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Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

Titel: Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Brocks
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wenn ich ihn aus dem Weg räume! Ohne darüber nachzudenken springe ich ihn an. Ich zeige kein Erbarmen und keine Reue als ich ihm an die Gurgel gehe. Der Jäger versucht sich noch zu wehren, aber was will er schon gegen mich ausrichten? Ich spüre wie meine Zähne tief in seinen Hals eindringen, fühle das Fleisch und schmecke das Blut. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich wie ein richtiger Wolf, ein Raubtier, wie die Bestie, die ich nie vorhatte freizulassen...
    Die ganze Sache ist schnell vorbei. Noch ein paar letzte Regungen von meinem Opfer und schließlich rührt er sich nicht mehr. Das wäre erledigt. Nun kann er keinem mehr Leid zufügen...was ist das? Am Boden liegt ein gerahmtes Bild, das an einer Goldkette hängt. Es muss ihm beim Sturz aus der Jackentasche gefallen sein. Ich verwandle mich wieder in meine menschliche Gestalt und hebe das Bild auf. Darauf ist eine Frau abgebildet. Links neben ihr steht ein kleines Mädchen, vermutlich kaum älter als vier Jahre. Zu ihrer Rechten befindet sich ein Junge, er wird maximal acht Jahre alt sein. Die Frau hat ihre Hände jeweils auf die Schulter der beiden Kinder gelegt. Sie stehen auf einer blühenden Wiese und die Sonne scheint sie von links an. Alle drei lächeln und sehen sehr glücklich aus.
    "Was habe ich nur getan?" Ich habe eine Familie zerstört, den Kindern ihren Vater genommen und der Frau ihren Ehemann. Sie werden auf seine Rückkehr warten, aber er wird nie mehr wieder zurückkommen. Er wird sie nie mehr in den Arm nehmen können, nicht erleben wie sie aufwachsen. I-ich habe doch nicht gewusst, dass...wie sollte ich denn wissen...was habe ich diesen armen Menschen nur angetan?
    Plötzlich scheint ein Sonnenstrahl durch das Laub der Bäume und fällt auf das Foto. Das Licht wird vom Glas reflektiert und ich erkenne mein Spiegelbild...oh mein Gott...was ist nur aus mir geworden? Ich blicke an mir hinunter. Mein ganzer Oberkörper ist voller Blutspritzer und als ich in die Augen meines Spiegelbildes schaue, erkenne ich mich nicht wieder. Mein Gesicht ist mit Blut beschmiert. Es klebt an meinen Händen, Armen und sogar zwischen meinen Zähnen. Ich bin genau zu dem geworden, was ich so sehr verabscheue - zu einem Monster. Noch schlimmer, ich bin eine Mörderin. Ich habe ein Leben ausgelöscht und versucht, es mit zweitrangigen Argumenten zu rechtfertigen. Wie konnte ich nur? Ich glaube das alles gar nicht! Wie ist es nur möglich, dass meine Wut so Überhand nehmen konnte? Was ist, wenn das nochmal geschehen sollte? Ich würde es mir nie verzeihen! Nein, so etwas darf nie wieder passieren! Ich werde mich nie wieder in einen Wolf verwandeln, nie wieder! Keiner soll mehr durch meinen Hass zu Schaden kommen!
    Auf dem Waldboden kniend breche ich in Tränen aus. Ich bin völlig am Ende. Plötzlich höre ich hinter mir ein Winseln. Jake! Den hatte ich vor lauter Selbstmitleid völlig vergessen! Ich springe sofort auf, autsch! Oh Mann, ich habe gar nicht mehr an meine Wunde gedacht...dieser Schmerz...aber Jake ist jetzt wichtiger. So schnell es mir nur möglich ist humple ich zu ihm hinüber und setze mich neben ihn. Seine Atmung ist schon etwas ruhiger geworden, aber er kämpft noch immer um sein Leben. Ich lege meine Hand auf seinen Brustkorb und streiche ihm sanft über das Fell.
    "Jake, kannst du mich hören?" Er nickt leicht mit dem Kopf. Vermutlich ist er zu schwach, um zu sprechen. Die Wunde hat bereits aufgehört zu bluten, aber rund um Jake ist trotzdem eine ziemliche Blutlache. Er muss kaum noch Kraft haben. Immer wieder fallen ihm die Augen zu und er bemüht sich sie offen zu halten. "Es tut mir so leid. Das ist alles meine Schuld. Hätte ich ihn von Anfang an ausgeschaltet wäre das alles nicht passiert." Meine Augen füllen sich wieder mit Tränen. "Jetzt habe ich ein Leben ausgelöscht und deines auch noch in Gefahr gebracht. Wenn ich dich verliere...ich weiß nicht was, ich dann..." Was ist denn jetzt los? Jake hat sich wieder in einen Menschen verwandelt. Er richtet sich langsam und unter Schmerzen auf. Schließlich lehnt er sich an den Baum hinter sich und sitzt nun aufrecht vor mir. Er nimmt meine Hand.
    "Gib dir nicht die Schuld für alles, Jessica." Jake spricht leise. Seine Stimme ist sehr schwach. "Du kannst nichts dafür. Wie lange weißt du jetzt, dass du ein Wölfin bist? Zwei Tage? Keiner kann von dir erwarten, dass du nach so kurzer Zeit jemanden tötest. Auch ich hätte das nicht erwarten dürfen...es tut mir leid."
    Ich bin

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