Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.
für die Versicherung. Daß Sie so glänzend abgeschnitten haben.«
Er wußte, er mußte vorsichtig sein. »Ich denke nicht gern daran zurück«, sagte er ernst. »Sie müssen mich an die fünfzigmal operiert haben, um mich zusammenzuflicken.«
Sie legte ihre Hand auf die seine. »Sprechen Sie nicht mehr darüber. Sprechen Sie über die Zukunft.«
»Mir ist das durchaus recht.«
Um neun verließen sie das Restaurant, und Erika fragte Johnny, ob er fahren wolle. Er nahm an und setzte sich ans Steuer.
Sie bogen gerade in den Highway ein, als sie hinter sich ein hartnäckiges Hupen hörten. Erika drehte sich um, und ihr entfuhr ein Ausruf der Überraschung und des Ärgers. Johnny beobachtete im Rückspiegel, wie sich der weiße Sportwagen an seine Stoßstange hängte, und machte ein finsteres Gesicht.
»Was wird hier gespielt?« »Ach, nichts«, sagte Erika, »bloß so ein Rowdy. Fahren Sie weiter, Johnny.«
Er gab Gas, um sich von dem anderen abzusetzen. Dessen Motor heulte auf und brachte den niedrigen Wagen bis auf Zentimeter an das Kabriolett heran. Als Johnny versuchte, ihn abzuschütteln, indem er plötzlich in eine Nebenstraße einbog, blieb das weiße Auto hinter ihm, überholte ihn dann plötzlich und setzte sich dicht vor ihn.
»Paß doch auf!« brüllte Johnny und trat auf die Bremse. Als aber der Weiße vor ihnen wie besoffen im Zickzack fuhr, brachte er das Kabriolett fluchend zum Stehen. Der Sportwagen hielt ebenfalls.
Johnny wollte gerade mit funkelnden Augen aus dem Auto stürzen, als sich Erikas Hand auf seinen Arm legte und ihn zurückhielt.
»Nicht«, sagte sie hastig. »Das ist jemand, den ich kenne. Er macht bloß Spaß.«
»Sehr komisch! Ich glaube, ich muß ihm mal Manieren beibringen.«
»Bitte, Johnny!«
Der andere Fahrer war aus seinem Schalensitz geklettert und kam auf sie zu. Er war groß und schmal, hatte glänzendes blondes Haar, und sein Anzug ließ Johnnys Zwan- zig-Dollar-Anzug ganz wie das Sonderangebot aussehen, das er gewesen war.
»Hallo«, sagte er lässig. »Wie geht’s denn so, Erika?«
»Bist du uns gefolgt?« fragte sie wütend.
Er grinste und blickte Johnny an. »Wir kennen uns noch nicht. Ich heiße Huey Brockton. Vielleicht hat Erika mich erwähnt.«
Johnny betrachtete einen Augenblick lang das gutgeschnittene Gesicht und sagte dann: »Das hat sie wirklich.
Im Restaurant, da war ein Schwein mit einem Apfel im Maul, und sie sagte, es erinnere sie an einen Bekannten.«
Huey wurde rot und sah das Mädchen an.
»Ich wollte doch wissen, mit wem du ausgehst. Du hast mir nicht gesagt, daß es der Bursche ist, der die Fabrik ausfegt.«
Johnny öffnete die Wagentür, und Erika hielt einen Moment den Atem an.
»Bitte«, sagte sie. »Lassen Sie es gut sein. Huey, das ist alles deine Schuld.«
»Kletter mal wieder in deinen Kinderwagen, Söhnchen«, sagte Johnny.
»Wer sollte mich dazu zwingen?« Als Johnny auf ihn zutrat, steckte Huey die Hand in die Tasche.
»Mach dich nicht mausig. Ich hab hier drinnen was, das wehtut.«
»Was denn? Eine Rassel?«
Johnny setzte sich in Bewegung. Seine Linke ging ihm voraus, stieß mit einer blitzschnellen Geraden vor und traf Huey Brocktons Kinn, so daß dieser zurücktaumelte. Erika schrie auf, als Huey zu Boden ging. Als er wieder auf den Füßen war, hatte er das Messer in der Hand – es funkelte im Mondlicht.
»Nicht! Nicht!« schrie Erika. »Laß ihn zufrieden!«
Johnny wich dem Stoß mit Leichtigkeit aus. Er trat einen Schritt zur Seite, umfaßte Hueys Arm mit beiden Händen und schmetterte ihn gegen die Seite des Kabrioletts, so daß Hueys Hand das Messer fahren ließ. Erika wollte es aufheben, aber Johnny war schneller. Er ergriff es, wirbelte Huey in einem halben Nelson herum und hielt ihm das Messer an die Gurgel.
»Jetzt«, sagte Johnny, »jetzt wollen wir doch mal sehen.« »Loslassen!« ächzte Huey. Er fühlte den kalten, tödlichen Stahl an seiner Kehle, und die Augen quollen ihm hervor.
»Ich bringe dich um«, flüsterte Johnny, »ich schlitze dich auf wie ein Huhn.«
Erika war aus dem Wagen gesprungen. Sie zerrte an Johnnys Arm, doch Johnny stand wie ein Felsen.
»Bitte, Johnny!« flehte sie.
»Ich wollte nicht mit dir spielen«, sagte er, »aber wenn ich spiele, dann richtig. Also wirst du sterben.«
Huey rollte mit den Augen. »Erika, hilf mir!«
»Johnny«, schluchzte das Mädchen, »Johnny, laß ihn los!«
Es dauerte einen Moment, aber er wurde langsam wieder klar im Kopf.
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