Das Multiversum 2 Raum
mehr davon finden, sagte er sich. Termitenkolonien. Und vielleicht niemanden mehr wie uns.
Verdammt, sagte er sich. Ich bin vielleicht das einzige echte Individuum in diesem ganzen Sternensystem. Was für eine grauenhafte und erschreckende Vorstellung.
Falls die Roboter wirklich Replikatoren waren, gehörten sie aber nicht zu den Meistern ihres Fachs.
Sie schienen alle der Bauart des Typs zu entsprechen, auf den er zuerst gestoßen war: Mit einem plumpen zwölfflächigen Körper und unterschiedlich konfigurierbaren Gliedmaßen, was auf eine Spezialisierung schließen ließ. Aber er stellte Abweichungen zwischen diesen fleißigen Drohnen fest. Die Unterschiede waren freilich nicht groß: Ein paar zusätzliche Glieder hier, eine leichte Asymmetrie dort. Jedes Zwölfeck wich leicht vom geometrischen Ideal ab – aber sie waren da.
Vielleicht war die authentische von Neumann-Vision – identische Replikatoren, die sich selbst vermehrten – nur mit Nanotechnik zu verwirklichen, mit Werkstoffen und Fertigungstechniken auf der atomaren Ebene. Er stellte sich vor, wie eine Flotte dieser un-vollkommenen Roboter auf die Galaxis losgelassen wurde, den Befehl erhielt, von Stern zu Stern zu reisen und sich zu vermehren – und mit jeder Generation mehr Fehler einbaute.
Eine solche Vielzahl von ›Mutationen‹, wie er sie hier sah, wurde jedoch sicher erst nach sehr vielen Generationen erreicht.
Aber was, wenn das hier die Gaijin sind?, fragte er sich.
Er hatte geglaubt, dass hinter diesen ›bloßen‹ Maschinen etwas Größeres stehen müsse, etwas Intelligenteres, etwas Komplexeres.
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Fehlende Vorstellungskraft, Malenfant. Anthropomorph. Konzentrier dich auf das, was du siehst und nicht darauf, was du in deiner Vorstellung erwartest.
Er wurde der Beobachtung des unbegreiflichen Schwärmens der Roboter müde und richtete die Verstärker-Softscreen auf Alpha Centauri.
Jeder der Zwillingssterne hatte eine frappierende Ähnlichkeit mit der Sonne – hätte man den helleren Stern, Alpha A, jedoch an die Stelle der Sonne gesetzt, würde sein Begleiter, Alpha B, sich noch innerhalb des Sonnensystems befinden: Näher als der Planet Neptun.
Planeten gab es hier auch. Die Interpolations-Programme der Softscreen skizzierten Umlaufbahnen – einen, zwei, drei enge Orbits um den hellen Alpha A – kleiner Gesteinswelten, vielleicht Zwillinge von Erde, Venus oder Mars. Nach ein paar Minuten waren ähnliche Orbits auch um den Begleiter B gelegt worden.
Alpha Centauri war nicht nur ein Doppelstern, es war ein Doppelstern-System. Hätte man die Erde hierher versetzt, dann wäre die zweite Sonne ein strahlender Stern gewesen. Man hätte doppelte Sonnenauf-und -Untergänge erlebt, bizarre Naturschauspiele, wobei der eine Stern den anderen verfinstert hätte. Es wäre ein ebenso heller wie komplexer Himmel gewesen. Und ein paar Licht-stunden entfernt hätte es ein komplettes zweites Planetensystem gegeben: So nah, dass die Menschen schon seit den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts interstellare Raumflüge durchzuführen vermocht hätten. Er verspürte einen irrealen Schmerz wegen verlorener Möglichkeiten und eine nostalgische Anwandlung wegen einer Realität, die niemals eingetreten war.
Das Doppelsystem enthielt nur einen Gasriesen – und der war noch klein im Vergleich zum mächtigen Jupiter und selbst zu Saturn. Er schien sich auf einer bizarren metastabilen Umlaufbahn zu bewegen, die ihn auf jahrzehntelangen schleifenförmigen Tra-126
jektorien zwischen den beiden Sternen hin und her schickte. Während die Sterne einander in ihren elliptischen Orbits umliefen, würde dieser Planet in ein paar Millionen Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Dunkelheit hinauskatapultiert werden, aus der er vielleicht auch gekommen war.
Es gab nur ein paar Riesen, doch dafür war der Himmel von Alpha mit kleinen Planeten, Asteroiden und Kometenkernen förmlich gespickt. Im Gegensatz zu den ordentlichen Bahnen des Sonnensystems erstreckten diese Asteroidenwolken sich durch den Raum zwischen den Sternen bis in die Raumsektoren dahinter.
Die Programme der Softscreen bildeten Dichtelinien innerhalb der funkelnden Asteroidenwolken ab, und Malenfant erkannte Knoten, Bänder, Schleifen und sogar etwas, das wie Speichen aussah, die aus den Zentralsystemen der beiden Sterne ragten: Dichtewol-ken, die die ausschweifenden Pfade von Asteroiden-Schwärmen darstellten, die wiederum durch die gegensätzliche Anziehung der Sterne und ihrer
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