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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)
Autoren: Heiko Rolfs
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verpflichtet.“
    Ein hagerer, gut gekleideter, älterer Mann in einem
pelzverbrämten Mantel, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, war
vorgetreten.
    „Ratsherr Büldening“, stellte er sich mit schnarrender
Stimme vor und senkte kurz den Kopf zum Gruß. Dann überreichte er dem
verblüfften Ritter ein Ledersäckchen mit klimperndem Inhalt.
    „Es ist mir eine große Ehre, Euch die von den Stadträten
ausgesetzte Belohnung in Höhe von fünfzig Gulden aushändigen zu dürfen.“
    Etwas verlegen bedankte sich Conrad. „Eine Menge Geld für
einen einzigen Halunken“, bemerkte er.
    „Das ist uns die Sicherheit unserer Wege wert“, entgegnete
der Ratsherr emotionslos.
    Conrad widerstand dem ersten Impuls, das Geld
zurückzuweisen. Er wollte den Ratsherrn nicht brüskieren. Außerdem konnten sie
die Gulden für den Rest des Weges gut gebrauchen. Nun mussten sie sich keine
Sorgen mehr um gutes Essen und eine standesgemäße Unterkunft machen.
    Nach ein paar Kommandos erschienen mehrere Stadtbüttel und
führten die Gefangenen ab. Conrad war erleichtert, diese Last loszuwerden.
Jetzt konnten sie ihre Reise fortsetzen. Aber zuerst brauchte er ein Bad und
ein gutes Essen.
    Der Kommandant lächelte den jungen Ritter offen an,
plötzlich stutzte er. Sein Mine wurde ernst: „Wie sagtet Ihr, sei Euer Name?“
    „Conrad von der Lühe, zu Euren Diensten.“
    „Von der Lühe“, wiederholte Leonhardt gedehnt. Seine
Gesichtszüge hatten sich versteinert und er bemühte sich sichtlich um Fassung.
Er musterte sein Gegenüber von Kopf bis Fuß, als wolle er sich jede Einzelheit
genau einprägen.
    Unbehagen stieg in Conrad auf. „Sagt Euch der Name etwas?“,
fragte er mit gerunzelter Stirn.
    „Es ist lange her“, murmelte der Kommandant der Stadtwache.
„Aber es gibt Dinge, die man nicht vergessen kann.“
    „Verzeiht, aber Ihr sprecht in Rätseln“, sagte Conrad etwas
konsterniert. Dann wurde er unsicher. Irgendetwas im Gesicht dieses Mannes kam
ihm vage bekannt vor. Er war sich plötzlich sicher, diesen Mann schon einmal
gesehen zu haben. Aber er wusste nicht, wo. „Sind wir uns schon einmal
begegnet?“
    „Bornhoeved“, sagte der Stadtkommandant nur und Conrad fiel
es wie Schuppen von den Augen. Er kannte diesen Mann tatsächlich, nur dass
seine Haare damals noch dunkelblond gewesen waren. Jetzt erinnerte er sich an
jede verdammte Einzelheit. Er hatte es verdrängt, aber nie vergessen – und
jetzt hatte ihn seine Vergangenheit wieder eingeholt.
    „Herr, ich…“, setzte er an, aber der alte Kämpe drehte sich
auf dem Absatz um und ließ ihn einfach stehen.
    An diesem Abend trank Conrad mehr als ihm gut tat. Die
Frauen waren bereits schlafen gegangen, als er noch immer im Gastraum saß. Auch
die Soldaten hatten sich nach den Anstrengungen der letzten Tage Schlafplätze
in der Scheune und im Pferdestall gesucht.
    Nur Li Chan und Martin waren noch bei dem jungen Ritter. Li
Chan trank wie immer nur wenig, während Martins Augen bereits glasig waren.
Aber er hielt sich noch erstaunlich gut.
    Willst du reden darüber“, fragte der kleine Chinese
scheinbar zusammenhanglos und sah seinen jungen Freund kritisch an.
    „Bornhöved.“ Conrad starrte vor sich hin und fühlte sich
zurückversetzt auf das Schlachtfeld, zu diesem verhängnisvollen Tag, dem Tag
seiner Feuertaufe. Niemals hatte er seitdem über die Ereignisse gesprochen, die
er so schmerzlich in Erinnerung hatte und die sein Leben verändert hatten.
    Dann erzählte er, wie er damals den jungen Dithmarscher
getötet hatte, den er für einen Feind hielt, den Sohn des heutigen Kommandanten
der Stadtwache von Lübeck.
    Eine Weile war es still. Dann sagte Li Chan: „Wie hättest du
wissen sollen das?“
    „Natürlich konnte ich es nicht wissen, es wusste nur unser
Heerführer und vielleicht seine Hauptleute.“
    „Das sehr tragisch, aber so etwas passiert…“, wollte Li Chan
ihn trösten, aber Conrad fiel ihm ins Wort.
    „Das habe ich bereits öfter gehört. Aber das ändert nichts
an der Tatsache. Ich war zu voreilig.“
    Wie so oft sah er wieder das Gesicht dieses Jungen vor sich.
Auch die Teilnahme am Kreuzzug konnte diese Erinnerung nicht auslöschen. Sie würde
ihn immer verfolgen.
     
                                    

XXIV
Der Wolfshund
    Brachetmond Anno 1230    
                                                      
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