Das Moskau-Komplott
verführen?«
»Elena, ich versichere Ihnen, dass Ihr Mann nicht das geringste Interesse an mir hat.«
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Weil er seine Geliebte in Ihr Haus gebracht hat.«
Elena drehte den Kopf scharf in Sarahs Richtung. »Welche ist es?«
»Jekatarina.«
»Das kann nicht sein. Sie ist doch noch ein Kind.«
»Dieses Kind wohnt in einer Suite im Hotel Carlton. Iwan bezahlt ihre Rechnungen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir wissen es, Elena. Wir wissen alles.«
»Sie lügen mich an. Sie versuchen nur...«
»Wir versuchen nur, Ihnen zu helfen. Und wenn wir zu Lügen greifen, dann nur, um Iwan zu täuschen. Wir haben Sie nicht angelogen, Elena, und das werden wir auch niemals tun.«
»Woher wissen Sie, dass er sich mit ihr trifft?« »Weil wir ihn beschatten. Und ihn belauschen. Haben Sie die Perlen gesehen, die sie heute trägt?« Elena nickte kaum merklich.
»Die hat er ihr im Juni geschenkt, als er in Paris war. Sie erinnern sich doch an seine Parisreise, oder, Elena? Sie waren in Moskau. Iwan hat gesagt, er muss aus geschäftlichen Gründen dorthin. Das war natürlich gelogen. Er ist hingeflogen, um sich mit Jekatarina zu treffen. Er hat Sie dreimal von ihrer Suite aus angerufen. Den dritten Anruf haben Sie im Cafe Puschkin bekommen, wo Sie mit Ihren Freundinnen zum Essen waren. Wir haben ein Foto, falls Sie es sehen möchten.«
Elena musste die Nachricht von der Affäre ihres Mannes ruhig lächelnd hinnehmen - Iwans Kameras sahen zu. Sarah hätte ihr den Rest gern erspart. Sie tat es nicht, mehr aus Abscheu vor Iwan als aus irgendeinem anderen Grund.
»Jekatarina glaubt, dass sie die Einzige ist, aber das ist sie nicht. Es gibt noch eine Stewardess namens Tatjana. Und dann war da noch ein Mädchen in London namens Ludmila. Iwan hat sie leider sehr schlecht behandelt. Am Ende behandelt er sie alle schlecht.«
Elenas Augen füllten sich mit Tränen.
»Sie dürfen nicht weinen, Elena. Iwan könnte zusehen. Sie müssen lächeln, während ich Ihnen diese schrecklichen Dinge sage.«
Elena trat so dicht neben Sarah, dass ihre Schultern sich berührten. Sarah spürte, dass sie zitterte. Ob aus Schmerz oder vor Angst, vermochte sie nicht zu sagen.
»Seit wann beobachten Sie mich?«
»Das ist nicht so wichtig, Elena. Wichtig ist nur, dass Sie zu Ende bringen, was Sie angefangen haben.«
Elena lachte leise in sich hinein, als finde sie Sarahs Bemerkung erheiternd. Ihr Blick glitt über das Bild, während ihre Finger die Textur der falschen Craquelure erkundeten.
»Sie hatten kein Recht, mein Privatleben auszuspionieren. «
»Wir hatten keine andere Wahl.«
Elena verfiel in Schweigen. Einen Moment lang lauschte Sarah einer anderen Stimme.
Leg den Kaufvertrag behutsam vor sie hin und leg den Füller daneben. Aber dräng sie nicht zu unterschreiben. Sie muss allein zu einer Entscheidung gelangen. Sonst ist sie für uns ohne Nutzen.
»Er war nicht immer so«, sagte Elena schließlich. »Nicht einmal, als er für den KGB gearbeitet hat. Sie glauben es mir vielleicht nicht, Sarah, aber Iwan war wirklich sehr charmant, als ich ihn kennengelernt habe.«
»Das glaube ich ohne Weiteres. Er ist immer noch ziemlich charmant.«
»Wenn er will.« Sie betastete immer noch die Craquelure. »Als ich Iwan kennenlernte, hat er behauptet, dass er in irgendeiner langweiligen sowjetischen Landwirtschaftsbehörde arbeitet. Ein paar Wochen später, als wir uns verliebt hatten, hat er mir die Wahrheit gesagt. Ich hätte ihm fast nicht geglaubt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dieser aufmerksame, etwas schüchterne junge Mann tatsächlich Dissidenten in Gulags und psychiatrische Kliniken sperrt.«
»Was ist passiert?«
»Es war das Geld. Geld verändert alles. Es hat auch Russland verändert. Das Geld ist der neue KGB in Russland. Geld regiert unser Leben. Und die Gier nach Geld hält uns davon ab, die Politik unserer sogenannten demokratischen Regierung infrage zu stellen.«
Elena streckte ihre Hand nach dem Gesicht eines der Kinder aus, des kleinen Jungen, und strich über die Risse auf seiner Wange.
»Wer immer das gemacht hat, er ist ziemlich gut«, sagte sie. »Ich nehme an, Sie kennen ihn?«
»Sehr gut sogar.« Schweigen, dann: »Würden Sie ihn gern kennenlernen?«
»Wer ist es?«
»Das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass Sie einwilligen, sich mit ihm zu treffen. Er versucht, das Leben Unschuldiger zu retten. Er braucht Ihre Hilfe.«
Elenas Finger wanderte zu dem
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