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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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du nicht denken!« schrie Johnny. »Ich habe Überstunden gemacht. Ich fand seine Leiche. Aber der Nachtwächter überraschte mich im Büro, und ich lief weg. Er hat mich gesehen, Erika. Man wird denken, daß ich etwas damit zu tun habe!«
    Sie starrte unbeweglich vor sich hin. Er packte sie bei den dünnen Schultern und schüttelte sie.
    »Glaub mir doch!« rief er. »Bitte, Erika, glaub mir!«
    Im Wohnzimmer klingelte das Telefon. Erika bewegte sich zur Tür, ungewiß, ob er sie zurückhalten würde. Aber er folgte ihr nur und beobachtete sie.
    »Ja, Onkel Bell …«
    Er nahm ihr den Hörer fort und hörte Bell Lacy sagen: ». auf dem Weg zum Haus. Das wissen wir aus der Ta­xizentrale. Also setz dich ins Auto, und zwar schnellstens. Fahr zum Klub und warte dort auf mich. Hast du verstan­den?«
    Johnny zeigte auf die Sprechmuschel und nickte.
    »Ja«, sagte Erika. »Ja, ich verstehe, Onkel Bell.«
    »Ich hätte es besser wissen sollen«, sagte die Stimme. »Ich hätte ihn niemals in die Fabrik lassen sollen. Jetzt haben wir den Salat.«
    »Onkel Bell, hör mal …«
    Als schmerzhafte Warnung packte er ihren Arm.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Ich fahre sofort los. Aber ich kann nicht glauben, daß es Johnny war, das ist einfach nicht möglich.«
    »Er war’s, da besteht kein Zweifel. Man hat ihn dabei über­rascht. Du hast mir doch selbst erzählt, daß er ein Killer ist. Vielleicht hat er gedacht, er täte mir irgendwie einen Gefal­len damit, das arme Schwein. Verlier keine Zeit, Erika.«
    Sie legte auf. »Was willst du jetzt machen?« flüsterte sie.
    »Hol mir deine Autoschlüssel!«
    Sie ging zum Schrank in der Diele. Er ging ihr nach und sah, wie sie sich mit einem Mantel auf einem Bügel ab­mühte. Johnny stieß sie zur Seite und untersuchte den Schrankboden.
    Er fand eine Doppelflinte gegen die Seite gelehnt. Er nahm sie auf und sah Erika finster an.
    »Nein, Johnny«, sagte sie. »Ich schwöre dir, das hatte ich nicht vor. Ich habe nur nach den Schlüsseln ge­sucht.«
    »Such weiter.«
    Sie fand sie in der Tasche eines Regenmantels und gab sie ihm. Er ging damit zur Tür, aber als er sie aufmachte, explodierte das Licht vor ihm wie eine Granate. Er warf die Tür wieder zu und lehnte sich dagegen.
    »Was ist?« fragte Erika. »Was geht da vor?«
    »Die Polizei. Sie sind schon da.«
    Er hob die Flinte und bedeutete ihr damit, ins Wohn­zimmer zurückzugehen. Sein Körper war von einem dumpfen Pochen erfüllt, das das Tempo seiner Hand­lungen bestimmte. Er ging zum Fenster und zog die Gardine zur Seite. Vor dem Haus stand ein schwarz­weißes Auto der Staatspolizei, und seine Scheinwerfer waren auf die Tür gerichtet. Eine Gestalt trat ins Licht und hob einen trichterförmigen Gegenstand an den Mund.
    »Brennan!« erklang es durch das Megaphon. »Brennan, hier spricht Captain Demerest von der Staatspolizei. Dies ist keine Festnahme. Wir bitten Sie herauszukommen, da­mit wir mit Ihnen reden können.«
    Erika stöhnte. »Tu, was sie sagen, Johnny!« »Zu lange können wir nicht warten, Brennan«, sagte die Stimme. »Jede Minute, die Sie länger da drin bleiben, spricht gegen Sie.«
    Ein zweites Auto kam den Hügel herauf gerast und hielt mit quietschenden Reifen. Vier Polizisten, mit Waffen beladen, kletterten heraus. Johnny schnaubte verächtlich und schob sich seitwärts ans Fenster.
    »Ich komme nicht raus!« schrie er.
    »Schicken Sie das Mädchen raus, Brennan. Machen Sie die Sache nicht noch schlimmer!«
    Er wandte sich mit gequältem Gesicht zu Erika um.
    »Ich kann nicht«, sagte er. »Ich kann das einfach nicht machen, Erika.« Und dann zur Polizei: »Versucht nicht, das Haus zu stürmen! Ich habe ein Gewehr! Ich erschieße sie, wenn ihr versucht, das Haus zu stürmen!«
    Er verließ das Fenster und ging zu ihr hin.
    »Ich tue dir nichts«, sagte er. »Du weißt, daß ich dir nichts tue, Erika.«
    »Das hier hilft dir doch nicht weiter, Johnny. Früher oder später muß du doch aufgeben.«
    »Dann später. Später!«
    Es war eine ganze Weile später, als endlich wieder etwas von dem Kordon draußen vor dem Steinhaus zu hören war. Über eine Stunde lang hatten die Gesetzeshüter von Stadt und Staat über die angemessensten Maßnahmen kon­feriert. Für Johnny, der mit der Schrotflinte auf den Knien im Wohnzimmer saß, war diese Verzögerung ein Auf­schub. Aber sie war auch die Hölle.
    Dann ertönte wieder das Megaphon.
    »Johnny, hörst du mich? Hier spricht Beldon Lacy!«
    Erika wimmerte beim

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