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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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Aktentasche, die der andere zurückgelassen hatte, unter dem Tisch hervorzog. Schnell machte er sie auf. Sie enthielt einen Stapel Papiere, Wirtschaftsmagazine und einen kleinen, grauen Plastikbehälter mit der Aufschrift »SC-1«. In diesem stark isolierten Plastikbehälter befand sich seines Wissens ein kleines Glasröhrchen. Er machte die Aktentasche wieder zu.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete eine freundliche Frauenstimme über die Lautsprecheranlage – erst auf Deutsch, dann auf Französisch, Italienisch und Englisch: »Die Passagiere für den
SwissAir-Flug Nummer 3000, Nonstop zum Internationalen Flughafen John F. Kennedy in New York, werden gebeten, sich zur Abfertigung zu begeben«.
    Der Russe stand auf und verließ die Bar, in seiner Aktentasche die einzigartige HYDRA-Variante, die für Präsident Samuel Adams Castilla bestimmt war.

Kapitel einunddreißig

Köln, Deutschland
    Es war früher Vormittag. Eisregenschauer prasselten auf den Kölner Dom, sodass die hoch aufragenden Zwillingstürme der monumentalen gotischen Kathedrale den Blicken der Menschen, die weit unten auf den gepflasterten Straßen vorübereilten, verborgen blieben. Innen, im riesigen Kirchenschiff, befanden sich nur wenige Touristen, die ehrfurchtsvoll die zahlreichen kostbaren Schätze bestaunten – unter anderem die wunderschönen Buntglasfenster, die fein modellierten Stein- und Marmorstatuen und das alte, aus Holz geschnitzte Kruzifix, das Gerokreuz, das mehr als tausend Jahre alt war. Hier und da gab es einzelne Kirchgänger, die in ihr Gebet vertieft in den Bänken knieten oder auf dem Weg nach draußen kurz innehielten, um eine kleine Kerze anzuzünden, ehe sie wieder die üblichen Bürden des Alltagslebens schulterten. Ansonsten war die enorme, schattenreiche Halle beinahe menschenleer, wie erstarrt in ewiger, himmlischer Stille.
    Bleich vor Angst machte Bernhard Heichler in seinem grauen Regenmantel eine Kniebeuge vor dem Hochaltar. Er bekreuzigte sich, ging in eine nahe Bank und kniete sich umständlich hin. Er beugte den Kopf, als wäre er tief in sich versunken.
    Schritte, die immer näher kamen, hallten über den Steinfußboden. Heichler schloss die Augen, sein Herz klopfte furchtsam. Bitte, lieber Gott, bat er verzweifelt, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Dann biss er sich auf die Lippe, plötzlich beschämt über die groteske Blasphemie seiner eigenen Gedanken. Von allen
Menschen an diesem geweihten Ort stand es ihm am wenigsten zu, die qualvolle Bitte Jesu zu wiederholen. Er war Judas, der Verräter.
    Und Bernhard Heichler wusste, dass er viel zu verraten hatte, denn er war ein hoher Beamter im Bundesamt für Verfassungsschutz. Das BfV ist Deutschlands wichtigste Spionageabwehrbehörde, das Gegenstück zum britischen MI5. Heichlers sicherheitsdienstliche Freigabe erlaubte ihm ungehinderten Zugriff auf einige der bestgehüteten Geheimnisse der deutschen Regierung.
    Irgendjemand nahm in der Reihe hinter ihm Platz.
    Heichler hob den Kopf.
    »Drehen Sie sich nicht um, Herr Heichler«, befahl eine Männerstimme leise. »Sie sind schnell. Meinen Glückwunsch.«
    »Ich hatte keine Wahl«, erwiderte Heichler steif.
    »Stimmt«, bestätigte der andere. »In dem Moment, in dem Sie unser Geld angenommen haben, wurden Sie unser Mann. Und das werden Sie bis zu Ihrem Lebensende bleiben.«
    Heichler zuckte zusammen. Sechs lange Jahre hatte er angstvoll darauf gewartet, dass seine Geldgeber die Mitarbeit einforderten, die er ihnen schuldete. Sechs lange Jahre hatte er gehofft, dass dieser furchtbare Tag nie kommen würde.
    Doch nun war es so weit.
    »Was wollen Sie von mir?«, zischte Heichler.
    »Ein Geschenk«, erwiderte der Mann hinter ihm. Er klang amüsiert. »Der Dreikönigsschrein liegt direkt hinter diesem Altar, richtig?«
    Der BfV-Beamte nickte unbehaglich. Der Schrein, eine goldene, mit kostbaren Edelsteinen verzierte Truhe, enthielt vermutlich die Gebeine der Heiligen Drei Könige, die aus dem Morgenland gekommen waren, um dem Christkind Geschenke zu bringen. Im zwölften Jahrhundert von Mailand nach Köln überführt, war diese Reliquie der größte Schatz des Doms, ja sogar der Grund, warum er überhaupt neu gebaut worden war.
    »Sie können sich entspannen«, sagte der Mann. »Sie brauchen uns weder Gold, noch Weihrauch oder Myrrhe zu bringen – nur das, was Sie bereits besitzen. Informationen, Herr Heichler. Wir brauchen Informationen.«
    Als ein Messbuch neben ihm auf die Bank plumpste, schrak

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