Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Datenbank Daten über sie ab, die über Jahrhunderte gespeichert worden waren. Ap Przibram schien in seiner Arbeit aufzugehen, in all den Dokumentationen und Prozeduren und ignorierte dabei die Realität des exotischen Fossils vor sich. Diese Reaktion kannte sie von Triton und von vielen anderen Orten.
    Er forderte sie auf, eine DNA-Probe abzugeben. Das war logisch – so wurde der kleine, isolierte Genpool der Menschheit aufge-frischt –, aber sie hatte auch schon von Reisenden gehört, die einen schwungvollen Schwarzhandel mit genetischen Proben von Reisenden betrieben, vor allem mit Sperma. Die Legende dieser Zeit, die von manchen Reisenden noch kräftig genährt wurde, besagte, dass die gute Ware dieser tausend Jahre alten primitiven Barbaren lebendiger und potenter sei als der verwässerte moderne Stoff.
    Schließlich überreichte er ihr eine Plastikmarke mit eingestanz-ten vorläufigen Identifikationscodes. Die würde sie bis zum end-606
    gültigen Implantat tragen müssen. »Ich heiße Sie hier willkommen«, sagte er.
    »Danke.« Sie kam auf ihre Begleiter von Triton zu sprechen.
    »Ihre Anträge werden so schnell wie möglich bearbeitet.« Er verstummte, sein Gesicht zeigte keine Regung. Sie tippte auf den Schreibtisch. Es fiel ihr schwer, seine Körpersprache und den Ausdruck seines glatten Gesichts zu deuten. »Sie sind dreißig Astronomische Einheiten durchs System geflogen, und zwar in Landefähren, die für orbitale Hüpfer über hundert Kilometer ausgelegt sind. Diese Shuttles sind fliegende Toiletten. Wir haben Kinder dabei, alte Leute, Behinderte, Kranke …«
    »Wir bearbeiten ihre Anträge. Bis die Bescheide ergehen, vermag ich nichts zu tun.«
    Er hatte einen leeren Blick. Der Mann ist fertig, sagte sie sich.
    Merkur setzt ihm zu, und nun komme ich noch mit einem Haufen Flüchtlinge, ganzen Bootsladungen unwilliger Eisbewohner.
    Unter solchen Umständen ist Bürokratie ein Mittel des zivilisier-ten Diskurses; wenigstens schmeißt er mich nicht raus.
    Sie beschloss, sich in Geduld zu üben.
    ■
    Schließlich wurde es Zeit, Dorothy einen Besuch abzustatten. Es gab eine Einschienenbahn von Chao nach Bernini – ein langsames, unbequemes Transportmittel mit dem Komfort einer Post-kutsche, in dem sie ordentlich durchgerüttelt wurde –, und von dort musste sie in einem robotischen Fahrzeug, einem Vehikel mit riesigen Drahtgeflecht-Rädern, über den Merkur fahren.
    Sie erreichte die Anlage, die Dorothy als Sonnensegel-Farm bezeichnet hatte.
    Sie stieg aus und betrachtete den Himmel.
    607
    Sie sah nur ein paar Sterne. Sonnensegel-Schiffe, die wie Funken eines Feuers aussahen, schwärmten um Merkurs Äquator und brachten weitere Flüchtlinge. Aber der Himmel wirkte irgendwie diesig; die übergroße Sonnenscheibe wurde wie von einem Dunstschleier verhüllt, und weiter draußen sah sie eine fahle Schliere, wie eine Milchstraße ohne Sterne. Sie sah die dünne Atmosphäre der Sonne, die durch die künstliche Verdunkelung des Zentralgestirns sichtbar geworden war. Und das flache Lichtband weiter draußen war das Zodiakallicht, der Widerschein der Staubteilchen, Meteoriten und Asteroiden in der Ebene der Ekliptik. Einst waren dort Gaijin-Städte in voller Pracht erstrahlt, doch nun war der Asteroiden-Gürtel wieder verlassen.
    Wenn sie die Augen mit den Händen beschirmte, sah sie den Schweif eines anderen großen Kometen, der eine milchige Spur durch die schwarze Himmelskuppel zog. ZerstörerSchiffe sah sie natürlich nicht – noch nicht. Obwohl gemunkelt wurde, dass sie sich schon diesseits des Neptun-Orbits befänden.
    Nach dem Fall der Oort-Wolke war Merkur von einer Koalition aus Nationen der Asteroiden-Kolonien besetzt worden: Von den erdnahen Asteroiden, dem Hauptgürtel und sogar von ein paar Trojanern im Jupiter-Orbit. ›Besetzung‹ war allerdings nicht ganz zutreffend; außer ein paar Eremiten hatte nämlich niemand hier gelebt. Die Verfassung des Gemeinwesens war kaum als demokra-tisch zu bezeichnen – allerdings musste man der Notregierung, der Koalition, zugute halten, dass sie mit dieser Situation selbst nicht glücklich zu sein schien. Immerhin funktionierte es.
    Die Kolonisten hatten sich Techniken zunutze gemacht, die man schon bei der Kolonisierung des Mondes angewandt hatte: Wieder einmal mussten Menschen Luft aus Gestein gewinnen. Aber es gab langfristige Pläne – zum Beispiel eine Paulis-Mine in Caloris Planitia, dem riesigen Einschlagkrater, den sie aus dem Orbit gesehen hatte.

Weitere Kostenlose Bücher