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Das Meer Der Tausend Seelen

Das Meer Der Tausend Seelen

Titel: Das Meer Der Tausend Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan , Catrin Frischer
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und legt den Kopf auf meine Schulter. »Vorher war mein Leben nur ein ständiges Umherziehen, Einsamkeit und Tod. Jetzt mit dir gibt es Möglichkeiten.«
    Er rückt von mir ab, bis wir uns in die Augen sehen können. »Ich verliebe mich in dich, Gabrielle. Und zwar nicht in den Menschen, der du gewesen bist, sondern in dich .« Er legt mir die flache Hand mitten auf die Brust. In mir explodieren seine Worte, ein Feuer rast bis in mein Herz hinein. Ich lehne mich an ihn, spüre das Gewicht seiner Berührung.
    »Wir haben so viel Zeit darauf verwendet, uns um die Ungeweihten und die Zäune Sorgen zu machen und uns zu fragen, wie es in der Zeit vorher war«, sagt er, seine Stimme ist sanft, drängend, voller Aufregung. »Wir haben nie etwas Neues gebaut. Wir haben nur alles Alte um uns herum zerfallen sehen.«
    Seine Augen sind so hell in der Dunkelheit, so strahlend, dass ich das Gefühl habe, im Schein des Leuchtturms zu stehen. Ich nicke, weil ich verstehe, was er da sagt. Ich habe das auch so empfunden.
    »Ich will mehr als das«, flüstert er. Er kommt mir noch näher, und ich halte den Atem an.
    Ich spüre, wie etwas in mir sprießt und wächst. Der Wunsch, etwas zu werden, etwas Großartiges zu tun. Die Möglichkeit, etwas Besseres zu sein, als ich bin.
    »Wir können so viel mehr sein«, sagt er. Sein Mund berührt mich.
    Alles um mich scheint in Bewegung zu geraten, die Teile, die nicht zusammengepasst haben, rücken endlich an ihren Platz. Die Angst, die wie eine Wolke über mir gelegen und mich erstickt hat, verzieht sich langsam und löst sich in der Nacht auf. »Ich will auch mehr«, flüstere ich. »Ich will mehr, als zurückschauen und mich nach dem sehnen, was war oder was hätte sein können – wer ich war oder wer ich hätte sein können. Ich will …« Ich fahre mir mit der Zunge über die Lippen und schmecke ihn. »Ich will dich.«
    Er lächelt. In der Dunkelheit küsst er mich, und ich schlinge die Arme um ihn. Ich spüre sein Verlangen, mich zu beschützen, die Muskeln an seinen Schultern, seine Hand an meinem Rücken. Aber ich spüre auch meine eigene Kraft, meine eigene Entschlossenheit. Endlich habe ich das Gefühl, mich selbst gefunden zu haben.
    Er tritt einen Schritt zurück, sein Lächeln strahlt in der Nacht, und ich muss lachen, weil ich weiß, dass mein Lächeln nicht weniger breit ist. Rückwärts geht er weiter den Pfad entlang, dabei sieht er mich mit glänzenden Augen an, zwischen uns pulst Energie.
    Und plötzlich ist mir dieser erste Kuss mit Catcher nicht mehr wichtig. Plötzlich geht es nur noch um das Hier und Jetzt von Elias und mir und darum, was wir zusammen sein können.
    Ich habe immer gedacht, ich würde alles geben, wenn ich zu diesem Moment im Vergnügungspark zurück könnte. Um Catcher zu retten. Um uns alle zu retten. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
    »Gabry«, sagt Elias. Er streckt mir eine Hand hin. Ich lächele und freue mich schon darauf, seine Haut zu spüren. Er weicht zurück, ich setze hinterher, und lachend und neckend erwartet er, dass ich ihn jagen werde. Dann macht er noch einen weiteren Schritt – und ist verschwunden.
    Ich stehe da und starre ins Nichts. Wie konnte er so plötzlich verschwinden? Das verstehe ich nicht. Dann höre ich den Schrei. Ich stürze zu der Stelle, an der er eben noch gestanden hat. Da ist nichts, meine Zehen ragen in die Leere. Beinahe rutsche ich ab, doch ich kann mich noch nach hinten fallen lassen und wegrollen.
    »Elias!«, kreische ich. Ich krieche vorwärts. Meine Hände zittern, ich ertaste das Ende des Pfades, der plötzlich ins Nichts fällt. Geräusche sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden, ein einziges lautes Rauschen dröhnt in meinen Ohren. Die Luft schmeckt nach Salz und Verwesung. Ich recke den Kopf und schaue in die Tiefe, dabei spüre ich, wie der Boden unter mir wegrieselt.
    Ich schlucke. »Elias!« Meine Stimme zittert, Panik umfängt mich, packt mich, hält mich fest umklammert. Das Rauschen wird zu laut, ich kann nichts hören … mein eigenes Rufen nicht, mein Herz nicht, nichts.
    In Todesangst strecke ich die Hand aus und berühre die leere Luft. Ich will nach ihm greifen, so als würde er sich gerade außerhalb meiner Reichweite befinden. Weiter recke ich mich ins Leere. »Elias!«
    Eine Hand packt meinen Fußknöchel, zerrt mich zurück. Ich schreie und trete, die Panik verzehrt mich – bis ich die Hitze spüre, das Brennen von Catchers Haut. Er atmet keuchend, sein Gesicht ist

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