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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hier aus gehandhabt werden solle. Vielfach wurde die Forderung erhoben, dass Verhaltenswissenschaftler sich mit Möglichkeiten befassten, die öffentliche Reaktion einzuschätzen und zu steuern. Es sollte erforscht werden, welche Vorstellungen von Außerirdischen in der Bevölkerung kursierten; Analogien zu den Reaktio-53
    nen auf Missionen wie Apollo zum Mond und Viking zum Mars sollten erörtert werden, und es wurde vorgeschlagen, dass SETI-Mitarbeiter mithilfe von Medien wie Internetauftritten, Spielen und Musik die Themen SETI und Aliens ›verantwortungsvoll‹ prä-
    sentierten.
    Maura verzog das Gesicht. »Begreifen diese Leute denn nicht, dass die Katze schon aus dem Sack ist? Es ist nicht mehr möglich, den Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen zu kontrollieren – und die Reaktionen darauf schon gar nicht. Meiner Meinung nach sollte man es auch gar nicht erst versuchen.«
    Schließlich trat der Sprecher von der Bühne ab, und Malenfants Laune besserte sich wieder. Als Ingenieur wusste er nämlich, dass ein Eimer voller philosophischer Prinzipien weniger wert war als ein Körnchen harter Tatsachen. Deshalb glich der nächste Vortrag, der von Frank Paulis gehalten wurde, einer frischen Brise. Schließ-
    lich war es Paulis mit seinem Geld und seiner Initiative, der wirklich etwas bewegte.
    Paulis' Bilder seines Raumschiffs, der Bruno, zeigten eine glitzernde Libelle mit Solarzellenflügeln, einem Antennen-Gespinst und auf langen Auslegern montierten Sensoren. Das Raumfahrzeug wurde von einem Schwarm Microsats umrundet, die im Flug Wartungsarbeiten und Reparaturen durchführten.
    Der Start war unspektakulär gewesen, und die ersten Jahre des langen Flugs waren nur durch die üblichen Hardwarepannen und Beinahe-Nervenzusammenbrüche des Bodenpersonals aufgelockert worden. Malenfant fand es erstaunlich, dass die Raumfahrttechnik in den siebzig Jahren seit dem Sputnik kaum Fortschritte gemacht zu haben schien; die Konstruktion der Bruno hätte wahrscheinlich nicht einmal Wernher von Braun Rätsel aufgegeben, wenn man die paar Quantenchips auf Saphirbasis außer Acht ließ. Allerdings war der Raumflug immer schon ein konservatives Geschäft gewesen; wenn man nur einen Schuss hatte, wollte man ein funktions-54
    fähiges Schiff und keinen Versuchsträger für neue Gimmicks und Ideen.
    Auf jeden Fall hatte die Bruno die von Menschen verursachten Krisen überstanden. Das Schiff war noch immer ein Jahr vom Rendezvous mit dem Punkt entfernt, der die mutmaßliche Groß-
    baustelle – oder Kolonie oder Nest – der Gaijin war. Der Asteroidengürtel war ein breites Band aus Schutt; die Sonde war bereits ein paar dieser staubigen Wanderer begegnet, die man bisher noch nie aus der Nähe gesehen hatte. Das Beste kam aber noch, versprach Paulis, während er die Dias mit den kohlschwarzen namenlosen Felsen zeigte. Denn in der Dunkelheit warteten die Gaijin.
    ■
    Nachdem er sich den ganzen Vormittag hatte berieseln lassen, kehrte Malenfant ins Hotel zurück.
    Er reiste mit leichtem Gepäck dieser Tage: Nur ein Kulturbeutel, zwei selbstreinigende Anzüge und Garnituren Unterwäsche und ei-ne Softscreen, die ihn mit dem Rest der Spezies verband – das war alles, was er brauchte. Und einen Talisman, einen uralten Stein von der Rückseite des Mondes, aus dem jemand einen fein ziselier-ten Fuchs-Gott geschaffen hatte. Malenfant war zum Minimalisten geworden. Er war auch der Ansicht, dass die Zeit auf dem japanischen Mond ihn ohne Zweifel positiv verändert hatte.
    Er verbrachte eine halbe Stunde damit, stark gefilterte und interpretierte Nachrichten auf der Softscreen zu verfolgen. Er musste wissen, was in der Welt vorging, aber er war schon zu alt, um Geduld für die lästigen Kommentare aufzubringen.
    In einer Ecke der Softscreen blinkte ein Licht: Eine eingehende Nachricht.
    55
    Es war Nemoto. Seit Jahren nahm sie zum erstenmal wieder Kontakt mit Malenfant auf.
    »Nemoto! Wo sind Sie?«
    Die Antwort traf mit ein paar Sekunden Verzögerung ein, und ein paar Lachfalten erschienen in ihrem Gesicht. Die kurze Verzö-
    gerung war ein Indiz dafür, dass sie sich auf dem Mond befand.
    Aber vielleicht war es auch nur ein Bluff …
    »Sie sollten mich wirklich besser kennen, als dass Sie mir so eine Frage stellen müssten, Malenfant.«
    »Ja. Verzeihung.«
    Sie war noch immer unter vierzig, aber sie alterte früh, sagte er sich. Das Haar war dicht und schwarz wie eh und je, aber das ovale Gesicht hatte seine Schönheit verloren: Es

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