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Das Meer Der Tausend Seelen

Das Meer Der Tausend Seelen

Titel: Das Meer Der Tausend Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan , Catrin Frischer
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Rekrutern anschließen«, sagt er leise. »Manche kommen wieder nach Hause. Ich zum Beispiel.« Er greift in seine Kutte und zieht eine silberne Scheibe heraus, die er an einem Lederband um den Hals trägt. Im Schein des Leuchtturms erkenne ich das Siegel der Rekruter darauf.
    Diese neue Information versuche ich mit dem Wenigen zusammenzubringen, was ich über Elias weiß. »Du warst bei den Rekrutern?«, frage ich im Flüsterton. Das ergibt doch keinen Sinn. Ich hatte ihn für einen Ausgestoßenen gehalten, der außerhalb der Sicherheit von Städten und Siedlungen lebt. Die Scheibe ist der Beweis dafür, dass er bei den Rekrutern gedient und volle Bürgerrechte erworben hat und damit das Recht, in den Geschützten Zonen zu leben. Dort sollte er sein, nicht hier weit abgeschlagen in den öden Weiten zwischen den Zivilisationen. »Was ist passiert?«
    Er starrt auf den schwarzen Horizont. Ich beobachte, wie er die Kiefer aufeinanderpresst. Er greift sich an den Kopf und streicht sich über den rasierten Schädel.
    »Spielt keine Rolle«, antwortet er wie geistesabwesend, steckt die Scheibe zurück unter den Kittel und schaut in die Ferne – oder in eine Zeit, die ich nicht sehen kann. Er lehnt sich wieder an die Bootswand, verschränkt die Arme über der Brust und schließt die Augen.
    Ich will ihm sagen, dass es sehr wohl eine Rolle spielt, dass ich ihn verstehen möchte. Dass ich verstehen möchte, was meine Freunde durchmachen werden. Aber ich weiß nicht, wie man solche Fragen stellt, und er ist immer noch ein Fremder.
    Wir berühren uns nicht in dem kleinen Boot, und plötzlich fehlt mir das Tröstliche daran. Ich stelle mir vor, wie ich seine Hand nehme oder sein Knie mit dem Fuß streife, aber er hat sich in sich zurückgezogen. Meine Wangen brennen, als ich diese Gedanken hinunterschlucke.
    »Elias«, sage ich. Er schlägt die Augen auf, in der Dunkelheit wirken sie farblos. Ich will ihm sagen, dass mir irgendetwas an ihm oder der Art, wie ich bei ihm fühle, bekannt vorkommt.
    Er hat irgendetwas an sich, das mir ein sicheres Gefühl gibt, als ob wirklich alles wieder in Ordnung kommen würde. Aber sein Blick ist so brennend, dass mir die Worte entfallen, und ich kann nur sagen: »Danke.«
    Als wir an Land kommen, hilft er mir dabei, den Mast zu legen und das Boot wieder aufs Gestell zu ziehen. An der Tür vom Leuchtturm bleibe ich stehen. Alles, was ich über mein Leben zu wissen glaubte, wartet hinter diesen Wänden. »Morgen Nacht gehe ich wieder zurück«, sage ich.
    Er wirkt nicht überrascht. »Bitte, überleg es dir anders«, erwidert er. »Bitte, geh nicht zurück.«
    Wir stehen so nahe beieinander, der hypnotische Rhythmus der Wellen hüllt uns ein. Mit jedem Atemzug scheine ich näher an ihn herangeschaukelt zu werden.
    Aber dann schwenkt der Lichtstrahl des Leuchtturms über uns hinweg, und ich trete einen Schritt zurück – der Augenblick ist zerstört.
    »Wenn du mir nicht versprechen kannst, dass du es nicht riskierst, werde ich dich beobachten und dich davon abhalten zu gehen«, sagt er. Seine Hand packt mein Handgelenk. »Bitte.«
    Ich schaue nach unten, seine Finger liegen auf meiner Haut. »Ich muss Catcher wiedersehen. Ich habe es versprochen«, entgegne ich und schüttele den Kopf. Dann mache ich mich von ihm los und schleiche mich ins Haus.

13
    B eim Einschlafen denke ich an Catcher. Er beugt sich über mich, seine Lippen an meinen, seine Wärme überall um mich herum. Ich schließe die Augen und drücke mich an ihn. Sinke in ihn hinein … in eine perfekte Welt, in der es nichts anderes gibt. Keinen Tod. Keine Ansteckung. Keine Sorgen.
    Aber in meinem Traum verwandelt und verändert sich Catcher. Die Welt um mich herum wird zu Wasser … und dann ist es plötzlich Elias, den ich in den Armen halte, seine Lippen streifen meine, und ich wende mich nicht von ihm ab.
    Keuchend wache ich auf, meine Finger klammern sich in die Laken, das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich brauche eine Weile, um mein hämmerndes Herz zu beruhigen, und noch länger, bis ich merke, dass meine Mutter im Zimmer ist. Sie steht am Fenster und schaut auf den Strand hinunter.
    »Mom?« Ich stütze mich auf die Ellenbogen. Fetzen meines Traums drängen sich noch in meinem Kopf, ein Chaos verwirrender Begierden. Ich kneife die Augen zu und will die Bilder verdrängen.
    Meine Mutter sagt nichts, sie schaut mich nicht mal an, deshalb sage ich noch einmal: »Mom?«, stoße die Decken zurück und schwinge die Beine über

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