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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ganzen Südpol bedeckte.
    Sie wurde von der hohen Schwerkraft überrascht, die etwa doppelt so hoch war wie auf dem Mond. Erstaunlich bei einem so kleinen Planeten, der im Grunde kaum größer war als der Mond.
    603
    Der Merkur hatte eine hohe Dichte und war auch so eine Kanonenkugel.
    Madeleine legte den Anzug an. Das war eine leichte Übung; im Lauf der Jahrhunderte hatte sie festgestellt, dass, im Gegensatz zu Kommunikationsanlagen und Haushaltsgeräten, die Bedienung von lebenswichtiger Ausrüstung wie Druckanzügen und Luftschleusen niemals Rätsel aufgab.
    Sie verließ die Zugmaschine. Schon wieder setze ich den Fuß auf eine neue Welt, sagte sie sich. Ob ich schon den Rekord halte?
    In Chao Meng-Fu gab es Kraftwerke und automatisierte Tagebau-Roboter. Die Oberflächenstrukturen duckten sich in den Schatten der Randberge und mieden eine grelle Sonne, die für hundertsechsundsiebzig Erd-Tage ununterbrochen schien – eine erstaunlich lange Zeit. Der Merkur-Tag war durch Gezeiteneffekte als zwei Drittel des Achtundachtzig-Tage-Jahrs des kleinen Planeten definiert, wodurch der Kalender zu einer komplexen Angelegenheit geriet.
    Sie schaute zur Sonne hinauf, die tief überm Horizont stand. Filter im Helm blendeten die Sonnenscheibe aus, aber diese Scheibe war dreimal so groß wie von der Erde aus gesehen – ein aufgeblähtes Ungeheuer.
    Sie sah keinen einzigen Menschen an der Oberfläche.
    Ihre Ankunft in Chao City wurde von primitiven Virtuellen ab-gewickelt. Diese Software-Roboter waren entwickelt worden, um Reisende mit unverständlichen Sprachen aus dem ganzen Sonnensystem abzufertigen. Sie waren allenfalls menschliche Karikaturen und leiteten sie wortlos mit simpler Mimik und Gestik. Chao City war ein Labyrinth aus Gängen und Tunneln, die man ins Urgestein getrieben hatte. Bevölkert war die Stadt mit einem Dutzend verschiedener Rassen, die sich mit Misstrauen begegneten und zu Revierkämpfen neigten.
    604
    Ihr wurde ein winzig kleiner Raum zugewiesen, wieder so eine Höhle wie die, die sie von Triton kannte – obwohl sie diesmal wenigstens aus vertrautem Silikatgestein gehauen war anstatt aus Wassereis. Es war schon seltsam, dass Menschen, auf welcher Welt des Sonnensystems sie auch siedelten, sich wie Maulwürfe im Boden eingruben.
    Der Raum enthielt ein Kommunikationsgerät, das natürlich grundverschieden von der Konstruktion auf Triton war. Sie plagte sich damit ab. Schließlich gelang es ihr, die zeitgenössische Entsprechung eines Datenspähers mit der Suche nach Nemoto zu beauftragen – falls sie sich überhaupt hier auf Merkur befand.
    Das Kommunikationsgerät piepste leise. Nach halbstündigem Herumexperimentieren wusste sie nun, dass das Gerät ihr mit diesem Ton das Eingehen einer Nachricht signalisierte. Kommen Sie mich besuchen. Ich lebe in einem Krater namens Bernini. Nicht allzu weit von Chao entfernt. Sie werden die Aussicht genießen. Ort und Zeit waren angegeben.
    Die Nachricht stammte von Dorothy Chaum.
    ■
    Sie musste noch einmal vierundzwanzig Stunden ausharren. Dann wurde sie zur so genannten Einwanderungsbehörde gebracht.
    Noch mehr Bürokratie, sagte sie sich und drohte schier zu verzweifeln. Genau wie auf Triton; ein universaler menschlicher Cha-rakterzug.
    Der Einwanderungs-Offizielle redete sie allen Ernstes auf Latei-nisch an. Quo vadis? Quo animo? – Wohin wollen Sie? Aus welchem Grund? Sie hatte den Helm des Druckanzugs mit dem integrierten Übersetzungsprogramm mitgenommen, und im Büro gab es ähnliche Hilfsmittel. Sie wartete geduldig, bis die Ausrüstung arbeitete.
    605
    Der Name des Offiziellen war Carl ap Przibram. Er war auf einem Asteroiden geboren: Groß, dürr, mit einem Eierkopf unter dichtem Haar und langen, knochigen Fingern – der Prototyp des Pianisten. Er hatte eine fahle und glatte Haut, als ob sie gespannt wäre, und Schlitzaugen – Spuren asiatischer Vorfahren, aber andere ethnische Einflüsse von der Erde waren längst vermischt und verschliffen. Er schien sich ausgesprochen unwohl zu fühlen – wo-für Madeleine auch Verständnis hatte, denn er bewegte sich in einer Schwerkraft, die seine gewohnte Belastung um ein Vielfaches übertraf.
    Als die Verständigung endlich hergestellt war, erfasste er ihren Namen und fragte diverse Identifikationsnummern ab, die sie freilich nicht hatte. Dann verlangte er einen kurzen Lebenslauf. Sie zählte die Reisen zwischen den Sternen auf. Mit einem im Schreibtisch integrierten Computer rief er aus irgendeiner großen

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