi an die Liktoren wandte. „Emelie war nicht da, also haben wir einfach all ihre Notizen und Lochkarten zusammengepackt, für den Fall, dass etwas Wichtiges dabei ist.“
Lars warf dem Hauptmann einen triumphierenden Blick zu, ehe er sich eine der Schachteln vorknöpfte. Wenig später waren alle Programmierer eifrig bei der Arbeit.
„Ich glaube, sie ist abgehauen“, informierte Cassi Hauptmann Scarios. „Es fehlten eine Menge Kleider – es sei denn, sie hatte noch weniger als Taya.“
„He!“
„Ich gehe noch mal los und bringe alles, was Pyke nicht tragen kann!“ Cassi grinste ihre Freundin an.
„Soll ich auch ...“ Taya machte Anstalten, aufzustehen, wurde aber von Cassi resolut zurück auf den Stuhl gedrückt.
„Schon du dein Bein.“
„Weißt du, eines schönen Tages wirst
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