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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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war kaum der Typ, der Paolo eins reinhauen konnte und noch weniger in der Position, Druck auszuüben - ganz im Gegenteil. Aber er konnte seine Mutter bei ihren Plänen, Paolo zu verlassen, unterstützen. Und das würde er tun.
    Entschlossen schaltete er seinen Computer ein. Als Erstes würde er eine kurze Mitteilung an Christian schicken. Der würde ihm schon sagen, was er von den Plänen hielt. Selbstverständlich erwartete Merlin nichts anderes als Zustimmung. Vielleicht konnte Christian ja auch ein wenig helfen. Merlin überlegte kurz, ob er ihn nicht nach einer Übernachtungsmöglichkeit für den Übergang fragen sollte. Aber Christians Bude war ganz sicher nichts für seine Mutter, obwohl sich die beiden bestimmt gut verstehen würden.
    Während Merlin das Mailprogramm öffnete, hörte er Paolos Schritte auf der Treppe. Sofort verkrampfte er. Kurz darauf stand Paolo in der Tür, wie er es befürchtet hatte.
    »Arbeitest du für die Schule?«, fragte Paolo betont beiläufig. Merlin hörte sofort den Unterton heraus.
    »Nein«, sagte Merlin. »Aber ich habe trotzdem keine Zeit für dich.«
    Paolo zog eine Augenbraue hoch und lächelte süffisant.
    »Aber meine Mutter wird sich gern mit dir - unterhalten.« Merlin legte ein gemeines Lächeln auf. Dann fiel ihm ein, dass es eventuell nicht so klug war, Paolo auf die kommenden Veränderungen hinzuweisen. Wahrscheinlich hatte Selma noch nicht mit ihm gesprochen. Oder war das etwa der Grund für das blaue Auge?
    »Heute sind wir aber wieder sehr spitzfindig - mit der Zunge«, sagte Paolo laut.
    Merlin schluckte. Die Anspielung auf ihr Verhältnis hatte er absichtlich so laut ausgesprochen. Wusste seine Mutter etwa schon etwas?
    Paolo schien die Wirkung seiner Aussage zu genießen. Breit lächelnd lehnte er sich an den Türrahmen. »Du kannst mir ja sagen wenn du da fertig bist, wir können dann eine Runde - Fernsehen gucken.«
    Im Schlafzimmer polterte es. Etwas musste auf den Boden gefallen sein. Augenblicklich erstarrte Merlin. Flehend sah er Paolo an, der ihn immer noch genüsslich musterte. Merlin verfluchte sich, dass er seine Chance nicht wahrgenommen hatte, seine Mutter selbst aufzuklären. Jetzt war es wohl zu spät.
    »Oder hast du keine Lust?« Paolo zwinkerte ihm zu.
    »Ich überleg's mir, okay?«, sagte Merlin. Seine Stimme klang wackelig. Aber er hoffte, Paolo mit diesem Zugeständnis vertrösten zu können.
    »Klar«, sagte Paolo laut und fügte leise an: »Ich verlass mich auf dich.«
    Merlin drehte seinen Kopf mechanisch wieder zum Monitor. Plötzlich fiel ihm nicht mehr ein, was er Christian schreiben wollte. Er schloss das Programm und rief wahllos eine Website auf. Nebenan hörte er seine Mutter mit Paolo reden. Nichts ließ darauf schließen, dass etwas nicht normal war - kein Streit, kein Schreien. Er schaltete den Computer aus, ohne das System vorher runterzufahren und legte sich erleichtert aufs Bett. Also hatte er Paolo noch mal rumgekriegt - oder er ihn, dachte Merlin bitter.
    »Ich bin beim Sport«, rief Selma wenig später.
    Merlin hielt die Luft an. Nein! Das konnte sie ihm jetzt nicht antun. Fast wäre er aufgesprungen und hätte nach ihr gerufen, um sie zurückzuhalten. Aber das wäre eine ganz schlechte Idee gewesen. Paolo hätte ihn sofort durchschaut und die Konsequenz folgen lassen. Also blieb er kerzengerade liegen und wartete darauf, dass unten die Haustüre ins Schloss fiel.
    Ein paar Minuten später war es soweit. Merlin hielt seine Augen geschlossen. Er wusste, dass Paolo bereits im Türrahmen stand und ihn beobachtete. Warum musste seine Mutter ausgerechnet jetzt zum Sport gehen? Für einen Augenblick dachte Merlin darüber nach, dass Paolo das vielleicht so veranlasst hatte. Aber würde das nicht am Ende bedeuten, dass seine Mutter doch irgendwas wusste? Nein, definitiv nicht. Seine Mutter spazierte ganz bestimmt nicht so seelenruhig aus dem Haus, wenn sie wüsste, was daraufhin folgen würde. Merlin schüttelte den Kopf und öffnete die Augen. Paolo lächelte ihm wie erwartet zu. Sein Hemd war bereits aufgeknöpft.
    »Worüber denkst du denn so angestrengt nach?«, spottete er.
    »Nicht über dich, sonst müsste ich mich jetzt übergeben«, sagte Merlin spontan.
    Paolos Lächeln verschwand. »Das war wohl der falsche Start für ein angenehmes Schäferstündchen.«
    Merlins Stimme zitterte. »Du hast sie geschlagen, oder?«
    Sofort tauchte das Lächeln wieder auf. »Wenn du das so sehen willst, ja.« Er trat ans Bett und ließ

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