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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mit Hugh Beringar geführt habe.«
    »Nichts hat sich ergeben, und es wird sich auch nichts ergeben. Du warst es also, der ihn auf diese alberne Idee gebracht hat, die Flußufer abzusuchen! Das hätte ich mir denken können. Ein gerissener kleiner Schuft erzählt dir ein Märchen, und du nimmst das alles für bare Münze und steckst auch noch einen hohen Beamten mit deiner Leichtgläubigkeit an! Was für ein Unfug! Was für eine Zeitverschwendung! Da rudern Leute, die was viel Besseres zu tun hätten, in der Eiseskälte den Severn rauf und runter, um nach einem Reliquiar zu fahnden, das niemals existiert hat! Du wirst eine ganze Menge verantworten müssen, Bruder!«
    »Zweifellos«, erwiderte Cadfael freundlich, »so wie wir alle - auch du. Aber es ist Beringars Pflicht, nach der Wahrheit zu suchen und Gerechtigkeit zu üben, ebenso wie deine und meine. Ich bemühe mich nach bestem Wissen und Gewissen, diese Pflicht zu erfüllen, klammere mich nicht an die erste beste Lösung des Rätsels, die sich aufgedrängt hat, und verschließe meine Augen nicht vor allem anderen - nur um mir eine lästige Arbeit vom Hals zu schaffen und wieder meinen Frieden zu haben. Nun - anscheinend habe ich dich umsonst bemüht. Aber laß Hugh Beringar bitte wissen, daß ich hier war und ihn sprechen wollte.«
    Er musterte den Wachtmeister aufmerksam und ahnte, daß Beringar nichts von seinem Besuch erfahren würde. Nein - ein wichtiges Beweisstück, das in eine unerwünschte Richtung wies, konnte man unmöglich diesem Mann anvertrauen, der sich seiner Sache so sicher war, daß er womöglich Tatsachen verschleiern oder Beweismittel verschwinden lassen würde, die seiner Meinung widersprachen. Es blieb ihm nichts anderes übrig - er mußte die Phiole nach Rhydycroesau mitnehmen und warten, bis Bruder Barnabas genesen war und sich wieder um seine Schafe kümmern konnte.
    »Du meinst es sicher gut, Bruder«, sagte William Warden großzügig, »aber du entfernst dich ziemlich weit von deinen klösterlichen Kreuzgängen, um dich mit solchen Dingen zu befassen. Überlaß das lieber den Leuten, die einschlägige Erfahrungen gesammelt haben.«
    Cadfael verabschiedete sich, ohne zu protestieren, stieg auf sein Maultier und ritt durch die Stadt zurück zum Fuß des Hügels, wo die Straße nach rechts zur Westbrücke abzweigte.
    Zumindest war nichts verloren, und Beringar folgte der Spur, auf die er ihn hingewiesen hatte. Nun war es an der Zeit, sich auf die bevorstehende Reise zu konzentrieren. Richildis und ihrem Sohn konnte er sich erst wieder widmen, wenn er Bruder Barnabas kuriert hatte.
    Die Straße von Shrewsbury nach Oswestry war einer der Hauptverkehrswege in dieser Region und gut instand gehalten.
    Die alten Römer hatten sie vor langer Zeit gebaut, als sie in Britannien geherrscht hatten. In südöstlicher Richtung führte dieselbe Straße nach London, wo König Stephen jetzt im Kreise seiner Edelleute das Weihnachtsfest vorbereitete und Kardinalbischof Alberic von Ostia ein Konzil abhielt, um die Kirche zu reformieren und Abt Heribert Unannehmlichkeiten zu machen. Hier, in der entgegengesetzten Richtung war die Straße breit und gerade und nur an manchen Stellen von Gras überwachsen. Am Rand der Wildnis zog sie sich durch fruchtbares Ackerland und dichte Wälder bis zur Stadt Oswestry, die nur achtzehn Meilen entfernt lag. Cadfael ritt zügig dahin, aber nicht zu schnell, um das Maultier nicht zu ermüden. Wenn er die Stadt erreicht hatte, würde er noch vier Meilen bis zur Schafhürde zurücklegen müssen. Während er im schwindenden Tageslicht nach Westen strebte, sah er in der Ferne die blauen, majestätischen Waliser Berge aufragen, den großen, welligen Bergrücken des Berwyn, der mit einem nebligen Himmel verschmolz.
    Bevor die Dunkelheit hereinbrach, kam er zu einem kleinen, leerstehenden Bauernhof in einer schmalen Senke. Die Brüder bewohnten eine festgefügte Holzhütte, und dahinter lagen die größeren Ställe und Scheunen, wo die Schafe an eisigen, verschneiten Wintertagen Zuflucht suchten. Jenseits dieser Nebengebäude durcheilten lange, graue Steinmauern die Weidehänge, wo die Schafe während dieses vergleichsweise milden Winteranfangs immer noch grasten. Und wenn das Gras zur Neige ging, wurden sie mit Wurzeln und Getreide gefüttert.
    Die kräftigsten, zähesten Tiere durften immer noch frei in den Bergen umherstreifen. Bruder Simons Hund begann zu bellen und spitzte die Ohren, um auf die Hufschläge zu lauschen, die

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