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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aber da er so weit von zu Hause weg war, machte das nichts aus. Er zog The Times und den Guardian aus den Fächern und ging in den kühlen klimatisierten Markt zurück, um die Wucherpreise für Auslandsausgaben zu zahlen, und trat dann in merkwürdig heiterer Stimmung die kurze Rückfahrt an. Als er von Caroline Kerr in ihr Haus auf Kreta eingeladen wurde, um London zu entfliehen, hatte er sich eine prächtige Villa mit Terrasse und Olivenhain vorgestellt, obwohl sie den einschränkenden Begriff »klein« erwähnt hatte. Schließlich war ihr Londoner Heim ein dreistöckiges Haus, fünf Minuten von Hampstead Heath entfernt, erlesen eingerichtet mit Antiquitäten, die den Betrachter dezent daran erinnerten, dass er hier die Schätze einer alteingesessenen Familie betrachtete, die sich Geschmack leisten konnte. Außerdem gab man in ihren Kreisen nicht mit dem an, was man hatte. Die »kleinen Häuschen« auf dem Land waren meistens mächtige gregorianische Pfarr- oder Landhäuser, deren Größe im Lauf der Zeit aufs Dreifache angewachsen war. Deshalb hatte er hohe Erwartungen gehegt. Die zwanzig Minuten Fahrt vom Flughafen durch das ausgedörrte Rot und das staubige Salbeigrün der Halbinsel Akrotiri war nicht besonders vielversprechend, aber als das türkisfarbene Meer in Sicht kam, schlug sein Herz höher. Caroline war eine steile Straße hinuntergerast, an einer winzigen weißen Kapelle vorbei, die über einer Bucht dicht an einer Felsenwand lehnte, wo es auch eine Taverne aus Holz gab, deren Stühle und Tische im Sand standen. Hinter der Taverne hielt sie abrupt an, um ihre Schlüssel abzuholen. Jake hatte sich umgesehen, weiter hinten in der Bucht beifällig mehrere imposante Häuser bemerkt und sich gefragt, welches der Schauplatz seines neuen Lebens in der Sonne sein würde.
    Zu seinem Erstaunen fuhr Caroline an den Häusern vorbei und über eine kleine Bootshelling hinauf zu einer Gruppe von drei Häuschen auf einem schmalen Felsgrat mit Blick auf die Bucht und das Meer. »Hier sind wir«, sagte sie zufrieden. Jake konnte seine Enttäuschung kaum verbergen, als er ihr über die kleine, mit Steinplatten belegte Terrasse in das winzige Haus folgte. Für das hier hatte er doch wohl nicht sein Leben hinter sich gelassen, fluchte er insgeheim. Die Tür führte direkt in ein kleines Wohnzimmer, das mit zwei Sesseln, einem einfachen Esstisch mit vier Stühlen und einer teuren Stereoanlage ausgestattet war. An einer Wand gab es eine einfache Küchenzeile - Spüle, Kühlschrank, Backofen, Kochstelle, zwei Schränke und eine Arbeitsplatte. Auf dem kühlen gefliesten Boden lagen keine Teppiche. Eine Gruppe kleiner minoischer Figuren stand auf einem Regal über dem offenen Kamin. Sie waren die einzige Dekoration in diesem Raum. Caroline stieß einen leisen Seufzer der Zufriedenheit aus. Sie ging die paar Schritte zur anderen Seite des Raums und öffnete eine der zwei Türen. »Hier ist das Schlafzimmer«, sagte sie. »Stell das Gepäck einfach da rein.«
    Es war ein schlichtes Zimmer, beherrscht von einem breiten geschnitzten Bett. Ein Moskitonetz hing von der Decke. An Möbeln gab es sonst nur noch einen schmuckloser Schrank. Das Einzige, worin sich die Einrichtung von einer Grundausstattung für Rucksackreisende unterschied, waren zwei wunderbare Bokhara-Seidenteppiche als Bettvorleger. Herrgott noch mal, dachte er, das war ja fast so dürftig wie ein Leben als Bauer.
    Jake hatte die Koffer abgestellt und kam ins Wohnzimmer zurück.
    Caroline wies auf die andere Tür. »Das ist das Badezimmer«, sagte sie. »Ein bisschen besser als die primitive griechische Variante wirst du es schon finden, glaube ich.« Neugierig hatte er die Tür geöffnet. Er wusste von Carolines Londoner Haus, dass ihr Körperpflege wichtig war, aber er war auf griechischen Standard gefasst und hatte nichts Besonderes erwartet. Zu seinem Erstaunen stand er in einer kleineren Variante des pompösen Badezimmers der Wohnung in Highgate. Marmorböden, eine tief gesetzte Badewanne, doppelte Duschkabine, zwei Waschbecken und all der Luxus, den modernes Design zu bieten hat. »Donnerwetter«, sagte er und kam rückwärts wieder heraus. »Wie hast du das hingekriegt?«
    Caroline schüttelte mit einer vertrauten lässigen Geste ihre blonde Mähne aus dem Gesicht. »Beziehungen, mein Schatz, Beziehungen.« Sie ging ins Schlafzimmer und machte ihren Koffer auf. »Saubere Klamotten und dann einen sehr großen Drink.«
    Klang gut, fand Jake. »Es ist einfach

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