Das Moskau-Komplott
Gelegenheit geben, Sie dazu zu überreden, nach Russland zurückzukommen und für mich zu arbeiten. Sie haben es versprochen.«
»Ich erinnere mich nicht, ein solches Versprechen gegeben zu haben.«
»Aber ich erinnere mich ganz deutlich, und nur darauf kommt es an.« Er stand auf und lächelte Sarah charmant an. »Ich kann ziemlich überzeugend sein. Wenn ich Sie wäre, würde ich mit den Vorbereitungen für einen Umzug nach Moskau beginnen.«
Er führte Michail in eine entlegene Ecke der Terrasse und setzte sich mit ihm in den Schatten einer Kuppel. Sarah blickte zu Elena. Sie hatte die Kinder zu sich auf den Schoß genommen, und ihre Haltung wirkte so zärtlich, wie Iwans grimmig gewirkt hatte.
»Sie sehen aus wie ein Gemälde von Mary Cassatt.«
»Ich betrachte das als Kompliment.«
Elena gab Anna einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr etwas zu, das dem Mädchen ein Lächeln und ein Nicken entlockte. Dann flüsterte sie Nikolaj etwas zu, mit demselben Resultat.
»Sagen Sie etwas Ungezogenes über mich?«, fragte Sarah scherzhaft.
»Die Kinder finden Sie sehr hübsch.«
»Bitte sagen Sie den Kindern, dass ich sie auch sehr hübsch finde.«
»Außerdem fragen sie, ob Sie vielleicht Lust hätten, sich ihr Zimmer anzusehen. Sie haben ein neues Bild und wollen unbedingt, dass Sie es sich ansehen.«
»Bitte sagen Sie ihnen, dass ich nichts lieber täte.«
»Dann kommen Sie«, sagte Elena. »Die Kinder werden uns den Weg zeigen.«
Sie flitzten um die Säulen der Kolonnade herum und hopsten auf einem Bein über das Schachbrettmuster des Marmorfußbodens. Auf der Haupttreppe, die geschwungen nach oben führte, mimte Nikolaj einen wilden russischen Bären, und Sarah tat so, als habe sie schreckliche Angst vor ihm. Oben angekommen, nahm Anna Sarah bei der Hand und zog sie einen prächtigen, in buttergelbes Licht getauchten Gang entlang. Er endete am Kinderzimmer, das sich als weitläufige Zimmerflucht entpuppte.
Zwei Kinder am Strand
hing im Vorraum, neben einem ähnlich großen Porträt einer jungen Tänzerin von Degas. Elena Charkowa, Studentin der Kunstgeschichte und ehemalige Angestellte der Leningrader Eremitage, schlüpfte mühelos in die Rolle der Museumsführerin.
»Sie haben einander sehr gut gekannt, Cassatt und Degas. Degas hat sogar großen Einfluss auf ihr Werk gehabt. Ich dachte, sie sollten nebeneinander hängen.« Sie sah Sarah an und lächelte verhalten. »Bis vor zwei Wochen war ich mir sicher, dass der Degas auch wirklich von Degas gemalt ist. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
Elena schickte die Kinder zum Spielen. Kaum waren sie fort, senkte sich eine bedrückende Stille über den Raum.
Die beiden Frauen standen mehrere Schritte voneinander entfernt, Elena vor dem Degas, Sarah vor der Cassatt. Von oben spähte eine Kamera auf sie herunter wie ein Wasserspeier.
»Wer sind Sie?«, fragte Elena, die Augen geradeaus gerichtet. »Und was führt Sie in mein Haus?«
Sarah schielte zu der Kamera hinauf.
»Keine Angst«, sagte Elena. »Iwan sieht zu, aber er hört nichts. Ich habe ihm vor langer Zeit gesagt, dass ich niemals in einem Haus leben könnte, in dem überall Mikrofone sind. Und er hat mir geschworen, nie welche zu installieren. «
»Und Sie vertrauen ihm?«
»In dieser Hinsicht ja. Sie dürfen nicht vergessen, dass Mikrofone jede Stimme aufnehmen würden, auch seine. Und ihre Signale können auch von Polizei und Geheimdiensten abgefangen werden.« Sie hielt inne. »Ich hätte gedacht, Sie wissen das. Wer sind Sie? Und für wen arbeiten Sie?«
Sarah blickte stur geradeaus auf Gabriels tadellose Pinselstriche.
Solange du dich auf feindlichem Gebiet befindest, darfst du ihr unter keinen Umständen sagen, wie du wirklich heißt oder was du tust,
hatte er gesagt.
Deine Tarnung ist alles. Trage sie wie eine Rüstung, besonders wenn du in Iwans Revier bist.
»Mein Name ist Sarah Crawford. Ich arbeite für das Dillard Center for Democracy in Washington. Wir haben uns in den Cotswolds kennengelernt, als Sie meinem Onkel dieses Gemälde von Mary Cassatt abgekauft haben.«
»Schnell, Sarah. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Ich bin eine Freundin, Elena. Eine sehr gute Freundin. Ich bin hier, um Ihnen dabei zu helfen, das zu Ende zu bringen, was Sie angefangen haben. Sie wollten uns etwas über Ihren Mann erzählen. Ich bin hier, um Ihnen zuzuhören.«
Elena schwieg einen Moment lang. »Er ist sehr von Ihnen angetan, Sarah. Haben Sie je daran gedacht, meinen Mann zu
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