Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
mitgeteilt, das wir wissen sollten?«
»Allerdings«, erwiderte Kirow nachdrücklich. Besorgnis lag in seinem Blick. »Zunächst einmal hat er mir bestätigt, dass die Suche nach Ihnen von der obersten Ebene des Kreml angeordnet wurde. Die damit befassten Einheiten der Polizei und des Innenministeriums sind angehalten, direkt an Alexei Iwanow zu berichten.«
»Iwanow?«, wiederholte Fiona stirnrunzelnd. »Das hört sich gar nicht gut an.«
Smith beugte sich vor. »Wer ist dieser Iwanow?«
»Er ist der Leiter der 13. Abteilung des FSB«, erklärte Kirow, »und er handelt ausschließlich auf Befehl des Präsidenten. Was die Praxis angeht, operiert seine Abteilung unabhängig von den normalen Befehlsstrukturen des FSB. Man behauptet, dass seine Leute unser Gesetz und unsere Verfassung ungestraft verletzen dürfen. Und ich schenke diesen Gerüchten Glauben.«
Fiona nickte. »Der Mann ist skrupellos und völlig ohne Moral, doch leider auch extrem fähig.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Was mich zu der Frage führt, wie wir dem ersten Anschlag entgehen konnten. Warum hat man Dr. Wedenskaja auf offener Straße ermordet und anschließend die falsche Rettungswagencrew geschickt, um uns zu entführen? Warum hat man nicht einfach die Milizija gerufen und uns festnehmen lassen?«
»Weil nicht Iwanow dahintersteckte«, erwiderte Kirow leise. »Jedenfalls nicht nur. Meinem ehemaligen Kollegen ist es gelungen, einen Blick auf die ersten Berichte über den Vorfall zu werfen – bevor der Kreml jede weitere Untersuchung untersagte.«
»Und?«, wollte Smith wissen.
»Der Polizei konnte zwei der Toten identifizieren«, sagte Kirow. »Beide gehörten früher zum KGB, es waren Männer, die hauptsächlich für ›schmutzige Arbeit‹ bei Dissidenten und mutmaßlichen Verrätern eingesetzt wurden.«
Smith nickte grimmig. ›Schmutzige Arbeit‹ war ein Euphemismus, der für staatlich sanktionierte Morde verwendet wurde. »Sie sagten ›ehemalige‹ KGB-Mitarbeiter.«
»Richtig«, erwiderte Kirow. »In den letzten Jahren sind sie für die Brandt-Gruppe tätig gewesen.« Er zuckte die Achseln. »Dieselbe Gruppe, die schon in Prag versucht hat, Sie zu eliminieren.«
»Aber Brandt und seine Killer arbeiten für den Höchstbietenden – nicht auf eigene Rechnung«, warf Fiona ein. »Also wer hätte für unsere Entführung bezahlt? Der Kreml, über Iwanow? Oder jemand anders?«
»Das ist immer noch nicht klar«, gestand Kirow. »Doch mein Kollege hat erfahren, dass der Rettungswagen zum St. Cyril-Krankenhaus gehörte.«
Fiona bemerkte Smiths fragenden Blick und erklärte: »Das ist so eine Art Lehrkrankenhaus, ein westlich-russisches Gemeinschaftsprojekt, das ins Leben gerufen wurde, um die allgemeine medizinischen Versorgung in diesem Land zu verbessern.« Sie wandte sich wieder an Kirow. »War der Rettungswagen gestohlen?«
»Wenn dem so war«, erwiderte Kirow tonlos, »ist der Diebstahl den Behörden offenbar nicht gemeldet worden.«
»Höchst interessant«, kommentierte Smith trocken. »Und wer finanziert diese Klinik?«
»Es handelt sich um ein halb staatliches, halb privates Konsortium«, erklärte Fiona. »Etwa ein Drittel des Budgets kommt vom Gesundheitsministerium. Doch der Rest des Geldes stammt von einem Verbund ausländischer Wohltätigkeitsorganisationen …« Jäh brach sie ab, offenbar war ihr ein Gedanke gekommen. Dann straffte sie das Kinn und schaute die Männer bestürzt an. »Und einen beträchtlichen Beitrag leistet eine Stiftung, die von Konstantin Malkowitsch kontrolliert wird.«
»Das wird ja immer interessanter«, sagte Smith, während er die Ereignisse der vergangenen zwei Tagen Revue passieren ließ. Eine
böse Ahnung beschlich ihn, die zu ignorieren sie sich nicht leisten konnten. An Fiona gewandt sagte er: »Überlegen Sie mal: Sie erzählen Malkowitsch von dieser Krankheit und davon, dass der Ausbruch offiziell geheimgehalten wird. Er behauptet, er wäre entsetzt, und verspricht, alles in seiner Macht Stehende zu tun, damit Sie die Wahrheit erfahren. Und, siehe da, nur wenige Stunden später werden Sie von Profis beschattet. So weit klar?«
Fiona nickte.
»Okay«, fuhr Smith fort. »Es gelingt Ihnen, die Verfolger abzuschütteln, doch wahrscheinlich erst, nachdem sie uns am Patriarchenteich zusammen gesehen hatten. Noch in der gleichen Nacht versucht die Brandt-Gruppe, uns beide zu schnappen. Und jetzt stellt sich heraus, dass der Rettungswagen, der dazu benutzt wurde, zufällig einem
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