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Das Meer Der Tausend Seelen

Das Meer Der Tausend Seelen

Titel: Das Meer Der Tausend Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan , Catrin Frischer
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gehörst nicht mehr zu ihnen«, rufe ich. Verzweiflung wallt in mir auf, und ich verwandele sie in Wut, damit ich nicht untergehe. Denn er hat recht. Er kann nicht weiter mit uns gehen, und er braucht Hilfe.
    Jetzt packt Elias Catchers Arm. »Sie müssen mich nach Vista bringen, das verschafft euch Zeit.«
    »Der Pfad endet hier«, sage ich. »Wir können nicht weiter.«
    »Er muss weitergehen«, entgegnet er. »Annah und ich sind durch die Berge geflohen. Du kannst den Weg finden«, fügt er hinzu. »Du musst es.«
    »Wir lassen dich nicht hier zurück.« Ich beiße verzweifelt die Zähne zusammen. »Wir lassen dich nicht allein hier draußen. Was ist, wenn du dich irrst? Wenn sie versuchen, dich zu benutzen, um Catcher zu kriegen?«
    »Immer noch besser als dich«, sagt er leise.

45
    E in Schatten fällt auf mich und Elias’ Gesicht. »Wir bleiben bei ihm«, sagt Harry leise. Meine Mutter geht in die Hocke und legt mir eine Hand auf die Schulter.
    Ich schüttele den Kopf, meine Hilflosigkeit wächst. »Nein«, erwidere ich krächzend. »Ich gehe nicht. Ich verlasse ihn nicht.« Wieder beuge ich mich über Elias. »Ich verlasse dich nicht«, wimmere ich. »Ich gehe mit dir.«
    »Ich kann nicht laufen, Gabrielle«, wendet Elias ein. »Ich kann nicht mit dir gehen. Du weißt ja nicht, was sie tun werden, um an Catcher heranzukommen. Ich aber! Du musst hier weg.« Sein Atem ist heiß. Ich weiß, er hat recht. Ich weiß, ich muss ihn verlassen. Aber ich will einfach noch etwas Zeit, bevor wir uns trennen müssen.
    »Catcher«, sagt Elias und schaut ihn an. »Pass du auf sie auf.«
    Catcher nickt.
    Ich schließe die Augen. Alles geht zu schnell.
    Elias nimmt meine Hand. »Finde Annah«, sagt er leise.
    Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil ich Angst habe, mein Elend sonst herauszuschreien. »Ich will dich nicht verlassen«, erwidere ich. »Was wird, wenn wir es nicht schaffen, aus dem Wald herauszukommen?«
    »Ihr schafft das«, sagt er und legt mir die Hand auf die Wange. »Die Pfade führen letztlich alle nach draußen. Vertrau mir.«
    »Es hätte mehr sein sollen«, antworte ich und presse meinen Mund auf seine Lippen. Ich schmecke seine Qual und Verzweiflung, die sich mit meinen Gefühlen vermischen. »Ich bin nicht bereit. Das kann ich nicht allein. Ich habe zu viel Angst.«
    Er lächelt. »Du bist das Mädchen, das durchs Meer geschwommen ist.«
    »Aber du warst doch bei mir.«
    »Du bist das Mädchen, das allein in diesem Wald überlebt hat.«
    »Das war etwas anderes«, flüstere ich. »Da wusste ich nicht genug, um Angst zu haben.«
    »Erinnerst du dich, wie ich dir erzählt habe, es gäbe keinen Unterschied zwischen uns und den Mudo?«
    Ich nicke.
    »Weil sie überleben«, sagt er.
    »Aber sie lieben nicht. Sie erinnern sich nicht.« Ich spüre, wie mich die Hoffnungslosigkeit verschlingt.
    Er drückt seine Lippen auf meinen Mundwinkel, an mein Ohr. »Ich verspreche, dass ich dich wiederfinden werde«, flüstert er. »Ich verspreche, dass ich mich an dich erinnern werde. Und ich verspreche, dass ich dich lieben werde.«
    Ich küsse ihn ein letztes Mal. Jetzt spielt es keine Rolle mehr, dass Catcher, Harry und meine Mutter zuschauen. Nichts ist wichtig, nur Elias. Ich will meine Liebe und Hoffnung in ihn hineinfließen lassen und ihn damit heilen. Damit alles wahr wird, was er vorher gesagt hat – als ob man es sich nur genug wünschen müsste, damit es eintrifft.
    Denn ich will Elias. Mehr als alles andere will ich jetzt und für immer mit ihm zusammen sein. Nichts kann das ändern.
    Ich presse mein Gesicht an seinen Hals, fühle ihn, rieche ihn, schmecke seine Haut. Und dann mache ich mich von ihm los und überlege, ob ich unmöglich darauf hoffen kann, dass wir uns wiederfinden.
    »Du musst gehen«, sagt Harry. »Die Rekruter sind nicht mehr weit. Ich kann sie schon durch die Bäume hören.« Er umarmt mich und gibt mir ein Paket, seine Finger bleiben noch eine Weile auf meiner Schulter liegen.
    Ich drehe mich zu meiner Mutter um, die neben ihm steht. Odys sitzt ihr zu Füßen und drückt seine Schnauze an meine Hand. Ich kraule ihm die Ohren und kann nicht fassen, dass ich sie wieder verlassen muss.
    »Was soll ich tun?«, frage ich ängstlich.
    Sie legt mir die Hände auf die Wangen. Ich denke an alles, was wir allein zusammen durchgestanden haben. Wir beide gegen den Rest der Welt. Wie viel von unserem Leben haben wir doch miteinander geteilt. Und trotzdem habe ich das Gefühl, zwischen uns habe sich

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