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Das Meer Der Tausend Seelen

Das Meer Der Tausend Seelen

Titel: Das Meer Der Tausend Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan , Catrin Frischer
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Fußspuren der Mudo sehen, die am Wasser entlangführen. Wir bleiben stehen und lauschen, doch nichts ist zu hören. Das Rauschen der Wellen übertönt die meisten anderen Geräusche. Mein Boot liegt, wo ich es zurückgelassen habe, es neigt sich zur Seite, das Wasser schwappt gegen den Rumpf.
    Elias schüttelt den Kopf. »Das ist dumm«, sagt er. »Beim ersten Mal war es schon knapp. Es wäre verrückt, es noch einmal zu versuchen.«
    »Ich muss zurück.«
    Er schließt die Augen, versucht eine Entscheidung zu fällen, dann lässt er die Schultern sinken. »Gut.« Und er fängt an, an den glatten Brettern der Uferbefestigung hochzuklettern.
    Ich folge ihm und springe auf die andere Seite, wo ich sanft und lautlos im tiefen Sand lande. Ich will weitergehen, aber Elias streckt eine Hand aus und hält mich auf. Ich ziehe das Messer aus der Schlinge an meiner Hüfte und mache mich bereit, lasse den Blick im Mondlicht schweifen und frage mich, ob wohl noch mehr Mudo unter uns begraben liegen oder ob sie mir vorhin alle an den Strand gefolgt sind.
    Er lehnt sich weit zu mir hinüber, sein Atem dringt heiß an mein Ohr. »Geh du zuerst – wenn dir welche hinterherkommen, wehre ich sie ab.«
    Ich habe keine Zeit, in Panik zu geraten. Wenn ich zögere und der Angst nachgebe, verpasse ich möglicherweise meine Chance, zum Boot zu gelangen. Also nicke ich, rutsche die Düne hinunter und beginne am Strand sofort zu rennen. Ein paarmal stolpere ich, doch weiter am Wasser finde ich schließlich Halt im feuchten Sand.
    Ich schaue über meine Schulter, Elias hockt noch am Deich. Er macht sich bereit. Ich erreiche das Boot und fange an zu schieben, will es hinausstoßen in die Wellen, aber es ist immer noch voll Wasser und steckt tief im Sand fest. Es rührt sich kaum von der Stelle. Das Messer lasse ich auf den Bootsboden fallen und setze meinen Körper ein, schiebe noch fester, doch meine Füße rutschen im Sand weg.
    Ich werfe einen Blick zurück und sehe, wie ungeduldig Elias ist. Also mache ich einen weiteren Versuch, probiere es ein ums andere Mal, und während ich angestrengt ächzend zerre, fängt das Boot an sich zu bewegen.
    Hinter mir höre ich Schritte, ich schaue auf. Mit wedelnden Armen und offenem Mund sprintet Elias auf das Boot zu. Ich kann seine Stimme hören, die Worte aber nicht verstehen. Ich taste im Boot herum nach meinem Messer, doch das Wasser ist dunkel, und ich kann nicht bis auf den Grund schauen. Mit der Hand gleite ich über den Boden, und als die Klinge meine Handfläche ritzt, spüre ich einen scharfen Stich.
    Elias ist fast bei mir. Endlich verstehe ich, was er schreit. »Los! Ins Wasser mit dem Boot! Sofort!«
    Es ist wie letzte Nacht, als alles zu schnell und gleichzeitig wie in Zeitlupe passiert ist. Ein Breaker rennt den Strand entlang auf uns zu. Und im selben Moment erkenne ich ihn wieder. Es ist der Rotschopf, Griffin, der mit uns im Vergnügungspark war. Ich habe kaum ein Wort mit ihm gewechselt, er war derjenige, der mit Mellie getanzt hat.
    Meine Brust scheint von der Last dieser Erinnerung zerdrückt zu werden. Ich bekomme keine Luft, und ich kann mich nur an der Reling des Bootes festhalten. Griffin ist nicht mehr. Er ist niemand und Mellie auch nicht. Sie sind beide tot, so wie auch Catcher bald. Ich krümme mich und hieve, Punkte blitzen vor meinen Augen auf. Beinahe möchte ich aufgeben, in die Wellen gleiten und mich davontragen lassen.
    Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Elias gegen den Rumpf prallt und schreit: »Schieb!« Plötzlich schnellt alles wieder zurück an seinen Platz. Ich kann wieder atmen, der Druck der Lage gibt mir Kraft, und ich stemme die Füße in den Sand und werfe mein Gewicht gegen das Boot.
    Es schleift so langsam über den Sand, dass es sich anfühlt, als würden hunderttausend Wellen an die Küste schlagen, bis wir endlich im Wasser sind. Elias schubst mich ins Heck, die Brandung klatscht gegen den Bug. Ich schaue über seine Schulter und sehe das Ding, das Griffin war, immer weiter auf uns zu rennen, die Finger krallen sich in die Luft, die Zähne sind gefletscht.
    »Schneller«, keuche ich. »Er kommt zu nahe!« Ich setze meine Hände als Paddel ein und versuche, uns ins tiefere Wasser zu ziehen. Das Salz brennt in dem Schnitt auf meiner Handfläche, ich kämpfe gegen den Strom an, doch meine Anstrengungen sind nutzlos, die Kraft der Wellen ist zu groß. Elias hilft mir mit aller Kraft, das Wasser wogt und tost um seine Schenkel, während er sich

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