Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
Vom Netzwerk:
Sein Blut sollte die Götter versöhnlich stimmen. Sie mussten entscheiden, wann er ausglitt und zwischen die Felsen in den Tod stürzte. Von dort wird ein göttlicher Adler seine Seele in die Anderswelt tragen. Auf halber Höhe hielt Ekuos erschöpft inne und blickte zurück. Amanda hielt sich angestrengt an einem Felsvorsprung fest. Ihre Hände und ihr Gesicht waren blau angelaufen. Sie schauten auf einen breiten Nebelschleier. Unter ihnen war die Erde verschwunden. Der Himmel war klar und eine einsame Wolke stand direkt über ihnen. Hinter diesem Himmel wartete die Lautlosigkeit der Sterne. Ekuos sah in das Gesicht von Amanda und erkannte die Schöpfung der Mutter Erde darin. Voller Wärme sah sie ihn an. Als die Wolke sich aufgelöst hatte, machten sie sich auf den Rückweg. Ekuos schaute sich um, denn es gab keinen Nebel. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken, was er zuvor gesehen hatte. Ihn beschäftigte etwas anderes. Die Menschen müssen wieder lernen, dass ihre Vergänglichkeit nichts ist, was den Tag dunkler und die Nacht finsterer werden lässt. Sie wollen bestimmen, wie der Himmel leuchtet und die Nacht sich zeigt. Wenn die Götter wollen, dass sie frieren, dann frieren sie. Und wenn die Große Mutter Erde sie nähren will, dann wird es keinen Hunger mehr geben. Nur einen winzigen Moment dachte er daran, dass die Götter zur Anwesenheit Amandas so eng neben ihm geschwiegen hatten.
    Ekuos betrat das Haus nicht mehr, sondern er lief mit zornigem Ausdruck durch den Ort und machte den Menschen dadurch klar, dass die Entscheidung über Leben oder Tod unmittelbar bevorstand. Die Winterwende würde die Bestimmung für das weitere Leben bringen. Auf dem großen Platz bei den drei Tempeln, wo während der normalen Zeit Markt gehalten wurde, stellten die Weisen vom Berge eine Krippe auf. Dann begann die Nacht vor dem Unheil oder der Geburt des Sonnenkindes. Alle weisen Frauen und Männer, auch Ekuos, Talale, Amanda und Werena, harrten in beißender Kälte bei der Wiege aus. Doch es geschah nichts. Sie warteten und warteten, aber die Wiedergeburt der Sonne passierte nicht. Lange Tage und Nächte war die alte Sonne gestorben und sie hatte mit ihrem Sterben Hunger und Elend über die Menschen gebracht. Ohne das Sonnenkind am Himmel würde das Leben auf der Erde vorbei sein. Es war Amanda, die einen goldenen Halsring in ein Feuer legte und ihn mit Hammer und Zange so formte, dass sie ihn wie einen goldenen Sonnenkranz um den Kopf der Puppe drapieren konnte.
    Ekuos legte seine Handflächen auf die Lider und bat die Götter still um die Heimkehr des Sonnenkindes. Alle richteten die Blicke nach Osten und endlich wurde es grau, dann heller und heller, schließlich ließ ein Bündel Strahlen aus dem Himmel die Krone des Sonnenkindes in der Wiege erstrahlen. Der Bann war gebrochen. Die Wintersonnenwende war da und die Menschen fielen sich jubelnd in die Arme. Der neue Sonnengott war geboren und das Leben durfte weitergehen. Der Strahlenkranz um den Kopf der Puppe wurde nicht mehr entfernt.
    Für Amadas waren die Reaktionen der Leute mehr als irritierend gewesen. Im Haus von Irscha hatte es keinen Mangel gegeben, aber der beschwor jeden, von seinem Überfluss nur ja niemandem zu berichten. Besonders war ihm aufgefallen, wie schnell die Menschen an den Fähigkeiten ihrer weisen Männer und Frauen zu zweifeln begannen. Nach dem Erscheinen der Sonne und der Feier zur Geburt des Sonnenkindes wurde plötzlich alles wieder anders. Man jubelte und die Leute waren in die Wälder gelaufen, um Tannenzweige zu sammeln, die später geschmückt in den Häusern standen. Mit dem ausgepressten Saft der Tannennadeln hatte man sich und alle Tiere eingerieben, um die Fruchtbarkeit zu gewährleisten und die Verbindung zum Leben wiederherzustellen. Auch die Türen, aber vor allem die Brunnen, waren mit grünen Zweigen geschmückt worden.
    Amadas blickte um sich. Man saß im Haus von Irscha an der Tafel und speiste. Das gemeinsame Essen, auch die Tiere hatten etwas bekommen, gehörte zu den Feierlichkeiten dazu. Große Brote waren gebacken worden, dazu wurde eine Vielzahl getrockneter Früchte gereicht. Irscha hatte sich großzügig gezeigt und Wein spendiert, der sonst nicht sehr häufig auf den Tisch kam. Jantumara nahm nach dem Essen die Reste vom Tisch und legte sie in einen Korb. So bestückt ging sie zu den Obstbäumen hinaus und alle folgten ihr nach. Mit sichtbarer Kraftanstrengung gruben Irscha und Matu ein Loch in den gefrorenen

Weitere Kostenlose Bücher