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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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um zehn.
    In einem Durchgang stand mit geöffneten Türen ein lee­rer, dunkler Bus. Die hohe Luftfeuchtigkeit ließ seine Le­derpolster schwitzen. Auch die Holzbänke im Warteraum waren feucht, und ein bedrückender, ranziger Geruch hing in der Luft.
    Ein alter Mann kam herein und klapperte mit Eimer und Mop. Er ließ eine Woge von Seifenwasser auf den geflie­sten Boden schwappen und begann lustlos, mit dem Mop in dem grauen Schaum herumzuwischen.
    »Kann ich hierbleiben?« fragte Johnny.
    »Eh?«
    »Ob ich hier warten kann. Ich habe den Bus verpaßt.«
    Der Alte lachte und wischte weiter den Fußboden auf. Johnny legte sich auf eine der Bänke. An der Decke brannten acht matte Glühbirnen, und er zählte sie immer und immer wieder. Nicht lange, und er war eingeschlafen.
    Als er aufwachte, schien ihm die Morgensonne ins Ge­sicht, und jemand schüttelte seinen Fuß.
    »Na los!« sagte eine Stimme.
    Er setzte sich mühsam auf und sah in das zerfurchte Kriegergesicht des Mannes, der über ihn gebeugt stand.
    »Scheußlicher Schlafplatz«, sagte Beldon Lacy. »Gift für die Wirbelsäule.«
    »Mr. Lacy ...«
    »Kannst du ne Tasse Kaffee gebrauchen? An der Ecke ist so’n Schuppen. Der Kaffee da ist wenigstens heiß, wenn auch sonst nichts.« Er griff Johnny unter den Ellbo­gen und half ihm auf.
    Lacy sagte nichts mehr, bis sie in dem Lokal saßen und zwei dampfende Becher vor sich hatten. Nach dem ersten Schluck grunzte Lacy und sagte: »Okay, du wolltest also von deinem Job weglaufen. Der erste Lohn und ab durch die Mitte. Das ist ja eine tolle Einstellung.«
    »Hat Erika Ihnen erzählt, was passiert ist?«
    »Hat sie.«
    »Und warum wollte ich dann wohl die Stadt verlassen?«
    »Hör zu, Freundchen, ich weiß bloß, daß Erika nach Hause kommt und wie ein Kind plärrt, dem der Luftballon geplatzt ist. Und das nur, weil du dich mit Huey gerangelt hast.«
    »Es war ein bißchen mehr als das.«
    »Ich weiß. Huey zog ein Messer. Ich habe schon immer gewußt, daß dieser Hohlkopf zu Gemeinheiten fähig ist. Das liegt in der Familie.«
    »Ist das alles, was sie Ihnen erzählt hat?«
    »Nein.« Lacy rührte seinen Kaffee um, und die Falten über seiner Nasenwurzel vertieften sich. »Sie sagte, du seist krank gewesen. Daß du als junger Bursche in Schwierigkei­ten geraten und dafür eingebuchtet worden bist.«
    Johnnys Herz pochte. Erika hatte ihrem Onkel die wich­tigste Tatsache verschwiegen. Warum?
    »Sie sagte, du würdest höchstwahrscheinlich weglau­fen«, fuhr Lacy fort. »Ich habe in deiner Pension nachge­fragt, und als du nicht da warst, dachte ich als nächstes an den Busbahnhof.«
    »Warum?« fragte Johnny. »Warum machen Sie sich die Mühe?«
    »Woher soll ich das wissen?« knurrte Lacy. »Weil Erika es gern möchte, nehme ich an. Außerdem kannst du nicht einfach den alten Gabe im Stich lassen, er fing gerade an, sich an dich zu gewöhnen. Ich erwarte also, daß du mor­gen wieder zur Arbeit erscheinst.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Johnny.
    Lacy legte ihm die Hand auf die Schulter, und das war nicht einfach nur freundlich gemeint.
    »Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Mich läßt kei­ner einfach im Stich, Freundchen, mich nicht und meine Nichte auch nicht. Niemand braucht von deiner Vergan­genheit etwas zu wissen, und ich werde dafür sorgen, daß unser Freund Huey den Mund hält. Nicht daß er viel Grund zum Prahlen hätte.«
    Johnny trank den letzten Rest Kaffee aus.
    »In Ordnung«, sagte er. »Sie sind der Boß.«
    Am darauffolgenden Mittwoch setzte er ein neues Kontrollsystem in die Praxis um, bei dem die ausgegebenen Teile tageweise erfaßt wurden. Es war seine eigene Idee und machte die freitägliche Führung der Bestandsliste ein gut Teil schneller. Als er Gabe Lesca seinen Plan be­schrieben hatte, hatte dieser sofort erkannt, wie praktisch er war.
    »Paß bloß auf, Junge«, hatte er Johnny gutmütig ge­warnt, »daß sie dich nicht von diesem bequemen Job weg­zerren und zum Manager machen.«
    Johnny war rot geworden und hatte sich gefreut.
    Am Freitagabend verließ er die Fabrik beim letzten Schril­len der Fünf-Uhr-Pfeife, während Gabe im Umkleideraum zurückblieb. Er brauchte erst um sechs wieder da zu sein, um die Bestandsliste für diese Woche auf den neuesten Stand zu bringen, und verbrachte die dazwischenliegende Stunde in dem Lokal gegenüber. Das Essen war fett dort, aber er merkte das nicht weiter.
    In die Fabrik zurückgekehrt, ging er ins Materiallager und begann, die

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