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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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immer in den steif ausgestreckten Armen haltend. Es handelte sich tatsächlich um eine Schmeisser-Maschinenpistole. Ich ließ den Schein der Stablampe umherwandern. Ich konnte nur noch eine andere Person im Wasser erkennen, und das war nicht Quinn. Er war entweder unter der ›Firecrest‹ durchgetaucht, oder er verbarg sich unter dem gekenterten Teil des Bootes. Ich schoß zweimal auf den Mann, und dann begann er zu schreien. Das Schreien hielt zwei bis drei Sekunden an und endete in einem Gurgeln. Ich hörte, wie sich jemand neben mir an Deck furchtbar erbrach. Charlotte Skouras. Aber ich hatte keine Zeit, Charlotte Skouras zu beruhigen. Verdammt noch mal, sie hatte kein Recht, sich überhaupt an Deck aufzuhalten. Für mich gab es Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel mußte ich Onkel Arthur davon abhalten, den alten Pier von Torbay glatt in zwei Stücke zu schneiden. Ich war überzeugt, daß die Bevölkerung von Torbay das nicht gern gesehen hätte. Onkel Arthur hatte die ›Firecrest‹ fast in einem Dreiviertelkreis gesteuert. Er wäre ein idealer Mann am Steuer einer dieser alten zum Rammen benutzten Galeeren gewesen, die sich darauf spezialisiert hatten, den Gegner einfach in der Mitte entzweizuschneiden. Aber seine Fähigkeiten als Steuermann im Hafen von Torbay ließen zu wünschen übrig. Ich rannte ins Steuerhaus, gab Vollgas und riß das Steuer nach Backbord, dann stürzte ich wieder heraus und zog Charlotte Skouras von Deck, damit ihr nicht der Kopf von einem der Pfeiler an den Enden des Piers abgerissen würde. Ob wir den Pier gestreift hatten oder nicht, war nicht festzustellen.
    Ich ging ins Steuerhaus zurück und führte dabei Charlotte Skouras. Ich atmete schwer. Dieses Hin- und Herspringen konnte einen ziemlich fertigmachen. Ich sagte: »Mit allem notwendigen Respekt, Sir, was, zum Teufel, machen Sie eigentlich?«
    »Ich?« Er war von meiner Frage ungefähr genauso beeindruckt wie ein im Winterschlaf befindlicher Bär im Januar. »Ist denn etwas passiert?«
    Ich brachte die Maschine wieder auf langsame Fahrt, nahm ihm das Steuer ab und brachte die ›Firecrest‹ wieder dahin, daß wir uns dem Kompaß gemäß auf geradem Kurs nach Norden befanden. Dann sagte ich: »Wollen Sie diesen Kurs bitte einhalten.« Und dann suchte ich mit dem Scheinwerfer weiter die Wasseroberfläche ab. Überall war das Wasser schwarz und leer, nirgendwo war etwas zu erkennen. Nicht einmal die Überreste des Ruderbootes. Ich hatte angenommen, daß mittlerweile in ganz Torbay die Lichter angegangen wären. Wie bei einem Marinemanöver. Denn schließlich mußten die vier Schüsse eigentlich die gesamte Bevölkerung auf die Beine gebracht haben. Aber nichts dergleichen. Kein Zeichen, überhaupt keine Bewegung war festzustellen. Ich war überzeugt, daß die Ginflaschen heute noch leerer waren als sonst. Dann sah ich auf den Kompaß: Nord zwanzig West. Wie eine Biene sich der Blüte nähert, wie ein Eisen dem Magnet entgegenstrebt, so war Onkel Arthur fest entschlossen, wieder genau in den Hafen zu fahren. Ich nahm ihm bestimmt und vorsichtig das Steuer ab und sagte: »Sie sind ein bißchen nah an die Hafenmauer dort herangekommen.«
    »Ich glaube, daß das tatsächlich der Fall war.« Er nahm ein Taschentuch heraus und reinigte damit sein Monokel. »Das verdammte Glas hat sich gerade im falschen Moment beschlagen! Ich nehme an, Calvert, daß Sie nicht nur zum Vergnügen da draußen herumgeschossen haben.« Onkel Arthur war im Lauf der letzten Stunden wesentlich kriegerischer geworden. Außerdem hatte er eine ganz spezielle Hochachtung vor Hunslett gehabt.
    »Ich habe Jacques und Kramer erwischt. Jacques war derjenige, der so gut mit automatischen Feuerwaffen umgehen konnte. Der ist tot. Ich glaube, Kramer auch. Quinn ist davongekommen.« Was für eine Situation, dachte ich. Was für eine Situation. Hier war ich allein mit Onkel Arthur auf dem Meer, in der Dunkelheit der Nacht. Ich hatte schon immer gewußt, daß sein Sehvermögen selbst unter den günstigsten Umständen nicht sehr gut war: Aber ich hatte niemals angenommen, daß er nach Sonnenuntergang praktisch so blind wie eine Fledermaus war, aber unglücklicherweise nicht wie eine Fledermaus eine eingebaute Radarstation hatte, die es ihm ermöglichen würde, Felsen, Festland, Inseln oder ähnliche die Aussicht versperrende Gegenstände zu registrieren und nicht in sie hineinzufahren und damit die Fahrt vorzeitig zu beenden. Das bedeutete, daß ich mehr oder weniger auf mich

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