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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wenn die Frau eines Mörders so etwas sagt, aber ich bin froh, dass Sie sie auf diese Weise getötet haben. Besonders Arkadij.«
    »Ich hätte warten sollen, bis Sie weg sind. Das tut mir leid, Elena.«
    »Wird es irgendwann vergehen?« »Die Erinnerung? Nein, sie wird nie vergehen.« Sie blickte auf das Handy und prüfte die Signalstärke. »Dann heißen Sie also wirklich Gabriel, oder war das ebenfalls eine Täuschung?«
    »Das ist mein richtiger Name.« Elena lächelte.
    »Ist an meinem Namen etwas lustig?«
    »Nein, es ist ein schöner Name. Ich musste nur an die letzten Worte meiner Mutter denken, bevor ich sie heute Nachmittag verlassen habe. >Möge dir der Engel des Herrn über die Schulter sehen. < Wie es scheint, ist ihr Wunsch in Erfüllung gegangen.«
    »Wenn Sie wollen, holen wir sie nachher ab, wenn wir aus der Stadt fahren.«
    »Meine Mutter? Sie wollen mit meiner Mutter auf dem Rücksitz in die Ukraine fahren? Das würden Sie bitter bereuen. Außerdem gibt es keinen Grund dafür, sie jetzt von hier wegzubringen. Nicht einmal Iwan würde einer alten Frau etwas tun.« Sie sah ihn einen Augenblick lang forschend an. »Dann sind Sie also wirklich der Engel des Herrn?«
    »Sehe ich aus wie der Engel des Herrn?«
    »Wohl eher nicht.« Sie blickte an der Fassade des Hauses hinauf. »Wissen Sie wirklich nicht, wo meine Kinder sind?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Arkadij angelogen. Ich weiß, wo sie sind.«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Noch nicht. Ich sage es Ihnen, wenn wir wohlbehalten über der Grenze sind.«
    »Sehen Sie!« Sie deutete zum Haus hinüber. »Eben ist ein Licht angegangen. Bedeutet das, dass sie ihn in die Wohnung gelassen hat?« »Wahrscheinlich.«
    Sie schaute wieder auf das Handy. »Klingele, verdammt noch mal. Klingele.«
    »Ganz ruhig, Elena. Es ist drei Uhr morgens, und ein FSB-Oberst hat ihr gerade gesagt, dass sie sich eine Tasche packen soll. Geben Sie ihr etwas Zeit. Sie muss das erst mal verdauen.«
    »Glauben Sie, dass sie kommt?«
    »Sie wird kommen.«
    Gabriel nahm ihr das Handy aus der Hand und fragte sie, woran sie erkannt hatte, dass sein Gemälde eine Fälschung gewesen war.
    »An den Händen.«
    »Was an den Händen?«
    »Die Farbe war zu dick aufgetragen.«
    »Sarah hat dasselbe gesagt.«
    »Sie hätten auf sie hören sollen.«
    In diesem Moment klingelte das Handy. Gabriel reichte es Elena.
    »Da?«,
sagte sie, dann:
»Da, da.«
Sie sah Gabriel an.
    »Blenden Sie auf, Gabriel. Sie möchte, dass Sie die Scheinwerfer aufblenden.«
    Gabriel ließ die Scheinwerfer zweimal kurz aufleuchten. Elena sprach noch ein paar Worte auf Russisch. Hinter dem Fenster im elften Stock wurde es dunkel.
     

TEIL IV
Die Ernte
     

71 Villa dei Fiori, Umbrien
    Die
vendemmia,
die alljährliche Weinlese, begann in der Villa dei Fiori am letzten Samstag im September. Sie fiel mit der unerfreulichen Nachricht zusammen, dass der Restaurator beabsichtigte, nach Umbrien zurückzukehren. Graf Gasparri hatte kurz erwogen, von Rom aus hinzufahren und die Angestellten persönlich zu informieren. Am Ende gelangte er jedoch zu der Ansicht, dass ein kurzer Anruf bei Margherita genügen würde.
    »Wann wird er eintreffen?«, fragte sie mit beklommener Stimme.
    »Das steht noch nicht fest.«
    »Aber natürlich. Kommt er allein oder kommt Francesca mit?«
    »Auch das steht noch nicht fest.«
    »Denken Sie, dass er wieder arbeiten wird?«
    »Das hoffe ich«, sagte Gasparri. »Aber meine Freunde im Vatikan sagen, dass er eine Art Unfall gehabt hat. Ich würde mich darauf gefasst machen, dass seine Laune nicht die beste ist.«
    »Woran sollen wir den Unterschied erkennen?«
    »Seien Sie nett zu ihm, Margherita. Anscheinend ist der arme Mann durch ein Martyrium gegangen.«
    Und damit war die Leitung tot. Margherita legte auf und ging hinaus in die Weinberge.
    Anscheinend ist der arme Mann durch ein Martyrium gegangen.
    Ja,
dachte sie,
und jetzt lässt er es an uns aus.
    Die »Rückkehr«, wie sie beim Personal genannt wurde, erfolgte noch am selben Tag zu spater Stunde. Carlos, der in einer Steinhütte auf einem Hügel oberhalb der Weide wohnte, entdeckte den Passat-Kombi, als er durch das Tor auf den Schotterweg einbog und ohne Licht in Richtung Villa fuhr. Er rief sofort Isabella an, die auf der Veranda ihrer Wohnung bei den Stallen stand, als der Wagen in einer Staubwolke vorbeiraste. Ihre Beobachtung, auch wenn sie nur sehr kurz gewesen war, lieferte zwei wichtige Erkenntnisse: In dem Wagen saßen

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