Das Motel
Er schaute zu den anderen Hütten hinüber und bemerkte, dass es in der Hütte neben ihrer, in der die beiden Männer abgestiegen waren, vollkommen finster war. In der anderen Hütte, die ein Stück dahinter stand, bei Vater und Sohn, flackerte ein Lichtschein, den Morrie durch den Spalt zwischen den Vorhängen erkennen konnte.
Müssen wohl noch wach sein, dachte er.
Um nicht auszurutschen, legte Morrie den Rest des Weges bis zu ihrer Hütte möglichst vorsichtig, aber mit zügigen Schritten zurück. Der Regen fühlte sich hart und kräftig an, als er auf seine Jacke prasselte.
Schließlich erreichte er die Hütte und platzte hinein.
Judy saß auf der Bettkante und schreckte hoch, als er hereinstürzte. »Du hast mich zu Tode erschreckt«, beschwerte sie sich, stand dann aber auf und ging ihm entgegen. Sie hatte eine Zigarette in der Hand.
»Es ist furchtbar da draußen«, sagte Morrie. Er schob die Kapuze von seinem Kopf und schüttelte sich den Regen von der Jacke.
»Du warst ganz schön lange weg«, sagte Judy.
Morrie lächelte und zuckte die Achseln. »Wir haben noch ein bisschen geplaudert. Die Alte redet eben gern.«
Judy nickte. »Das tun die meisten alten Frauen. Ich wette, sie fühlt sich so ganz allein hier draußen manchmal ziemlich einsam.«
»Ja, ich schätze auch«, erwiderte Morrie. Trotz des heftigen Sturms, der draußen tobte, glühte sein Gesicht regelrecht.
»Dann ist jetzt alles erledigt? Hast du bezahlt?«
»Ja, habe ich. Wir können los.«
Er sah die Erleichterung in Judys Augen. »Ich hab mir schon langsam Sorgen gemacht. Ich dachte schon, sie hätte vielleicht doch was über uns gehört und die Polizei gerufen.«
Morrie schüttelte den Kopf. »Sie weiß von nichts. Außerdem sind wir ja jetzt sowieso bald von hier weg.«
Judy trat ans Waschbecken und warf die Zigarettenkippe hinein. »Ich glaube, bei dem Sturm wird sie unser Auto noch nicht mal hören können.«
»Daran hab ich noch gar nicht gedacht«, entgegnete Morrie.
Sie ging zu ihm und schlang seine Arme um ihn. »Ist ein ziemliches Unwetter da draußen. Und du kannst auch ganz bestimmt fahren, ja?«
Morrie nickte. »Bei so ’nem Wetter bin ich schon oft gefahren. Mach dir keine Sorgen.«
Er küsste sie fest auf die Stirn.
»Was macht deine Migräne?«
»Ist immer noch da«, antwortete Morrie. Es entsprach der Wahrheit. Sie war immer noch da, wenn auch nur ganz schwach.
»Ich wünschte, wir hätten was dabei. Aber ich glaube nicht, dass wir Aspirin eingepackt haben.«
Morrie zuckte die Schultern. »Es geht auch so.«
Judy ließ ihn wieder los und ging zu ihrem Gepäck hinüber. »Na, dann wollen wir mal.«
Morrie nickte. »Gibst du mir ’ne Zigarette?«
Judy schrak zusammen. »Ich hab gerade die Letzte geraucht. Ich hab mindestens ein Dutzend geraucht, während ich gewartet hab, dass du zurückkommst.«
Morrie stöhnte. »Ich kann ohne meine Kippen nicht leben. Ich hätte diesen Typen nie meine andere Schachtel verkaufen sollen.«
Judy hob die Reisetaschen auf. »Wir können ja unterwegs welche an einer Tankstelle kaufen. Jetzt komm, lass uns gehen.«
Morrie schüttelte den Kopf. »Ich würde am liebsten in gar keiner Stadt anhalten. Ich will die ganze Nacht durchfahren. Außerdem brauch ich wirklich eine Zigarette. Jetzt!«
Judy verdrehte die Augen und stellte die Taschen wieder ab. »Wenn du so dringend eine brauchst, dann geh nach nebenan und frag, ob sie noch welche übrig haben.«
»Sie schlafen schon«, erwiderte Morrie.
»Madge hat vielleicht welche.«
»Sie raucht nicht«, sagte Morrie. Eigentlich wusste er nicht, ob sie es tat oder nicht. Er wollte sie nur nicht unbedingt wiedersehen, wenn es sich vermeiden ließ. Es wäre für sie beide zu hart.
Plötzlich erinnerte er sich wieder. »Ich hab in der übernächsten Hütte noch Licht gesehen.«
»Bei den beiden Schwuchteln?«, fragte Judy.
»Das sind Vater und Sohn«, korrigierte Morrie sie. »Vielleicht raucht der Vater ja.«
»Prima«, sagte Judy. »Aber beeil dich.« Sie setzte sich wieder auf ihr Bett.
Morrie lief ins Badezimmer.
»Wo gehst du denn hin?«, wollte Judy wissen.
»Wonach sieht’s denn aus? Ich muss erst mal pinkeln. Mir platzt gleich die Blase. Muss der ganze Whiskey sein, den ich getrunken hab.«
Judy seufzte. »Ob wir jemals von hier wegkommen?«, murmelte sie.
KAPITEL 31
»Gott, ist der schwer«, fauchte Al über den Lärm des Regens und des Donners hinweg.
Eddy, der die Taille der Leiche umfasste, nickte. »Und
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